Am Donnerstag zog die SoKo eine Bilanz: Einige wenige Intensivtäter waren für den Großteil der Verbrechen verantwortlich. Mike Büsser hat die Ermittlungsgruppe Prio in den ersten Monaten geleitet. Er ist an diesem Vormittag in der Großeinrichtung für Flüchtlinge am Soester Stadtrand unterwegs.
In der ehemaligen Kaserne lebten noch im Winter dichtgedrängt 1.600 Menschen, mittlerweile konnten Behelfszelte abgebaut werden: die Bewohnerzahl hat sich mit 800 halbiert. Ein Stück mehr Normalität, das auch für die sinkenden Fallzahlen mit verantwortlich sein dürfte.
Enge Kooperation mit Staatsanwalt und Richtern
Wichtiger ist aber die intensive Ermittlungsarbeit der Polizei und die enge Kooperation mit Staatsanwaltschaft, dem Amtsgericht, Behörden und zum Beispiel den Kaufleuten in der Stadt. 50 dringend Verdächtige hatten die Polizisten zunächst ins Visier genommen.
Bei verdeckten Kontrollen in der Stadt wurden einige von ihnen zum Beispiel beim Ladendiebstahl auf frischer Tat ertappt. "Da haben sich manchmal schon komische Szenen abgespielt", erklärt Polizist Büsser.
Ohne Maskierung und siegessicher zum Ladendiebstahl
Kleine Gruppen junger Männer sind mit Rucksäcken in Geschäfte gegangen, haben ohne Hektik und vollkommen ohne Maskierung Regale leergeräumt und dann den Laden wieder verlassen. "Da hat sich natürlich keine Verkäuferin getraut, einzugreifen". Wenn ein Täter gefasst worden ist, kam er oft schon nach wenigen Stunden wieder frei.
"Ein schlimmes Signal auch hier in unserer Einrichtung", sagt dazu die Leiterin der ZUE, der Zentralen Unterbringungseinheit des Landes. Auf dem abgeschirmten ehemaligen Kasernengelände hatte sich schnell herumgesprochen, dass Straftaten offensichtlich keine Folgen haben.
Schneller Haftbefehl, schnelle Urteile
Hier setzt die Ermittlungskommission Prio ein. Durch das enge Netzwerk hat die Staatsanwaltschaft schnell reagiert und in vielen Fällen Haftbefehle erlassen, vergleichsweise schnell folgten die Urteile des Amtsgerichtes.
Weil die Polizisten herausgefunden hatten, dass es nicht nur um einzelne kleine Vergehen ging, sondern gleich mehrere Verbrechen nachgewiesen werden konnten, wurden Haftbefehle möglich.
Es lohnt sich wieder, Ladendiebstähle anzuzeigen
Ein weiterer Vorteil des guten Informationsaustausches: Die Ermittler hatten viele Täter schon auf dem Schirm, bevor sie überführt werden konnten. Genaue Personenbeschreibungen haben dann in vielen Fällen geholfen, die Intensivtäter schnell zu ermitteln.
"Vorher hat man doch überlegt, ob man einen Ladendiebstahl überhaupt anzeigt. Da ist doch eh nicht viel passiert", erzählt dazu eine Ladenbesitzerin in der Soester Fußgängerzone. Das ist jetzt anders. "Es hat sich hier deutlich entspannt".
Statt 50 nur noch zehn Intensivtäter
Die Folge: Von den vormals mehr als 50 Intensivtätern sind zur Zeit nur noch weniger als zehn im Visier der Polizei. Die anderen sind entweder verurteilt, abgeschoben worden, weggezogen oder sie sind untergetaucht.
Die positive Folge für die Polizeiermittler: Sie können sich um die verbleibenden mutmaßlichen Straftäter noch besser kümmern, noch mehr Fälle aufklären und dadurch in- und außerhalb der Großeinrichtung für Flüchtlinge für mehr Sicherheit sorgen.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Polizei Soest
- ZUE Soest
- Einzelhändler in Soest