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Porträtfoto George Enescu

Werkeinführung: Enescu - Rumänische Rhapsodie Nr. 1 A-Dur op. 11

Von Otto Hagedorn

Gibt es Komponistinnen oder Komponisten, deren Geburtsort nach ihnen benannt wurde? Ja, mindestens einen: Im Jahr 1881 wurde in Liveni-Vârnav im äußersten Nordosten Rumäniens George Enescu geboren. Er sollte der mit Abstand berühmteste Sohn dieses Örtchens werden. Nach seinem Tod 1955 fassten die Bewohner:innen dort den Beschluss, ihn namentlich zu würdigen. Seitdem heißt sein Heimatort: George Enescu.

Der solcherart Geehrte war hochbegabt, oder wie es seinerzeit noch hieß: ein Wunderkind. Mit vier Jahren begann Enescu Geige zu spielen, mit fünf komponierte er schon seine erste Oper mit Klavierbegleitung. Später war er einer der größten Geigenvirtuosen seiner Zeit. Und auch als Komponist war er hoch anerkannt. Studiert hat Enescu in den beiden wichtigsten Musikmetropolen Europas, in Wien und Paris. Das verbindet ihn mit zwei weiteren Komponisten dieses Konzerts. In Wien studierte Enescu bei Robert Fuchs, der auch ein Lehrer von Erich Wolfgang Korngold war. Und am Pariser Konservatorium war er in der Kompositionsklasse von Gabriel Fauré Studienkollege von Maurice Ravel. Später wurde Enescu dort selbst Professor für Violine und unterrichtete unter anderem Yehudi Menuhin. Seine mit Abstand bekannteste Komposition ist die Rumänische Rhapsodie A-Dur op. 11 Nr. 1. Mit diesem funkensprühenden Paradestück für Orchester hat er ein veritables One-Hit-Wonder geschaffen. Seine anderen Werke stehen bis heute zu Unrecht in seinem Schatten.

Als er die Rhapsodie schrieb, war Enescu gerade zwanzig geworden. Und er komponierte nicht nur diese eine fröhliche Rhapsodie, sondern gleich auch eine zweite, in der er austestete, weniger in die Vollen zu gehen, sondern sanftere, auch elegischere Töne anzuschlagen. Erwartungsgemäß war der temperamentvolleren Rhapsodie Nr. 1 deutlich mehr Erfolg beschieden. Vorbild für die beiden Stücke waren die "Ungarischen Rhapsodien" von Franz Liszt. Die Grundidee dieser Werkform ist es, eine lose Abfolge von verschiedenen Themen ebenso kontrast- wie abwechslungsreich miteinander zu verknüpfen. Für seine erste Rhapsodie hat Enescu einige rumänisch-moldawische Melodien verwendet. Darunter sind die Lieder "Ich habe einen Leu und will ihn vertrinken" und "Knospe, kleine Knospe" sowie "Lerche". Durch verschiedene Tanzformen werden sie mitreißend zusammengeflochten.