Elfriede Jakubowski konnte nicht fassen, was sie da am frühen Donnerstagmorgen vor ihrem Haus sah: In der sonst ruhigen Wohnstraße reihte sich ein Polizeifahrzeug ans andere. Spezialeinsatzkräfte der Polizei in voller Montur standen auf der Straße, blockierten die Zufahrt zu einem ehemaligen Schulgebäude, das seit einigen Jahren Flüchtlingsunterkunft ist.
"Da wusste ich schon, was los war"
Elfriede Jakubowski wohnt mit ihrem Mann direkt im Haus gegenüber. Sie wollte am Donnerstagmorgen eigentlich nur die Zeitung aus dem Briefkasten holen, wagte sich dann aber vor und fragte einen Polizisten, was denn eigentlich los sei. "Der Polizist meinte, es sei alles in Ordnung. Es handele sich um eine Überprüfung." Elfriede Jakubowski ging zurück ins Haus, zu ihrem Mann. Zusammen beobachteten sie das weitere Geschehen. "Einen Mann habe ich wohl gesehen, den sie da rausgeholt haben", erzählt Manfred Jakubowski. "Den hielten sie mit zwei Mann fest. Der hatte die Hände übereinander. Da wusste ich schon, was los war."
Unter Terrorverdacht
Der Mann, den die Polizisten in der Flüchtlingsunterkunft festgenommen hatten und mitnahmen, ist einer der sieben Männer, die die Bundesanwaltschaft am Donnerstag in Deutschland festnehmen ließ, vier davon in NRW.
Laut Bundesanwaltschaft stammen die Festgenommen aus Tadschikistan, Kirgistan und Turkmenistan. Die Männer sind nach ARD-Informationen zwischen Anfang 20 und Mitte 40. Ihnen wird vorgeworfen, in Deutschland eine terroristische Vereinigung gegründet und Anschläge geplant zu haben. Über die Identität des Festgenommenen aus Warendorf ist bisher nichts weiter bekannt.
"Das ist schon unheimlich!"
Ein IS-Terrorist in einer Warendorfer Flüchtlingsunterkunft? Elfriede Jakubowski ist noch Stunden nach dem Großeinsatz der Polizei geschockt. "Man kennt so was ja nur aus dem Fernsehen. Und dann vor der Tür hier so. Das war schon unheimlich."
Nach fünf Stunden war der Spuk vorbei. Die Einsatzkräfte der Polizei zogen ab, in die Straße kehrte die gewohnte Ruhe ein. Aber die Anwohner lässt der Einsatz nicht zur Ruhe kommen. "Ich war schon sehr erschrocken, dass eine Terrorgefahr plötzlich so nah ist, bei uns in der Straße", erzählt Helga Cordes. Sie wohnt auch in der Straße, ein paar Häuser weiter. Sie wollte am Donnerstagmorgen vor ihrem Haus Laub fegen, ließ das dann aber sein, wegen des Antiterroreinsatzes der Polizei.
Beruhigende Worte vom Landrat
Am Nachmittag meldete sich noch der Landrat des Kreises Warendorf, Olaf Gericke, zu Wort. Er wollte die Bewohner der 37.000-Einwohner-Stadt Warendorf beruhigen. "Allen beteiligten Behörden und Sicherheitskräften ist für den erfolgreichen Zugriff auf mutmaßliche Terrorverdächtige zu danken. Dadurch konnten Gefahren für Leib und Leben von Bürgern abgewehrt werden", schrieb der Landrat in einer Pressemitteilung.