Der Arbeitstag beginnt für Michael Außendorf um 8 Uhr. In Rheine bei den Emstor-Werkstätten der Caritas kümmert er sich um den Garten- und Landschaftsbau. In einem kleinen Dreier-Team sorgt Michael mit seinen Kollegen dafür, dass die Anlagen der Werkstätten sauber sind. Heute wird Unkraut gezupft.
Job macht Michael Außendorf glücklich
Seit neun Jahren arbeitet Michael Außendorf in der Werkstatt: "Ich finde es gut hier. Ich bin froh, dass ich in der Werkstatt arbeite, da habe ich meine Ruhe", erzählt der 51-Jährige. Früher hat er in einer Gärtnerei gearbeitet, musste täglich um vier Uhr aufstehen und hatte kaum Freizeit. Das sei jetzt anders. Die geringe Bezahlung ist für Außendorf kein Problem. Er kommt gut zurecht.
Kritik an Werkstätten für Menschen mit Behinderungen
Immer wieder werden Werkstätten für Menschen mit Behinderungen kritisiert. Der Grund: Eine schlechte Entlohnung und eine geringe Vermittlungsquote auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Die Vereinten Nationen bemängeln, dass die Werkstätten in puncto Chancengleichheit, Lohn und Inklusion nicht den Zielen der Behindertenrechtskonvention entsprechen.
"Abschaffen ist aber keine Lösung", sagt Claus Meier vom Behindertenbeirat der Stadt Rheine. "Es müsste viel mehr Offenheit seitens der Arbeitgeber geben, auch Menschen mit Beeinträchtigungen einzustellen." Die meisten großen Firmen in Deutschland würden sich von ihrer Verpflichtung, auch Menschen mit Behinderung einzustellen, freikaufen.
Eigene Wohnung ist ein Stück Selbstständigkeit
Wenn Michael Außendorf nicht auf der Arbeit ist, ist er zum Beispiel in seiner eigenen Wohnung. Die gehört zum Jacob-Meyersohn-Wohnverbund der Caritas in Rheine. In seinen eigenen vier Wänden lebt Michael Außendorf allein. Er versorgt sich selbst, kocht und putzt. Für ihn ist das ein Stück Selbstständigkeit.
Hilfe von Nachbarn und Heilerziehungspfleger
Manchmal hat Michael Außendorf auch Kontakt zu seinen Nachbarn. Zum Beispiel wenn er seinen Schlüssel vergessen hat. Außerdem bekommt er regelmäßig Besuch von seinem Heilerziehungspfleger Leon Kalter. Der unterstützt ihn in Situationen, in denen Außendorf Hilfe braucht.
"Wir gehen zusammen einkaufen und ich achte darauf, dass auch für die Diabetes die richtigen Lebensmittel besorgt werden", erzählt Leon Kalter. Auch bei Behördengängen oder Arztbesuchen braucht Michael Außendorf Unterstützung. Manchmal planen die beiden auch Freizeitaktivitäten zusammen.
Michael Außendorf will teilhaben am gesellschaftlichen Leben
Einmal in der Woche geht Michael Außendorf zum Kegeln oder Radfahren. Am Wochenende besucht er seinen Bruder im Nachbarort. Viel Zeit verbringt der Motorsportfan aber auch allein. "Am meisten mit der Konsole. Ansonsten schaue ich Fernsehen oder gehe in die Stadt, wenn was los ist."
Für Leon Kalter ist Michael Außendorf ein positives Beispiel dafür wie Menschen mit einer Behinderung an der Gesellschaft teilhaben können. "Er ist aktiv. Zum Beispiel im Schützenverein in seinem Heimatort. Und auch über seinen Bruder ist er prima am gesellschaftlichen Leben beteiligt."
Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Emstor-Werstätten der Caritas in Rheine
- Jacob-Meyersohn-Wohnverbundes der Caritas in Rheine