Neo kann laufen, Treppen steigen, sich umschauen und soll künftig vor allem eins: Daten sammeln und analysieren. Statt wie ein üblicher Wachhund Eindringlinge zu verscheuchen, ist seine Aufgabe, die technischen Anlagen im Gaskraftwerk zu überwachen. Ganz alleine kriegt er das aber noch nicht hin.
Dennis Mehls, Digitalisierungsarchitekt bei den Stadtwerken, trainiert den Laufroboter. Dabei ist aktuell die Orientierung im Kraftwerk eine Herausforderung: "Wir versuchen, die Routen sofort so intelligent einzutrainieren, dass er sich zum Beispiel Alternativrouten suchen kann, falls spontan der Weg durch ein Gerüst versperrt ist."
Gaslecks orten und Maschinen warten
Mit seinen Kameras, Sensoren und Mikrofonen soll Neo die Mitarbeitenden hier bei Routinearbeiten unterstützen. Die Stadtwerke versprechen sich etwa von ihm, dass er Gaslecks in den Anlagen ortet, indem er Temperaturabweichungen oder Zischgeräusche meldet.
Arbeitsplätze seien durch den Laufroboter nicht in Gefahr. "Es geht darum, dass er den Kollegen die Arbeit hier erleichtert," erklärt Mehls. Damit das klappt, werden die Mitarbeitenden im Kraftwerk demnächst noch speziell geschult.
Über 100.000 Euro in der Anschaffung
Die Arbeitserleichterung durch einen Roboterhund hat ihren Preis. Über 100.000 Euro kostet die Anschaffung, dazu kommen laufende Betriebsausgaben wie Computersoftware und neue Akkus.
Wenn es nach Gernot Bauer, Leiter des Labors für Software Engineering an der Fachhochschule Münster, geht, muss der Einsatz von Laufrobotern in Unternehmen wohl überlegt sein. Trotz vieler Einsatzmöglichkeiten gebe es Tücken etwa durch kurze Batterielaufzeiten und empfindliche Bauteile.
Technische Alternativen seien "vielleicht nicht so mobil, aber unter Umständen kostengünstiger und manchmal auch genauer in ihrer Sensorik."
Ziel: Effizientere Lieferung von Strom und Gas
Bei den Stadtwerken ist man überzeugt von Neo. "Wenn wir so frühzeitiger Anomalien oder Fehler feststellen, können wir die Anlage effizienter betreiben," so Mehls. Für die Münsteraner Haushalte bedeute das eine noch zuverlässigere Lieferung von Strom und Gas.
Es ist nicht das erste Energieunternehmen, das Laufroboter einsetzt. Seit 2021 setzt Wien Energie einen Roboterhund im Kraftwerk ein und will in diesem Jahr noch vier weitere anschaffen. In Norddeutschland bei der Hansewerk AG soll ein Laufroboter künftig die Gasnetz-Prüfungen unterstützen.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Stadtwerke Münster
- Fachhochschule Münster
- Wien Energie
- Hansewerk AG
Über dieses Thema berichten wir am 3. September auch im Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland um 19.30 Uhr.