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André Previn leitet Orchester

Werkeinführung: André Previn - Vocalise

Von Otto Hagedorn

Er war das, was man einen musikalischen Tausendsassa nennen könnte: André Previn. Wohl kein anderer Musiker hat sowohl in der Klassik als auch im Jazz so erstklassige Karrieren gemacht wie er: Er war Chefdirigent mehrerer Orchester, darunter das Royal Philharmonic Orchestra und das London Symphony Orchestra. Als Jazzpianist hat er eine Schallplatte mit der legendären Sängerin Ella Fitzgerald aufgenommen. Für Anne-Sophie Mutter – mit der er einige Jahre verheiratet war – komponierte Previn unter anderem ein Violinkonzert. Aus seiner Feder stammen auch zahlreiche Jazz-Songs, gesungen von Judy Garland, Barbra Streisand oder Frank Sinatra. Außerdem hat er zahlreiche Filmmusiken geschrieben, etwa für Regisseure wie Vicente Minelli oder Billy Wilder. Last but not least gewann Previn elf Grammys und vier Oscars.

Geboren wurde André Previn in Berlin. Im Jahr 1938 floh die Familie vor den Nationalsozialisten über Frankreich in die USA. Previns Neugier auf alle musikalischen Genres war schier grenzenlos: ob auf Jazz, auf Klassik, Romantik oder die Moderne. Das spiegelt sich auch in seinen Kompositionen für den klassischen Musikmarkt wider, etwa in seiner Oper "A Streetcar Named Desire" ("Endstation Sehnsucht"), deren Uraufführung 1998 in San Francisco für großes Medienecho sorgte. Er zeigt darin eine stilistische Bandbreite, die von einem spätromantischen Musikstil über Jazz-Anklänge bis hin zu ambitionierten Techniken der Neuen Musik reicht. Die melancholisch-versonnene Stimmung seiner "Vocalise" aus dem Jahr 1995 erinnert vor allem an seine langjährige Tätigkeit als Filmmusik-Komponist. Dieses Stück hat Previn vor 25 Jahren dem Publikum des WDR Sinfonieorchesters selbst vorgestellt – in einem Konzert, in dem er auch als Klaviersolist in George Gershwins "Rhapsody in Blue" auftrat. Er war mehrfach Gast des Orchesters: Zwischen 1996 und 2003 dirigierte er es in insgesamt sechs Konzerten in der Kölner Philharmonie. Ein besonders herausgehobenes Ereignis war die Eröffnung der 2. MusikTriennale Köln im Mai 1997, mit der zugleich das 50-jährige Bestehen des WDR Sinfonieorchesters begangen wurde. Auf dem Programm standen damals ausschließlich Werke von Ravel, darunter auch die "Shéhérazade".