Damit haben sie vermutlich nicht wenigen Deutschen aus der Seele gesprochen, die österreichischen Fußballfans, die lautstark "Die Deutsche Bahn ist so im Oasch" singen. Dank der Bahn hatten sie die erste Hälfte des Spiels ihrer Mannschaft gegen Frankreich verpasst.
Selbst Turnierdirektor der EM und Ex-Fußballprofi Philipp Lahm kam schon zu spät. Menschen aus ganz Europa erleben, was bei der Bahn seit Jahren schiefläuft.
Nun folgt der nächste Stresstest: Überall in Deutschland stehen die Sommerferien vor der Tür. Die Bahn plant vielerorts groß angelegte Sanierungsarbeiten. Die sind dringend notwendig, führen aber erstmal zu weiteren Problemen.
Bahn-Experte: Bei größerer Störung kollabiere das System
"Das absolute Hauptproblem, mit Abstand, für unsere Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ist das Netz.", meint WDR-Reporter und Bahn-Experte Niklas Hoth. Er ist seit seiner Kindheit begeisterter Bahnfahrer und bloggt in seiner Freizeit regelmäßig über sein Hobby.
Die Bahn sei in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten regelrecht kaputt gespart worden, das räche sich nun. Sobald irgendwo eine größere Störung aufploppe, würde das System kollabieren, meint Hoth. Er spricht von einem "Dominoeffekt".
Fachkräftemangel schwer lösbar
Aber: Das Geld sei nicht das einzige Problem. "Geld kann man irgendwo herschaffen, das ist eine politische Entscheidung." Schwerer zu lösen sei der Fachkräftemangel. "Wenn du nicht die Leute hast, die die Züge fahren, die die Strecken sanieren, Planer, Bauarbeiter etc. dann sieht´s düster aus, und das ist das, was mir echt Sorgen macht."
Und trotz all der Probleme, der WDR-Reporter liebt das Bahnfahren - mit oder ohne Deutschlandticket. Nirgendwo sonst könne man so gut abschalten. Auto und Flugzeug könnten da nicht mithalten.
Für „nah dran“ erzählen unsere Reporterinnen und Reporter jeden Freitag, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt keiner – egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.