Es ist bitterkalt an diesem Mittwochmorgen auf dem Wochenmarkt in Iserlohn. Nur wenige Kundinnen und Kunden sind bei minus sieben Grad unterwegs. Und auch sie wollen schnell wieder ins Warme, als ihnen der große, grüne Traktor auffällt. Viele bleiben dann doch stehen, um mit den Landwirten ins Gespräch so kommen.
Heinrich Neveling hat großes Verständnis für die Proteste der Landwirte. Schließlich seien sie es, die keinen Samstag und keinen Sonntag haben, meint der Rentner. Dafür hätten sie Respekt verdient, auch von der Politik. In ein paar Tagen wird der Iserlohner 77 Jahre alt und kann sich noch gut erinnern, wie er als Jugendlicher auf einem Bauernhof geholfen und sein Taschengeld verdient hat.
Sieglinde Graban wählt einige Äpfel aus. Sie kommt jede Woche zum Markt, so erzählt sie, um am Obst- und Gemüsestand einzukaufen. Hier achte sie darauf, Produkte aus Deutschland und möglichst sogar aus der Nachbarschaft zu wählen. Um die örtlichen Landwirte zu unterstützen.
Jörg Hornkamp ist einer von ihnen. Seine Felder in Fröndenberg sind vom Iserlohner Danzturm, einem beliebten Ausflugsziel, aus zu sehen. Fast jede Kundin, jeder Kunde am Marktstand spricht ihn heute auf die Proteste an.
Fast alle haben Verständnis. Einige nehmen aber auch die Bauern in die Pflicht:
Zwischen dem überzeugten Radfahrer und Landwirtin Dr. Christina Große-Frericks entsteht eine spannende Diskussion. Es geht darum, wie viele Lebensmittel künftig aus dem Ausland importiert werden müssen, was das fürs Klima bedeutet und welche Alternativen es zu Dieselmaschinen gibt. Beide Seiten haben starke Argumente, beide gehen wertschätzend miteinander um. Die Iserlohner Landwirtin gibt dem Radfahrer mit auf den Weg:
Ihr Kollege Christian Drepper aus Iserlohn sagt, er hätte eigentlich auch etwas anderes zu tun, als mit seinem Traktor auf dem Wochenmarkt zu stehen und Passanten über die Forderungen an die Politik zu informieren. Aber die Landwirte seien schon viel zu lange geduldig gewesen.
Rentner Heinrich Neveling meint, es müsse noch viel mehr Proteste geben, auch von anderen Berufsgruppen: "Krankenschwestern, Handwerker, Rentner – alle haben zu wenig Geld und leiden unter den hohen Preisen. Aber die Politik scheint solche Menschen gar nicht mehr zu kennen." Am Ende laufen ihm ein paar Tränen übers Gesicht. Ob aus Empörung oder wegen der eisigen Kälte ist ungewiss.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort