"Köttelbecke" sind Bäche, die vom Bergbau als Abwasserkanal genutzt wurden. Das gesamte Abwasser fließt darin oberirdisch und damit auch der ein oder andere Köttel, wie die Menschen im Ruhrgebiet sagen. Fast hundert Jahre ging das so auch in Hamm.
Doch damit ist jetzt Schluss, weil ein Pumpwerk am Donnerstagnachmittag in Betrieb ging - als letzter Baustein eines 70 Millionen Euro Projektes: Zehn Kilometer Abwasserkanäle hat der Lippeverband in den vergangenen Jahren unterirdisch in Hamm verlegt und dazu drei Pumpwerke gebaut.
Abwasser und Flusswasser fließen getrennt
Mit dem nun angeschalteten Pumpwerk Bocksheideweg schafft der Lippeverband endgültig die Köttelbecke in seinem Fluss-System ab. Denn jetzt sind auch die beiden letzten in die Lippe mündenden Bäche dank der Pumpen abwasserfrei: Der Herringer Bach und der Hoppelbach. Ab nun fließen Abwasser und Flusswasser in dem Bereich getrennt voneinander.
Außerdem gleichen die Pumpen auch andere Bergbaufolgen aus: Absenkungen und damit umgekehrte Fließrichtung durch Bergbauschäden werden zum Beispiel vermieden. Und zusätzlich sichern die Pumpwerke die Region vor Hochwasser - dank neu erbauter Rückhaltebecken in der Umgebung.
Renaturierung ab 2024
Die beiden ehemaligen Köttelbecken in Hamm waren bis Donnerstagmittag abwasserführende offene Kanäle - mit Betonbett begradigt, verschmutzt und alles andere als natürlich. Da der Herringer Bach und der Hoppelbach in Hamm ab jetzt aber kein Abwasser mehr führen, sollen sie renaturiert werden.
Nächstes Jahr schon will die Stadt die Betonelemente aus den Bachläufen entfernen. Danach sollen die begradigten Bachufer wieder natürlich geschwungen verlaufen. Ein teures Projekt, ähnlich dem Emscherumbau - nur viel kleiner. Dennoch rechnet die Stadt mit Millioneninvestitionen und hofft auf Fördergelder von Land, Bund und EU.