Disponent Björn Findegenant sitzt voll konzentriert an seinem Hightech-Schreibtisch. Vor ihm mehrere Bildschirme mit Straßenkarten und Anruflisten. Per Knopfdruck kann er sofort die nächste Feuer- oder Rettungswache alarmieren. Immer wieder blitzt kurz an der Ecke seines Multimedia-Schreibtisches ein rotes Blinklicht auf. Ein Notruf geht ein. "Notruf Feuerwehr, Rettungsdienst, in welcher Stadt ist der Notfall?"
Die Fragen werden nach einem ganz speziellen Schema gestellt, damit keine Information verloren geht. Außerdem versuchen die Disponenten, die meist aufgeregten Anrufer so ein wenig zu entlasten.
Disponenten helfen Anrufer durch die Krise
"Ist ihr Vater ansprechbar? Bleiben Sie bitte bei ihm. Wir haben die Kollegen bereits informiert. Der Rettungswagen ist gleich da." Kurz und präzise müssen die Anweisungen sein. Denn die Rettungskräfte sind immer häufiger darauf angewiesen, dass der Anrufer bereits mit der Ersten Hilfe beginnt. Und dann muss er alles auch deutlich verstanden haben. Auch wenn sein Erste-Hilfe-Kurs Jahre zurückliegt.
Die Kreisleitstelle des Märkischen Kreises in Altena gleicht einem riesigen Großraumbüro. An einer mehrere Meter hohen Digitalwand ist der Kreis abgebildet mit seinen Feuer- und Rettungswachen. Fast alle Wachen zeigen grün an. Sie sind damit voll einsatzbereit. Zwischen 7:00 Uhr und 11:00 Uhr am Morgen gab es lediglich 70 Einsätze. Alltagsgeschäft.
Regelmäßig werden die Disponenten geschult. Dazu werden unterschiedlichste Einsätze am Telefon nachgespielt, die nicht alltäglich sind. Wie zum Beispiel Massenunfälle oder Großbrände. Denn auch auf solche Ereignisse müssen die Disponenten vorbereitet sein. Außerdem werden neue technische Einrichtungen getestet, berichtet Stephan Volkmann, Leiter der Kreisleitstelle. Ein simultanes Übersetzungsprogramm zum Beispiel, das von einer künstlichen Intelligenz gesteuert wird.
90.000 Einsätze jedes Jahr
Björn Findegenant und seine 33 Kollegen arbeiten im Schichtdienst. Rund um die Uhr. Jedes Jahr bearbeiten sie mehr als 90.000 Einsätze: Von Bränden über Unfälle bis hin zu medizinischen Notfällen. Doch nicht immer wird ein Rettungswagen losgeschickt. Denn immer häufiger stellt sich heraus, dass es kein Fall für den Notarzt, sondern für den Hausarzt ist. Dann wird dem Anrufer geraten, in die nächste Notfallambulanz zu gehen.
Fast jede Stunde eine Reanimation am Telefon
In maximal zwölf Minuten sollen Rettungsdienste in NRW im Notfall bei den Patientinnen und Patienten sein. Gerade auf dem Land ist das meistens kaum zu schaffen. Deswegen setzt die Leitstelle auch immer häufiger auf die Laienreanimation. Dann werden Anrufer am Telefon angeleitet, den Patienten wieder zu beleben. Im vergangenen Jahr war das im Märkischen Kreis über 500 Mal der Fall. Eine sehr stressige Situation für Disponenten und Anrufer. Aber sie kann Leben retten.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Kreisleitstelle Märkischer Kreis
Über dieses Thema berichten wir am 11.02.25 auch im Fernsehen in der Lokalzeit Südwestfalen um 19:30 Uhr und auf WDR2 in der Lokalzeit Südwestfalen um 14:30 Uhr.