Drohende Werkschließung bei Thyssenkrupp | Kurzvideo
00:27 Min.. Verfügbar bis 06.03.2027.
"Stahl ist Zukunft": Thyssenkrupp-Belegschaft sperrt Straße für Protest
Stand: 06.03.2025, 14:28 Uhr
Ist es heute ein entscheidener Tag? Die Geschäftsführung von Thyssenkrupp trifft sich mit Betriebsrat und IG Metall. Es geht um die Zukunft des Werks in Kreuztal-Eichen.
Mittagszeit in Kreuztal-Eichen. Von Mittagsruhe ist heute keine Spur: Vor den Toren des Thyssenkrupp-Werks ruft die Belegschaft bis zur Heiserkeit "Stahl ist Zukunft", es schrillen Trillerpfeifen. Lkw, die den Weg passieren, hupen als Zeichen der Solidarität. Es knallen Feuerwerkskörper.
In diesem Moment fährt die Geschäftsleitung von Thyssenkrupp Steel aus dem Ruhrgebiet vor und möchte mit dem Betriebsrat und der IG Metall über die Schließung des Werks sprechen.
IG Metall: "Es gibt rote Linien"
Verhandlungen sind das nicht, betont Knut Giesler von der IG Metall und beschreibt, dass seine Stimmung erstaunlicherweise gelassen sei.
"Wir bleiben dabei: Es gibt rote Linien. Keine Standortschließung, keine betriebsbedingten Kündigungen." Knut Giesler, IG Metall
Bisher fehlten die Grundlagen für diese Entscheidung der Schließung, so Bezirksleiter Giesler. Heute würde informiert, nicht verhandelt.
Hoffnung auf Fakten zur Standortschließung
Die Emotionen bei der Belegschaft sind nach wie vor bedrückt. Im November wurde die geplante Schließung bekannt gegeben, begründet wurde sie nur bruchstückhaft.
Etwa 400 Mitarbeitende haben heute die Arbeit niedergelegt, um sich der Geschäftsführung zu zeigen und endlich Klarheit zu bekommen. So auch Steffen Müller, Werksmitarbeiter in Eichen.
"Ein Funken Hoffnung ist noch da", sagt er, doch das Hoffen falle immer schwerer: "Wir haben einfach so lange nichts gehört. Ich weiß nicht, was auf uns zukommt." Er beschreibt, dass alle zusammen versuchen, die Anlagen am Leben zu halten.
Wir produzieren mit Leidenschaft weiter, damit wir gutes Material und gute Qualität an den Kunden bringen. Das ist das, was wir von der Belegschaft noch tun können. Steffen Müller, Thyssenkrupp-Mitarbeiter

Die Türen der Verhandlungsräume sind mittlerweile geschlossen. Die Mitarbeitenden gehen wieder ihrer Arbeit nach. Denn die Hoffnung sterbe zuletzt, sagt Mitarbeiter Klaus Völkl: "Vielleicht kriegen wir die Kuh noch einmal vom Eis."
Stundelange Sitzung bis zum Nachmittag
Nach drei Stunden verlassen die letzten Gesprächsteilnehmer den Besprechungsraum. Die Konzernführung äußert sich zunächst nicht. Helmut Renk, Betriebsratsvorsitzender in Eichen, macht klar, dass für ihn und seine Kollegen auch nach diesem Gespräch die Schließung des Werks nicht nachvollziehbar sei.
"Wir können hier einen anderen Markt bedienen als die Autobranche. Dieses Bein schlägt man sich doch nicht ab." Helmut Renk, Betriebsratsvorsitzender
Er sieht aber auch Handlungsbedarf für den Standort. "Darüber können wir gern sprechen. Aber zunächst müssen die Standortschließung und betriebsbedingte Kündigungen vom Tisch."
Auch Landrat Andreas Müller sprach noch vor der eigentlichen Sitzung zur Geschäftsleitung und betonte, wie schmerzhaft eine Schließung auch für die Region wäre.
Schließung für 2026 geplant
Das Werk von Thyssenkrupp Steel in Kreuztal-Eichen soll Mitte 2026 geschlossen werden. Trotz hoher Auslastung würden dort Verluste gemacht, so ein Unternehmenssprecher. Schriftlich teilte das Unternehmen am späten Nachmittag außerdem mit, dass die Produktion vieler Waren, die in Eichen hergestellt werden, auch an andere Standorte verlagert werden könnten.
"Uns ist dabei vollkommen bewusst, dass eine Standortschließung weitreichende Folgen für die betroffenen Beschäftigten hat." Mark Staage, Pressesprecher Thyssenkrupp Steel
Das Unternehmen wolle möglichste schnell Klarheit für alle Beteiligten schaffen, heißt es weiter. Das Gespräch heute sei vertraulich gewesen, sodass weitere Details derzeit nicht öffentlich gemacht werden.
Wie geht es weiter? Auf diese Frage findet Renk eine klare Antwort. Für den Betriebsrat gibt es erst einmal keine neuen Gespräche, solange die Schließung weiter ihm Raum steht.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Knut Giesler, IG Metall
- Helmut Renk, Betriebsratsvorsitzender
- Interviews mit Mitarbeitenden
Über dieses Thema berichten wir am 06.03.2025 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.