Zwei Jahre lang hat die Stadt Tecklenburg den Taxitransfer bezahlt, doch jetzt sei Schluss, hieß es zu Beginn des neuen Schuljahres. 80 Euro pro Tag für die rund 15 Kilometer vom Wohnort Westerkappeln bis zum Schulort Tecklenburg - das sei einfach zu teuer. Deshalb hat jetzt der TSV-Westerkappeln ein Benefiz-Turnier für die Schüler organisiert.
Benefizturnier überwältigt Familie
14 Mannschaften, 200 junge Kicker, eine Tombola mit vielen Spenden von großen Fußballvereinen – die Resonanz war riesig. 3.000 Euro Gewinn gingen an die Eltern der Zwillinge. Die waren überwältigt.
"Mit dem Geld sind zumindest die Taxikosten für die nächsten beiden Monate gesichert", freut sich Stefan Fuhrmann. Er hat das Turnier organisiert. Die Eltern der autistischen Zwillinge versuchen zudem, mindestens 2 mal pro Woche selbst zu fahren. "Wenn das der Job zulässt".
Nutzung des Schulbusses - für die Zwillinge nicht möglich
Die eineiigen Zwillinge haben beide ADHS und sind Autisten. Aber sie sind hochbegabt im Bereich Mathematik und Chemie. Doch die Fahrt mit dem normalen Schulbus ist für die Jungs eine unüberwindbare Hürde. Eskalierende Platzangst, unkontrollierte Spontanausbrüche, alles ist möglich. Ärzte raten dringend ab. Entsprechende Bescheinigungen liegen vor.
Tecklenburg bleibt hart
Nach vielen Absagen an den WDR hat die Stadt Tecklenburg sich jetzt erstmals über ihren Anwalt zum Fahrtkostenstreit geäußert. Denn die Eltern klagen gegen die Stadt. Anwalt Daniel Weber verteidigt die Haltung der Stadt: "Die Voraussetzungen nach der Schülerfahrkostenverordnung sind nicht gegeben. Die Stadt übernimmt die Kosten nur noch für eine Begleitperson im Bus." Aber eben keine Taxikosten.
Was ist zumutbar für Eltern von Autisten?
Andere Städte legen in ähnlichen Fällen die Verordnung großzügiger aus. Die Stadt Münster erkennt etwa "die Unzumutbarkeit der ÖPNV-Nutzung für Menschen mit Schwerbehindertenausweis H" an, heißt es auf WDR-Anfrage. Pepes und Kianos Taxifahrten zur Schule würden dort also bezahlt.
Lösung nicht in Sicht
Dank der Spende des Sportvereins, die die Familie dankbar, aber auch beschämt annimmt, können die Fahrtkosten noch für kurze Zeit bestritten werden - aber was ist dann? Das Gymnasium vor Ort ist privat geführt und hat laut eigener Aussage kein Personal für inklusives Lernen.
Vater Sebastian Falk ist oft tagelang auf Dienstreise. Und Mutter Carina Severin-Falk ist selbst behindert, kann nur kurze Strecken fahren. Die Zukunft? "Wir kämpfen weiter, damit die Jungs zur Schule kommen!"