Aus Greven, Nottuln, Everswinkel und Münster-Nienberge sind sie mit hunderten Treckern nachmittags gestartet. Laut hupend fahren sie durch ganz Münster und sorgen für einiges Verkehrschaos. Dieses Mal sind es noch deutlich mehr Trecker als vergangenen Montag. Denn die Wut der Landwirte ist weiter groß.
"Die Streichung der Agradiesel-Subventionen hat das Fass jetzt einfach zum überlaufen gebracht," fasst Landwirt Hendrik Meier, Veranstalter der Bauern-Demo, die Stimmung zusammen.
Schon bislang seien die Anforderungen in der Tierhaltung, die Umweltauflagen, der Pflanzenschutz und viele andere Vorschriften so fordernd, dass sie viele Landwirte wirtschaftlich überfordern würden. Außerdem sei die finanzielle Unsicherheit existenzgefährdend. "Wir müssen als Unternehmer für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre planen, da kann man uns nicht über Nacht so viel Geld wegnehmen", kritisiert Hendrik Meier.
Verein „Land sichert Versorgung“ organisiert Demo
Das Ziel der Trecker ist das Schloss in Münster. Sie fahren in einem langen Konvoi daran vorbei. Der Grund: Im Café im Schlossgarten treffen sich die Grünen aus Münster zu ihrem Neujahrsempfang. Mit dabei die Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katharina Dröge.
Fünf Bauern und Bäuerinnen des Vereins "Land sichert Versorgung" übergeben ihr draußen vor dem Café ihre Forderungen. Sie schildern ihre Existenzängste für ihre oft kleinen Betriebe.
Der LSV hat die Trecker-Demo organisiert.
Eine Vereinigung von Landwirten, die sich nach eigenen Angaben 2019 gegründet hat, als Alternative zum Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband. Der WLV sei zu altmodisch und schwerfällig geworden, deshalb sei der Verein "Land sichert Versorgung" als Alternative gegründet worden, so Demo-Organisator Meier.
Der WLV im Münsterland gibt sich gelassen angesichts des Vereins LSV. Susanne Schulze-Bockeloh sagt: "Wir stehen im Austausch mit dem LSV. Und ich gehe davon aus, dass auch deren Proteste friedlich verlaufen."
Das möglicherweise Rechtsextreme die Bauernproteste für ihre Zwecke nutzen, kritisieren sowohl WLV als auch LSV. Hendrik Meier vom LSV betont, er sehe keine Rechten bei der heutigen Demonstration. Und wenn deren Symbole in den Demos auftauchen würden, würden die auf keinen Fall akzeptiert, betont Susanne Schulze Bockeloh vom WLV.
Grüne entschuldigt sich für schnelle Entscheidung beim Agrardiesel
Die Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katharina Dröge, zeigt Verständnis für die Sorgen und Kritik der Landwirte. "Unsere Entscheidung zum Agrardiesel kam zu schnell", räumt die Bundestagsabgeordnete in Münster ein. Aber das Urteil des Bundesverfassungsgerichts habe die Regierung zu schnellem Handeln gezwungen, in sehr kurzer Zeit viele Milliarden einzusparen.
Die Landwirte vom LSV appellieren dennoch eindringlich an Katharina Dröge, ihre Forderungen mit nach Berlin zu nehmen. Das verspricht sie und ergänzt, dass die Bundesregierung jetzt verstärkt den Dialog mit den Bauernverbänden suchen will.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 11.01.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Münsterland und im Radio auf WDR 2.