Die Gedenkstätte für sowjetische Kriegsgefangene in der NS-Zeit war in die Diskussion geraten, weil es der Kreis Gütersloh abgelehnt hatte, nach dem geplanten Umbau für Betriebskosten von 460.000 Euro im Jahr aufzukommen.
Der private Förderverein der Gedenkstätte Stalag 326 hatte sich vor einem Monat dazu entschlossen, diese bis auf weiteres zu schließen. Jetzt öffnet sie immer donnerstags wieder für Besucher. Ehrenamtliche betreiben die Gedenkstätte und organisieren weiterhin Führungen.
Eine private Initiative setzt sich mit einer Online-Petition für den Ausbau ein. Die Gedenkstätte soll eigentlich bis 2030 für 64 Millionen Euro Fördergelder modernisiert werden.
Dass der Kreistag Gütersloh die geplante Beteiligung an den Betriebskosten des Projekts in Schloß Holte-Stukenbrock abgelehnt habe, sei "eine Bankrotterklärung an eine freiheitlich-demokratische Erinnerungskultur", heißt es in der Petition. Inzwischen haben fast 36.000 Menschen die Bittschrift unterschrieben. Sie fordern den Kreistag auf, über die Finanzierung der Gedenkstätte neu zu beraten.
In der letzten Kreistagssitzung Ende September hatten CDU, Freie Wähler und AfD die jährliche Beteiligung von 460.000 Euro für die Betriebskosten abgelehnt. Damit stellen sie sich auch gegen prominente Befürworter aus der CDU, wie den Landtagspräsidenten André Kuper.
Der Bürgermeister von Schloß Holte Stukenbrock will weiter für die Gedenkstätte kämpfen, ebenso der Ex-Europapolitiker Elmar Brok. Zudem sucht eine Lenkungsgruppe unter der Leitung des NRW-Landtagspräsidenten André Kuper nach Möglichkeiten, die geplante Gedenkstätte für das ehemalige Kriegsgefangenenlanger zu realisieren.
Die Hintergründe des Streits
Auf dem Gelände des ehemaligen riesigen NS-Lagers in Schloss Holte-Stukenbrock hatte die Gedenkstätte unter anderem an die mehr als 300.000 sowjetischen Kriegsgefangenen dort erinnert.
Geplant war eigentlich, die kleine bestehende Gedenkstätte bis 2031 auszubauen - zu einem Ort mit nationaler Bedeutung. Dies ging auf eine Idee des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck zurück.
Der Bundestag hatte für den Ausbau des 60 Millionen Euro teuren Projekts bereits 25 Millionen Euro zugesagt. Das Land sollte den Rest zuschießen. Die jährlichen Betriebskosten von rund 4 Millionen Euro sollten sich einige Kreise in Ostwestfalen und die Städte Bielefeld und Schloß Holte-Stukenbrock teilen.
Die CDU im Kreis hatte gegen dieses Konzept schon länger Bedenken geäußert. Das Volumen hätte ungeahnte Dimensionen angenommen.
Kulturstaatsministerin will klärendes Gespräch
Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth kündigte an, die Verantwortlichen des Landes und der kommunalen Ebene zu einem klärenden Gespräch zu bitten.
Förderverein: Schwarzer Tag für die Erinnerungskultur
Der Förderverein sprach von einem schwarzen Tag für die Erinnerungskultur und die demokratische Bildungsarbeit in NRW und speziell in OWL.
Nach der Abstimmung im Kreistag liegen die Pläne für die Gedenkstätte vorerst auf Eis. Denn der Löwenanteil von Bund und Land war daran geknüpft, dass sich der Kreis an den Betriebskosten beteiligt.
Hoffnung auf andere Geldgeber
Dass das Projekt damit möglicherweise beendet ist, sei "erbärmlich", hieß es nach der Sitzung von der SPD. Die Grünen im Gütersloher Kreistag wollen die Hoffnung allerdings noch nicht aufgeben: Bis Jahresende sei noch Zeit, andere Geldgeber für den Betrieb der Gedenkstätte zu finden.
Das Stalag in Schloß Holte-Stukenbrock entstand im Zweiten Weltkrieg. Hier waren bis 1945 rund 300.000 Menschen untergebracht, vor allem sowjetische Soldaten, aber auch Kriegsgefangene aus Polen, Serbien, Frankreich und Italien. Sie mussten Zwangsarbeit leisten. Bis zu 60.000 Menschen starben. Viele Gebäude des einstigen Kriegsgefangenenlagers Stalag 326 stehen noch.