"Wir werden nicht nachlassen, bis wir bei der Deutschen Bahn und dem zuständigen Bundesverkehrsministerium endlich Gehör finden", sagte der Herforder Landrat Jürgen Müller (SPD) bei einem Treffen auf der Burg Vlotho mit Blick über das idyllische Wesertal.
Solche Ausblicke würde es mit der neuen ICE-Schnelltrasse nicht mehr geben, beklagte auch Bürgermeister Rocco Wilken (SPD). Sie hätte "gravierende Konsequenzen".
Politiker: Bevölkerung wurde nicht eingebunden in Pläne
Die neue Trasse soll Teil des Deutschlandtaktes sein. Mit ihr soll die Fahrzeit zwischen Hannover und Bielefeld von 48 Minuten auf dann 31 Minuten reduziert werden. Doch es müssten wohl viele Brücken und Tunnel gebaut werden.
Erbost sind die Kommunalpolitiker vor allem darüber, dass die Bahn die betroffenen Kommunen und Bürgerinitiativen bisher bei ihren Planungen übergangen habe. So seien von den DB-Planern kürzlich zwölf Varianten für den Neubau veröffentlicht worden, ohne Einbindung der Region.
ICE-Trasse könnte viel Natur, Äcker, Wohn- und Gewerbegebiete zerstören
Alle Varianten würden viel Natur, wertvolle Ackerflächen sowie Wohn- und Gewerbegebiete zerstören - mit hunderten, vielleicht sogar tausenden Gebäuden. "Jetzt Gewerbegebiete aufzugeben, ist das völlig falsche Signal", so Müller. Andere Politiker befürchten, dass wertvolle Heilquellen und Naturschutzgebiete verloren gehen.
Außerdem würden Kosten in Höhe vieler Milliarden Euro entstehen, warnten die Kommunalchefs. Man wolle nicht für viel Geld ein "Wolkenkuckucksheim bauen, dass erst 2070 fertig ist und wovon keiner was hat", mahnt der Landrat. "In welchem Verhältnis steht die immense finanzielle Last zur Fahrzeitersparnis von wenigen Minuten?" Der "Zielfahrplan Deutschlandtakt" müsse überarbeitet werden.
Bundestag soll Sorgen der Region ernst nehmen
Die Kommunen betonten, dass ihnen klar ist, dass die Bahn zukunftsfähig gemacht werden müsse. Deshalb hätten sich auch "fundierte Vorschläge" für einen Ausbau der bestehenden ICE-Trasse gemacht, die aber nicht beachtet worden seien.
Herfords Landrat Müller verlangte ein Umdenken und verlässliche Zahlen, die die Notwendigkeit einer neuen ICE-Strecke zeigen. Sie forderten auch den Bundestag und zwei bei dem Treffen anwesende Abgeordnete von SPD und FDP auf, sich mit den Sorgen der Region stärker zu befassen.
Unsere Quellen:
- Treffen von Landräten und Bürgermeistern aus OWL
- WDR-Reporter vor Ort