
Podcast-Host Justine Rosenkranz im Interview
Stand: 25.02.2025, 16:29 Uhr
Wie gehen Angehörige mit einem Verlust um, der jede Vorstellungskraft übersteigt? WDR-Reporterin Justine Rosenkranz hat zehn Jahre lang zwei betroffene Familien begleitet – bei ihrem Versuch, die Germanwings-Katastrophe zu verarbeiten und aufzuarbeiten. Im Interview gibt sie Einblicke in diese emotionale Recherche.
WDR: Kannst du zusammenfassen, worum es in diesem Podcast geht?
Justine Rosenkranz: Es geht um den Germanwings-Absturz, der am 24. März 2015 um 10:41 Uhr in den französischen Alpen passiert ist. Es geht aber nicht nur um den Absturz, sondern vor allem um Angehörige, die bei dem Absturz geliebte Menschen verloren haben. Der Podcast geht der Frage nach, wie die Angehörigen in den letzten zehn Jahren mit dem Verlust, den sie erlitten haben und immer noch erleiden, umgehen und umgegangen sind.
WDR: Warum war es dir wichtig, diesen Podcast zu machen?
Justine Rosenkranz: Das ist mir wichtig, weil ich es bewundernswert finde, wie die Angehörigen im Laufe der Jahre mit dem Verlust umgegangen sind. Ich finde es wichtig, zu erzählen, wie sie es geschafft haben, diesen Verlust in ihr Leben zu integireren und ich möchte auch dazu beitragen, dass die Opfer – die Passagiere, die in dem Flugzeug saßen – nicht vergessen werden.
WDR: Was hat dich besonders bewegt während deiner Recherche?
Justine Rosenkranz: Ich habe Stefanie Assmann und Anne Drüppel, die ihre Kinder verloren haben, begleitet und bin mit ihnen nach Frankreich geflogen. Dort sind wir zur Absturzstelle gewandert. Es war sehr bewegend dort die Gedenkstätten zu sehen und die Erinnerungsstücke der Opfer, die die Angehörigen da hingelegt haben. Besonders berührt hat mich aber, wie die Mütter über ihre Kinder geredet haben, wie liebevoll sie über sie gesprochen haben. Und wie sie es geschafft haben, ihren Schmerz auszudrücken. Die Absturzstelle ist für Stefanie Assmann und Anne Drüppel etwas ganz Besonderes, weil sie das Gefühl haben, sie sind ihren Töchtern hier nah, und sie können da auch ihrer Trauer Raum geben. Das mit ihnen zusammen zu erleben, das war schön, das ist mir in guter Erinnerung geblieben.
WDR: Was würdest du sagen, warum sollte ich den Podcast hören?
Justine Rosenkranz: Einerseits, weil es die größte Katastrophe in der bundesdeutschen Luftfahrt ist, die vor zehn Jahren passiert ist und sie damit einfach zum Zeitgeschehen gehört. Man kann im Podcast nochmal genau erfahren, wie es zur Katastrophe gekommen ist und was die Hintergründe sind. Und andererseits glaube ich, kann man von den Angehörigen, die uns ja auch ihr Seelenleben öffnen, viel lernen. Auch über den Umgang mit Tod und Trauer. Es kann einem vielleicht auch helfen.
WDR: Was meinst du, was bei den Hörerinnen und Hörern ganz besonders hängen bleibt, nachdem sie den Podcast gehört haben?
Justine Rosenkranz: Einerseits, wie liebevoll die Eltern über ihre verstorbenen Kinder sprechen und auch dass das Leben trotzdem weitergeht. Dass man lernen kann, dass das Leben trotzdem noch lebenswert ist – obwohl es wirklich das Schlimmste ist, was einem passieren kann, wenn man sein eigenes Kind verliert. Dass man trotzdem wieder Freude und Glück empfinden kann und auch irgendwie weiterleben kann.
WDR: Du hast die Angehörigen, die das erlebt haben, zehn Jahre lang begleitet. Wie geht es jetzt für dich weiter?
Justine Rosenkranz: Obwohl der Podcast abgeschlossen ist, werde ich mit den Angehörigen weiter in Kontakt bleiben, glaube ich. Da ist über die Jahre eine etwas engere Beziehung gewachsen. Ich glaube, dass wir den Kontakt zueinander nicht verlieren werden und uns sicher ab und zu schreiben, telefonieren oder uns auch mal sehen.