„Meine Transportnummer war 539 – ab jetzt sind wir keine Menschen mehr, wir sind nur Häftlinge.“ Eindrücklich schildert Michaela Vidláková, wie sie als kleines Mädchen mit ihrer Familie 1942 aus Prag deportiert wurde.
Es ist mucksmäuschenstill in der Schulbibliothek des St. Franziskus Gymnasiums in Olpe. Hier erzählt die Zeitzeugin von ihrem Schicksal und das der Juden unter der Nazidiktatur im Dritten Reich.
Eingepfercht in Theresienstadt
Mit sechs Jahren werden Michaela Vidláková und ihre Eltern ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. In dem 6000-Seelen-Ort leben 50.000 Menschen in Kasernen zusammengepfercht. Hunger und Krankheit bestimmen den Alltag. Getrennt von den Eltern lebt sie in einem Kinderheim auf schmalen Strohbetten. „Da waren Flöhe und Läuse drin“, erinnert sie sich.
Durch die schlechten hygienischen Bedingungen wird Michaela Vidláková schwer krank. „Ich hatte Masern, dazu noch Scharlach und obendrauf noch Bauch-Typhus.“ Später kommt eine Herzmuskel-Entzündung dazu. Ein Jahr verbringt sie auf der Krankenstation. Sie lernt dort einen deutschen Jungen kennen, von dem sie die deutsche Sprache lernt – und bis heute spricht.
Er sollte mein kleiner Bruder werden
Der Junge überlebt nicht – wie viele andere wird er von Theresienstadt aus in die Vernichtungslager gebracht und ermordet. Nur durch mehrfaches Glück überleben Michaela Vidláková und ihre Eltern den Holocaust. Aber ihre Großeltern werden von den Nazis getötet – zwei von insgesamt sechs Millionen Juden. Deshalb hat die 87-jährige eine wichtige Botschaft für die Jugendlichen.
"Ihr seid ja nicht verantwortlich für die Vergangenheit, aber für die Zukunft schon“. Das gibt die Holocaust-Überlebende den 40 Schülern an diesem Morgen mit auf den Weg. Sie sieht es als ihre Pflicht an, als Überlebende vom Holocaust zu erzählen und vor Antisemitismus zu warnen.
„Man darf nicht wegschauen, es ist ein aktuelles Thema“, sagt die 15-jährige Carla hinterher. „Am meisten hat mich beeindruckt, dass sie trotz dieser Geschehnisse die Hoffnung behalten hat“, ergänzt Annalena.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort