Es ist ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt auf Münsters größter und verkehrsreichster Ausfallstraße. Auf einem nur wenige hundert Meter langen Abschnitt der Weseler Straße stehen Busse normalerweise ständig vor roten Ampeln. Mehr als zwei Minuten brauchen sie hier, um von einer bis zur nächsten Haltestelle zu kommen.
"Eine halbe Minute weniger Fahrtzeit"
Neuerdings hängen Kameras an den Ampelmasten. Mit Künstlicher Intelligenz analysieren sie den Verkehr. Wenn es die Verkehrssituation zulässt, geben sie den Bussen längere Grünphasen. "Auf die Weise können Stadt- Regionalbusse eine halbe Minute und mehr Fahrtzeit einsparen, nur zwischen zwei Ampeln", hofft Martin Becker vom Amt für Mobilität der Stadt Münster.
KI in den Kameras kommuniziert mit den Bussen
Technisch umgesetzt wurde das Pilotprojekt vom Institut für Straßenwesen der RWTH Aachen. Institutsmitarbeiter Moritz Berghaus: "Der Bus sendet Signale an die Ampelanlage – jetzt nähere ich mich, nun sind die Fahrgäste ausgestiegen, jetzt schließen sich die Türen." Die KI in den Kameras der Ampel reagiert dann darauf und gibt dem Bus im Idealfall Vorrang.
Bei einer Testfahrt wollen sich Martin Becker von der Stadt und Moritz Berghaus von der RWTH von dem System überzeugen. Tatsächlich kommen sie mit dem Stadtbus in deutlich weniger als zwei Minuten von der einen zur anderen Haltestelle. Nur einmal stoppt der Bus ganz kurz vor der Ampel und bekommt dann sofort Grün.
Manche Busfahrer sind noch nicht überzeugt
Fragt man allerdings Busfahrer auf der Strecke, sind die Meinungen über den Pilotversuch sehr unterschiedlich. Während einige Fahrer sagen, dass sie nun schneller unterwegs sind, ist die Erfahrung von Manfred Knötgen genau umgekehrt. "Seit Beginn des Projekts stehe ich länger vor den Ampeln, das war früher besser." Die Stadt Münster und RWTH Aachen räumen Startschwierigkeiten ein. So seien zum Beispiel noch nicht alle Busse technisch nachgerüstet worden.
Ziel: Mehr Berufspendler in den Bus zu bekommen
Doch im Großen und Ganzen sei das Projekt vielversprechend angelaufen, so Martin Becker vom Amt für Mobilität. Mehr als eine halbe Million Euro wird es die Stadt Münster kosten, Zweidrittel davon übernimmt aber das Land NRW.
Martin Becker blickt schon auf die nächsten Schritte: Bis 2026 soll die gesamte Weseler Straße mit KI-Kameras ausgestattet sein. Davon würden vor allem auch die Regionalbusse profitieren, die Münster mit den Kreisen Coesfeld und Borken verbinden. Becker: "Unser Ziel auf lange Sicht ist vor allem, mehr Pendler von den schnellen Bussen zu überzeugen. Und im Ergebnis weniger parkende Autos in Münster zu haben."
Unsere Quellen:
- Stadt Münster
- RWTH Aachen
- WDR-Reporter vor Ort