Das Ehepaar Ruhl ist gestern in Münster angekommen. Jetzt sitzen die beiden auf ihren Campingstühlen vor dem Wohnwagen und essen Schnitzel und Kartoffelsalat. "Alles von zu Hause mitgebracht", sagt Robert Ruhl und schaut sich zufrieden um.
Der Campingplatz in Münster gefällt den beiden gut. Er liegt im Grünen nahe der Werse, zum Stadtbummel nach Münster sind es 20 Minuten mit dem Fahrrad.
"Außerdem studiert unsere Enkelin hier", sagt Rudolf Ruhl, "sie zieht an diesem Wochenende in eine WG und wir wollen etwas helfen". Ein Kombitrip - das Schöne mit dem Nützlichen verbunden.
Man wohnt "Backe an Backe" beim Campen
Ein paar Stellplätze weiter hat Heinz Bauer seinen Wohnwagen stehen. Er ist 70 Jahre alt und kommt fast jedes Wochenende aus Bergkamen hierher.
In sein Haus zieht es ihn kaum noch. Dort sei er alleine, die Nachbarn zu alt oder tot. "Hier wohnen wir Backe an Backe", grinst er und winkt einem Campingkumpel aus Essen zu. Er schätzt die Erholung, und bezahlbar sei es auch.
Platz ist fast immer ausgebucht
300 Dauercamper-Plätze und 150 normale Stellplätze hat der Campingplatz in Münster, sagt Betreiberin Gertrud Kampert. Und vor allem in den Ferien und an den Wochenenden sei der Platz fast immer ausgebucht.
Sie selbst stellt abwechselnd Feiern auf die Beine oder schneidet den Campern die Haare, "Wir wollen unsere Gäste verwöhnen", sagt sie, und das kommt gut an.
Ein Lebensgefühl im Trend
"Camping liegt voll im Trend", weiß Michael Kösters, Tourismusbeauftragter von "Münsterland e.V." Das sei Folge der Coronazeit, damals hätten die Leute statt Hotels autarke Unterkünfte mit wenig Fremdkontakt gesucht, und der Trend halte nach wie vor an.
Im vergangenen Jahr hat es im Münsterland 4,7 Millionen Übernachtungen gegeben. Das waren 17 Prozent mehr als vor Corona. Und der Trend hält an.
Camping auf dem Bauernhof beliebt
Im Münsterland ist neben Camping vor allem Ferien auf dem Bauernhof hoch im Kurs. Für Kinder zum Beispiel auf dem Ponyhof Schleithoff in Havixbeck. Zwei Stunden Reitunterricht täglich in idyllischer Umgebung und Ganztagesbetreuung ist das Angebot für Sieben- bis 14-Jährige - ein Urlaub ohne Eltern für 115 Euro pro Nacht.
Franz Schulze Schleithoff weiß um die Bedeutung des Ferienbetriebs. Allein mit Landwirtschaft, Ackerbau und der Bewirtschaftung des Waldes seien der Betrieb und der Erhalt des mehr als 700 Jahre alten Gutshofs nicht zu stemmen.
Und so geht es sehr vielen Landwirten im Münsterland. Immer mehr bauen Scheunen und Ställe zu Feriendomizilen um, die Kombination von Landwirtschaft und Tourismus hält die Höfe am Leben.
Wirtschaftsfaktor für das Münsterland
"Die Urlauber und Touristen bringen jedes Jahr rund zwei Milliarden Euro brutto in die Region", hat Michael Kösters von "Münsterland e.V." errechnet, darum sei die Branche ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Vor allem profitiert das Münsterland von den Gästen aus den Niederlanden und dem Ruhrgebiet. Die Kombination von Urlaub auf dem Land und die Nähe zur Stadt Münster sei besonders attraktiv.
Zurück zum Campingplatz in Münster: Dort steht für das nächste Wochenende ein Herbstfest an. Heinz Bauer und seine Campingfreunde freuen sich schon darauf. "Hier ist es schön, hier kann man es sich richtig gemütlich machen", schwärmt Heinz. Sein liebstes Urlaubsziel liegt von zu Hause 45 Kilometer entfernt.
Unsere Quellen:
- Münsterland e.V.
- Landwirt Franz Schulze Schleithoff
- Ehepaar Ruhl, Camper
- Heinz Bauer, Camper
- Gertrud Kampert, Campingplatzbetreiberin