Wer die Produktionshalle von Kuchenmeister im Soester Norden besucht, muss strenge Hygieneregeln einhalten: Schutzmantel, Kopfhaube, Plastik-Überschuhe.
Dann geht es durch die Hygieneschleuse. Hände unter Seifendüsen halten, danach über großem Waschbecken abwaschen, danach Hände unter Desinfektins-Düsen halten und über reinigende Bodenbürsten laufen.
Dann erst öffnet sich eine große Tür, die den Blick in eine riesige Halle freigibt. Hier fertigt der Soester Backwarenhersteller Produkte, die weltweit vertrieben werden.
Stollengebäck aus Soest in den USA sehr gefragt
Roboterarme und fahrerlose Transportfahrzeuge beherrschen die Halle. Auf langen Laufbändern liegen Brote und Kuchen. Die Firma Kuchenmeister exportiert ihre Produkte in 80 Länder.
In die USA liefert sie Stollen und Stollenkonfekt, die in Containern per Schiff transportiert werden. Produkte "made in Germany" sind dort gefragt, sagt Geschäftsführer Hans-Günter Trockels. Noch sind dafür keine Zölle zu zahlen.
Zoll auf EU-Waren hätte auch Folgen für die US-Wirtschaft
Für den Fall, dass Zölle unter Präsident Trump demnächst für europäische Waren eingeführt werden, hat Trockels sich bereits Gedanken gemacht. Der 66-Jährige sitzt in einem gläsernen Raum im Open-Space-Büro der Kuchenmeister-Verwaltungsetage und lehnt sich im Stuhl gelassen zurück.
Seine Antwort lautet: "Dann gehen die Umsätze zurück, um 20, 30 oder auch 50 Prozent. Das geht eine gewisse Zeit, dann kommen Gegenzölle von der EU, dann gehen auch US-Importe zurück, und dann wird auch Herr Trump Druck bekommen von seiner eigenen Lebensmittelwirtschaft, die ihre Produkte nicht loswird."
Amerika produziert zum Beispiel große Mengen an Getreide. Die Produktion müsste zurückgefahren werden.
"Trump stößt Prozesse an"
Er unterstütze nicht alles, was Trump plane, sagt Hans-Günter Trockels. Aber: "Das ist das Positive bei Herrn Trump, dass er auch Prozesse anstößt, wir brauchen Menschen und Führungskräfte, die Veränderung bringen, denn nur Unternehmen oder auch Staaten, die sich verändern, werden erfolgreich sein."
Amerika auf europäisches Knowhow angewiesen
Seit 1981 verkauft das Soester Unternehmen Kuchenmeister Backwaren in die USA. Hans-Günter Trockels kennt sich dort aus, hat viele Kenntnisse bezüglich der Produktion von Backwaren in Amerika.
Dort sei man auf das Knowhow aus Europa dringend angewiesen: "Ich war diese Woche noch bei einem holländischen Unternehmen, das regelmäßig Anlagen nach Amerika verkauft. Wären die Anlagen mit hohen Zöllen belegt, würden die von den US-Firmen trotzdem gekauft. Dann würden aber - aufgrund der zusätzlichen Zoll-Kosten - die Produktionskosten steigen. Letztendlich landen diese Kosten dann beim amerikanischen Verbraucher."
Zölle helfen keiner Seite, ist der Soester Kuchenmeister-Chef überzeugt. Er hoffe weiter auf gute Verbindungen mit den USA. Seine Strategie sei aber, möglichst viele Kunden in vielen Ländern zu haben, um das Risiko zu minimieren.
Sein Motto für Krisen: "In jedem Land ist jedes Jahr irgendwas. Wir sind immer von etwas betroffen. Aber: Wir sind immer optimistisch."
Unsere Quellen:
- KuchenMeister GmbH
- IHK Siegen
- Unternehmensverband Westfalen-Mitte e.V.
- Reporterin vor Ort
Über dieses Thema berichten wir am 23.01.2025 auch im WDR Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.