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Fryderyk Chopin

Werkeinführung: Frédéric Chopin - Konzert Nr. 1 e-Moll für Klavier und Orchester op. 11

Von Otto Hagedorn

Als Frédéric Chopin im Herbst 1830 seiner Heimat den Rücken kehrte, hätte der Stolz seiner Landsleute nicht größer sein können: Das Genie des gerade 20-Jährigen versprach, den Ruhm Polens in den Musikmetropolen Europas zu mehren. Die Erwartungen sollte der Pianist und Komponist in seinem kurzen Leben von nur 39 Jahren bei weitem übertreffen, denn ungebrochen strahlt sein Stern.

Dabei schlug Chopin sein Publikum nicht mit kraftmeierischer Pranke in den Bann, sondern umgarnte es mit seinem dezenten, zurückhaltenden, ja zaghaften Spiel – höchst differenziert und nuancenreich. Hier und da vielleicht allzu zart und leise; so jedenfalls bemängelten es zeitgenössische Kritiken. Doch das focht Chopin nicht an, er blieb seinem ausgeprägt kantablen Stil treu. Von guten Pianist:innen forderte er generell, "erster Tenor und erste Sopranistin zu sein – stets zu singen und in den Läufen bravouröse Koloraturen" zu liefern. Dieses Ideal hatte er dem italienischen Belcanto abgelauscht, insbesondere den Opern von Vincenzo Bellini. Den beiden Hauptingredienzen des e-Moll- Klavierkonzerts ist das deutlich anzuhören: zum einen perlende Läufe und Tonranken wie Koloraturen, zum anderen weitschwingende Melodiebögen. Und unter der klingenden Oberfläche vibriert das Empfindsame von Chopins Persönlichkeit. Schon zur Zeit der Komposition irritierte er seinen besten Freund Tytus Woyciechowski mit seinen Schwärmereien – etwa als er schrieb, ihm "Küsse direkt auf den Mund" geben zu wollen. Später werden ihn seine überspannten Nerven gar in Wahnvorstellungen stürzen, als er mit seiner Geliebten George Sand die Wintermonate 1838/1839 auf Mallorca zubringt, im feuchten Gemäuer des Kartäuserklosters von Valldemossa.

Chopins intensive Gedanken- und Erlebniswelt ist bei seiner Musik immer mitzudenken. Auch im ersten Klavierkonzert ist sie präsent: ob in seufzerähnlichen Tonschritten oder in niederstürzenden Klavierkaskaden. Laut Komponist soll der langsame zweite Satz "den Eindruck eines liebevollen Hinblickens auf eine Stätte machen, die Tausende von angenehmen Erinnerungen aufsteigen lässt". Ein Bekenntnis zur Heimat Polen, die er kurz nach der Uraufführung dieses Werks endgültig verließ?

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Frédéric Chopin: Klavierkonzert Nr. 1 in e-Moll

WDR 3 Meisterstücke 01.11.2020 13:13 Min. Verfügbar bis 30.10.2099 WDR 3


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