Kiri- oder auch Blauglockenbäume sehen nicht nur schön aus mit ihren strahlend blauen Blüten - sie sind wegen ihrer Fähigkeit, viel Kohlenstoffdioxid zu binden, auch gut fürs Klima. Sie fallen sofort auf, wenn man bei Martin Eggenhaus auf den Hof fährt: Kleine, grell-grüne Schutz-Hütchen stehen da bei ihm auf dem Acker, so weit das Auge reicht. Sie ummanteln 2.000 Setzlinge des Kiribaums - zu ihrem Schutz - und machen sich auf vier Hektar Acker breit.
Baum bindet dreimal mehr Kohlendioxid
Landwirt Martin Eggenhaus ist voll überzeugt vom Kiribaum. Er stammt aus Südostasien, ist vor allem in Japan heimisch und hat unschlagbare Eigenschaften. "Er wächst sehr schnell, das Holz hat eine überaus gute, leichte Qualität und klimafreundlich ist er auch." Denn der Baum bindet mindestens dreimal so viel Kohlendioxid aus der Luft wie herkömmliche, heimische Bäume. Und er brennt nicht so leicht wie Fichte, Tanne und Co. "Erst bei etwa 400 Grad", so Eggenhaus.
Gutes Holz für Haus- und Schiffsbau
Der Freund seines Sohnes Bernd hatte die Idee, mehr aus dem Baum zu machen. Jan-Philipp Rose ist Tischler und Holz-Ingenieur, über die Qualitäten des Kiribaums hat er seine Bachelor-Arbeit geschrieben. Er kennt sich also bestens aus. Und er schlug Landwirt Eggenhaus vor, den Baum im großen Stil anzupflanzen.
Nach zehn Jahren erntereif
Weil der Kiribaum sehr schnell wächst, dauert es gar nicht so lange, bis man sein Holz nutzen kann. "In acht bis zehn Jahren ist das Holz erntereif", so Rose. "Es eignet sich hervorragend als Bauholz, für den Häuser- oder den Schiffsbau." Beide, Eggenhaus wie Rose, denken weiter: Gemeinsam haben sie eine Firma gegründet, mit der sie sich um die weitere Vermarktung kümmern wollen.
Auswirkung der "Exoten" auf heimische Flora noch unbekannt
Öko-Experten sind allerdings skeptisch. "Der Blauglockenbaum gehört nicht zu den Waldbaumarten, die im Rahmen des Waldbaukonzepts für Nordrhein-Westfalen fachlich empfohlen werden, auch nicht für begrenztes experimentelles Einbringen", teilt das NRW-Landwirtschaftsministerium auf WDR-Anfrage mit.
Die Baumart sei potenziell invasiv und stehe beim Bundesamt für Naturschutz unter Beobachtung: "Die Landesforstverwaltung rät deutlich vom Einbringen der Baumart in Wäldern ab. Invasive Arten können grundsätzlich unvorhersehbare Risiken für die heimischen Ökosysteme darstellen." Wer die sogenannte Kurzumtriebsplantage anlegen wolle, müsse sich das vom Regionalforstamt genehmigen lassen.
Das Institut für Wald und Holz NRW äußert sich ähnlich: Es würde solche Bäume nicht in heimische Wälder pflanzen - dafür gebe es andere Bäume, deren Zusammenspiel mit heimischen Pflanzen besser erforscht sei. Etwa Libanonzedern oder Douglasien. Auch sie bezieht sich auf die Landesforstverwaltung, die deutlich vom Einbringen der Baumart in Wäldern abrät.
Ackerfläche für Baumpflanzung bereitstellen
Für Landwirt Martin Eggenhaus hat der Kiribaum nur Vorteile: Er schlage dem Klimawandel ein Schnippchen und wachse extrem schnell. "Es waren schon andere Bauern da, um sich das anzugucken und erklären zu lassen. Aber so viel Ackerfläche für Bäume herzugeben, das fällt natürlich schwer", versteht Eggenhaus die zögerliche Haltung seiner Kollegen. Er hat es trotzdem gemacht und mehr als 30.000 Euro investiert. Und er weiß jetzt schon: Er wird noch mehr anbauen. Das sei nur eine Frage der Zeit.