Kommunalpolitiker machen mobil gegen Pläne für eine ICE-Schnelltrasse

Lokalzeit OWL 02.10.2024 02:32 Min. Verfügbar bis 02.10.2026 WDR Von Stefan Leiwen

Kommunalpolitiker machen mobil gegen Pläne für eine ICE-Schnelltrasse

Stand: 02.10.2024, 16:14 Uhr

Im Rahmen des Deutschlandtaktes soll zwischen Bielefeld und Hannover eine komplett neue ICE-Trasse gebaut werden. Doch die stößt auf immer mehr Kritik bei Kommunalpolitikern in Ostwestfalen-Lippe. Sie forderten jetzt in Vlotho sofort Änderungen bei der Planung.

"Wir werden nicht nachlassen, bis wir bei der Deutschen Bahn und dem zuständigen Bundesverkehrsministerium endlich Gehör finden", sagte der Herforder Landrat Jürgen Müller (SPD) bei einem Treffen auf der Burg Vlotho mit Blick über das idyllische Wesertal.

Solche Ausblicke würde es mit der neuen ICE-Schnelltrasse nicht mehr geben, beklagte auch Bürgermeister Rocco Wilken (SPD). Sie hätte "gravierende Konsequenzen".

Proteste gegen ICE-Trasse

WDR Studios NRW 02.10.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 02.10.2026 WDR Online


Politiker: Bevölkerung wurde nicht eingebunden in Pläne

Die neue Trasse soll Teil des Deutschlandtaktes sein. Mit ihr soll die Fahrzeit zwischen Hannover und Bielefeld von 48 Minuten auf dann 31 Minuten reduziert werden. Doch es müssten wohl viele Brücken und Tunnel gebaut werden.

Kommunalchefs Kreis Herford stehen alle nebeneinander

Kommunalpolitiker in OWL setzten ein Zeichen gegen die Pläne der Deutschen Bahn.

Erbost sind die Kommunalpolitiker vor allem darüber, dass die Bahn die betroffenen Kommunen und Bürgerinitiativen bisher bei ihren Planungen übergangen habe. So seien von den DB-Planern kürzlich zwölf Varianten für den Neubau veröffentlicht worden, ohne Einbindung der Region.

Es ist schon ernüchternd, dass breite Teile der Bevölkerung aufgefordert wurden sich zu beteiligen. Aber nichts passiert ist. Tim Kähler (SPD), Bürgermeister Herford

ICE-Trasse könnte viel Natur, Äcker, Wohn- und Gewerbegebiete zerstören

Alle Varianten würden viel Natur, wertvolle Ackerflächen sowie Wohn- und Gewerbegebiete zerstören - mit hunderten, vielleicht sogar tausenden Gebäuden. "Jetzt Gewerbegebiete aufzugeben, ist das völlig falsche Signal", so Müller. Andere Politiker befürchten, dass wertvolle Heilquellen und Naturschutzgebiete verloren gehen.

Außerdem würden Kosten in Höhe vieler Milliarden Euro entstehen, warnten die Kommunalchefs. Man wolle nicht für viel Geld ein "Wolkenkuckucksheim bauen, dass erst 2070 fertig ist und wovon keiner was hat", mahnt der Landrat. "In welchem Verhältnis steht die immense finanzielle Last zur Fahrzeitersparnis von wenigen Minuten?" Der "Zielfahrplan Deutschlandtakt" müsse überarbeitet werden.

Bundestag soll Sorgen der Region ernst nehmen

Die Kommunen betonten, dass ihnen klar ist, dass die Bahn zukunftsfähig gemacht werden müsse. Deshalb hätten sich auch "fundierte Vorschläge" für einen Ausbau der bestehenden ICE-Trasse gemacht, die aber nicht beachtet worden seien.

Herfords Landrat Müller verlangte ein Umdenken und verlässliche Zahlen, die die Notwendigkeit einer neuen ICE-Strecke zeigen. Sie forderten auch den Bundestag und zwei bei dem Treffen anwesende Abgeordnete von SPD und FDP auf, sich mit den Sorgen der Region stärker zu befassen.

Unsere Quellen:

  • Treffen von Landräten und Bürgermeistern aus OWL
  • WDR-Reporter vor Ort

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