Die Situation in den aktuell betroffenen Regionen von NRW bleibt angespannt. In einigen Regionen des Landes könnten nach Prognosen der WDR-Wetterredaktion bis Silvester noch bis zu 30 Liter Regen pro Quadratmeter geben. In der ersten Januarwoche sind erneut bis zu 50 Liter pro Quadratmeter möglich.
Trend zu nasseren Wintern
Müssen wir uns daran gewöhnen, dass es in Zukunft aufgrund des Klimawandels häufiger zu Hochwasser an Weihnachten und Silvester kommen kann? Starke Regenfälle in den Wintermonaten seien zunächst einmal nichts Ungewöhnliches, erklärt ARD-Meteorologe Sven Plöger. Aber die Auswertung historischer Wetterdaten zeige: "Einen kleinen Trend kann man ausmachen zu nasseren Wintern."
Das heißt: Starkregen und Hochwasser müssen zwar nicht in jedem Jahr auftreten. Die statistische Wahrscheinlichkeit für solche Wetterlagen sei aber gestiegen. Das entspreche auch den Prognosen der aktuellen Klimaforschung. "Die Wahrscheinlichkeit (von Extremwetterlagen) nimmt zu, aber die Schwankungsbreite ist riesengroß."
2023 war erneut sehr warm - und so nass wie noch nie
Das zeigt auch die Jahresbilanz der WDR-Wetterredaktion: Demnach war das Jahr 2023 in NRW mit einer Durchschnittstemperatur von 11,3 Grad erneut eines der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Gleichzeitig gab es so viel Regen im Land wie noch nie zuvor: Vor allem in den verregneten Monaten Oktober, November und Dezember meldeten einige Wetterstationen bis zu eineinhalb mal mehr Niederschläge als im langjährigen Mittel.
Dass der Klimawandel einerseits zu langen Dürreperioden aber auch zu Dauerregen führen kann, sei physikalisch überhaupt kein Widerspruch, meint Plöger. Nach der so genannte Clausius-Clapeyron-Gleichung führe eine durchschnittliche Erwärmung von einem Grad Celsius dazu, dass die Luft sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Damit steige auch die Wahrscheinlichkeit von Starkregen - nicht nur im Winter.
Experten fordern besseren Hochwasser-Schutz
Nordrhein-Westfalen müsse sich besser auf den Klimawandel vorbereiten, fordern Experten wie Frank Obenaus, Vorstand Wassermanagement und Technik bei der Emschergenossenschaft und Lippeverband, am Freitag im WDR. Um auf zukünftige Hochwasser vorbereitet zu sein, müssten einerseits Schutzeinrichtungen wie Deiche und Rückhaltebecken verstärkt und modernisiert werden.
Daneben benötige man aber auch mehr "Notpolder", also Speicherflächen, in die überschüssiges Wasser im Notfall abgeleitet werden kann. Außerdem müsse aber auch die Wasseraufnahme-Kapazität in den Siedlungsgebieten verbessert werden, zum Beispiel indem asphaltierte Flächen entsiegelt werden. Jede mögliche Fläche zur Versickerung, zum Rückhalt von Regenwasser müsse künftig genutzt werden.
Solche Veränderungen seien zwar nicht von heute auf morgen zu schaffen, betont Obenaus. Deshalb sei es besonders wichtig, jetzt damit zu beginnen. "Da werden wir einen langen Atem brauchen. Das sind Projekte, die sicherlich in den nächsten zehn Jahren umgesetzt werden müssen."
Quellen
- Sven Plöger in der "Aktuellen Stunde" (28.12.2023)
- Interview mit Frank Obenaus im WDR-"Morgenecho"
- Informationen der WDR-Wetterredaktion