Visite im neuen Medizinischen Simulationszentrum in Rheine. Der Patient: Herr Schmidt, 65 Jahre alt, bekommt schwer Luft und hat keine Kontrolle über seinen Körper.
Das ist genau so gewollt. Herr Schmidt ist nämlich eine Simulations-Puppe, die von Ausbildern ferngesteuert und zur Ausbildung junger Pflege- und Rettungskräfte eingesetzt wird.
Training nah an der Realität
Emilie Wempen ist eine von ihnen. Sie macht gerade ihre Ausbildung zur Krankenpflegerin und übt hier den Ernstfall.
Obwohl die 19-Jährige schon einige Jahre als Rettungssanitäterin gearbeitet hat, lernt sie im Simulationszentrum in Rheine zum Beispiel auch mit unerwarteten medizinischen Problemen umzugehen.
Herzstillstand per Knopfdruck
Neben dem Behandlungszimmer, in dem Herr Schmidt in einem Krankenbett liegt, ist der Regieraum. Hier sitzen drei Ausbilder vor mehreren Bildschirmen und überwachen per Kamera, wie sich die Azubis im Nebenraum verhalten. Einer der Ausbilder steuert Herrn Schmidt und spricht über ein Mikrofon für ihn.
Anfangs atmet Herr Schmidt noch schwer, daraus wird schnell ein Jammern. Dann löst der Ausbilder per Knopfdruck einen plötzlichen Herzstillstand aus.
Im Behandlungszimmer geht ein lauter Alarm los. Emilie Wempen reagiert sofort: Mit einer Herzdruckmassage reanimiert sie Herrn Schmidt – die Simulation wird beendet.
Es gibt lauten Applaus von den anderen Azubis, die die ganze Behandlung live über einen Fernseher im nahe gelegenen Klassenzimmer mitverfolgt haben. Jetzt wird die Behandlung gemeinsam analysiert.
Auch Training mit Menschen
In Rheine wird aber nicht nur mit Puppen gearbeitet. Auch echte Menschen simulieren hier Patienten.
Es werden zum Beispiel Visiten im Seniorenheim geübt, Blutdruckmessungen oder kleinere Untersuchungen simuliert. Das alles soll ohne Stress und Hektik passieren - eben ganz anders als im normalen Krankenhaus- oder Pflegealltag.
Besonders ist auch ein Simulationsraum, bei dem angehende Notärzte den Außeneinsatz üben können. Dabei werden Verkehrs-Szenarien über Beamer und Lautsprecher eingespielt. Geübt wird dann in einem echten Rettungswagen.
Weg vom reinen Frontalunterricht
Auf rund 800 Quadratmetern über zwei Etagen können hier Pflegekräfte aus- und weitergebildet werden. Ziel ist es laut Mathias-Stiftung, schon in der Ausbildung Stresssituationen zu üben. Frontalunterricht allein reiche da nicht aus.
Mehr als drei Millionen Euro hat das Simulationszentrum gekostet. Rund 1,8 Millionen Euro kommen aus eigenen Mitteln. Das Gesundheitsministerium NRW gibt noch mal etwa 1,7 Millionen Euro dazu.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Mathias-Stiftung Rheine