Schon drei Minuten vor der auf 10 Uhr terminierten Sprengung ertönte der Knall in den Beckumer Bergen. Dann eine kurze Pause, danach brach der Betonturm in sich zusammen. Alles planmäßig und wie erhofft ohne Panne. "Wieder ein paar Millionen weg", rief ein Schaulustiger, als die riesige Staubwolke nach der Sprengung weg und der Blick auf den Haufen aus Betonresten und Rotoren frei war.
Den besten Platz hatten sich Mitarbeiter einer benachbarten Werkstatt gesichert. An den Rand der Sperrzone rund um das Windrad hatten sie eine Couch gestellt. "Sowas sieht man bestimmt nur einmal im Leben", sagte einer - ausgestattet mit einem Kaltgetränk.
Die Windkraftanlage musste gesprengt werden, weil ein kontrollierter Abriss aufgrund Einsturzgefahr nicht möglich war.
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Einsturz in Haltern
Die Sprengung ist Folge eines Unglücks, das sich genau vor anderthalb Jahren bei Haltern ereignete. Damals war die Rotoranlage des Windrades in einem Waldgebiet regelrecht abgebrochen. Nach einem Jahr gab der Hersteller Nordex bekannt, dass Schwachstellen in bestimmten Spannbeton-Teilen des Turmes zu dem Unglück geführt hätten.
Zweite Anlage wird ebenfalls abgebaut
Am Standort in Beckum-Vellern standen bisher zwei Windräder dieses Typs, von denen das eine gesprengt werden musste. Eine vorherige Demontage beispielsweise der Wind-Turbine wäre in diesem Fall zu unsicher, so ein Nordex-Sprecher.
Beim zweiten werden vor der geordneten Sprengung zunächst die Turbine und die Rotorblätter abgenommen. Das Gelände der Windanlagen in Sichtweite der Autobahn 2 ist schon seit Längerem wegen der Absturzgefahr weiträumig abgesperrt.
Insgesamt 21 unsichere Anlagen bundesweit
Nachdem im September 2021 ein Windrad in Haltern am See eingestürzt war, hat der Betreiber Nordex 21 Windräder in insgesamt zehn Anlagen aus dem Verkehr gezogen. 16 davon sind bereits gesprengt oder demontiert worden. Im Februar hat Nordex bereits ein Windrad in NRW abreißen müssen. Auf der rekultivierten Fläche des Tagebaus Garzweiler in Jüchen wurde eine baugleiche Anlage gesprengt.
Neuaufbau geplant
Nordex versichert, dass es noch in diesem Jahr Ersatz für die beiden Windräder geben wird: "Ziel aller Projektpartner ist es, die zwei Anlagen des Windparks sicher und vollständig rückzubauen, um möglichst schnell und jeweils an gleicher Stelle Turbinen erneut zu errichten", so ein Unternehmenssprecher. Das Sanierungskonzept sieht den Austausch der Betontürme vor, um die Turbinen schnellstmöglich wieder in Betrieb nehmen zu können.
Bis Ende des Jahres will Nordex alle betroffenen Anlagen abgebaut haben. Im Münsterland sind nach Auskunft des Betreibers keine weiteren Anlagen betroffen.
Über dieses Thema berichten wir am 30.03.2023 in der Lokalzeit Münsterland auf WDR 2 und im WDR Fernsehen.