700.000 Euro aus Kita-Kasse in Münster veruntreut?
Lokalzeit Münsterland. 06.05.2024. 03:11 Min.. Verfügbar bis 06.05.2026. WDR. Von Detlef Proges; Heike Zafar.
Münster: 700.000 Euro aus Kita-Kasse veruntreut?
Stand: 03.05.2024, 16:34 Uhr
Die Staatsanwaltschaft Münster ermittelt gegen den früheren Vereinsvorsitzenden einer integrativen Kita in Münster. Der Mann soll rund 700.000 Euro aus der Vereinskasse veruntreut haben.
Von Heike Zafar
Rund 70 Kinder besuchen die Kita im "Heinrich-Piepmeyer-Haus" in Münster, viele davon mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung. Nun klafft eine riesige Lücke in der Vereinskasse, sagt Münsters Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt.
Der ehemalige Vereinsvorsitzende, ein Lehrer aus Münster, soll den Eltern aus dem Vorstand vorgeschlagen haben, Geld vom Vereinskonto auf ein anderes zu transferieren, um höhere Zinserträge zu bekommen. Unter dieser Annahme hätten die Eltern zugestimmt. Tatsächlich aber habe der Beschuldigte rund 670.000 Euro auf ein Privatkonto überwiesen, von dem er auch private Dinge bezahlt habe. Weitere rund 30.000 soll der Mann direkt vom Kitakonto für Privatzwecke überwiesen haben, so Staatsanwalt Botzenhardt.
Mitgliederversammlung zu Vorwürfen
Am 21. März fand im Heinrich-Piepmeyer-Haus eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt, dabei hat der Schatzmeister die Vereinsmitglieder über die Vorwürfe informiert. Das Protokoll liegt dem WDR vor. Danach sei der Beschuldigte mit einer "hohen kriminellen Energie" vorgegangen. So habe er mit der Bitte um Ausweiskopien vorgetäuscht, dass auch der zweite Vorsitzende des Vereins Zugang zu dem neuen Konto habe und das Vieraugen-Prinzip ausgehebelt.
Der Beschuldige selbst will sich gegenüber dem WDR nicht zu den Vorwürfen äußern und verweist auf seinen Anwalt. Der erklärt auf Nachfrage: "Kein Kommentar"- zum jetzigen Zeitpunkt könne er nichts sagen.
Privathaus im März durchsucht
Die Staatsanwaltschaft hat im März das Privathaus des Beschuldigten durchsuchen lassen und dabei unter anderem ein Privatfahrzeug sichergestellt "Zur Vermögenssicherung", sagt Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt. Bei dieser Gelegenheit habe der Beschuldigte erklärt, er habe das Geld in möglicherweise hochspekulative Aktien angelegt. Den Mitgliedern aus dem Vereinsvorstand habe er das verschwiegen, weil sie das bestimmt nicht gut fänden.
Für die Kita ist der Fall ein Desaster. "Das Tagesgeschäft ist derzeit angespannt", heißt es im Protokoll der Mitgliederversammlung, "So müssen notwendige und geplante Sanierungsmaßnahmen vertagt werden". Unter anderem geht es dabei um den Spielplatz für die Kinder.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Staatsanwaltschaft Münster