
Celia Wa: "Fasadé" - Good Vibes aus Guadeloupe
Stand: 02.03.2025, 00:00 Uhr
Celia Wa ist eine engagierte Botschafterin der Kultur der französischen Antillen. Sie singt und spielt Flöte und Percussion. Auf ihrem zweiten Solo-Album "Fasadé" erforscht sie die Rhythmen Guadeloupes mit Songs, die mal politisch sind, mal persönlich, aber immer mit federnder Leichtigkeit gespielt.
Von Adrian Nowak
"Beim Gwoka-Rhythmus fangen wir nie auf der Eins an. Du spielst mit dem Ungleichgewicht." Celia Wa ist eine Frau, die sich mit der Kraft der Musik groovend durchs Leben bewegt und sie nutzt, um auch in schwierigen Situationen nicht aus der Balance zu kommen. Ihre Kindheit verbringt sie auf der Karibikinsel Guadeloupe, wo sie als Neunjährige anfängt, die lokalen Gwoka-Rhythmen zu trommeln.
Mit zehn Jahren will sie Pianistin werden. Doch da es an ihrer Schule keinen Platz mehr im Klavierunterricht gab, versuchte sie es mit der Querflöte. Im Nachhinein freut sie sich über diese Entscheidung, denn ein Klavier passt nicht in ihren Rucksack: "Meine Flöte nehme ich überall hin mit" bemerkt die lebensfrohe Frau lachend.
Meine Freundin die Flöte
Als sie später nach Paris zieht, ist die Querflöte ihre treue Begleiterin bei unzähligen Jamsessions und beim Studium an der American School of Modern Music. Am Ende ihrer Zeit dort bringt sie 2013 ihre erste EP "Wa" heraus, auf der sie mit Neo-Soul und Hip-Hop experimentiert. 2021 erscheint dann ihr erstes Album "Wastral" beim französischen Label Heavenly Sweetness, bei dem auch etablierte Global-Pop-Musiker wie Guts oder David Walters unter Vertrag sind.
Politisch und persönlich
Den kreolischen Singer-Songwriter David Walters hat Celia auch bei einer Jam-Session kennengelernt, später wird sie Teil seiner Band. Auch auf "Fasadé" spielt Walters eine wichtige Rolle. Als Arrangeur half er Celia, ihre Grooves zu vereinfachen und tanzbar zu machen, ohne dabei die Deepness zu verlieren. "Fasadé" bedeutet so viel wie "sich stellen" oder "sich mit etwas befassen". Auf den neun Liedern des Albums stellt sich Celia Wa ihren Gefühlen und ihrer Verletzlichkeit. Es gibt energiegeladene Songs über Rache oder Wut, aber auch Stücke über Identität oder Privates. Die Single "Ola" ("Wo bist du?") ist ein Beziehungsdrama im Westernformat. Begleitet von bluesigen Gitarren rechnet sie mit dem toxischen Ex ab – es klingt wie ein Duell um 12 Uhr mittags vorm Saloon. "Huey“"ist ein fröhlich-flottes Liedchen für ihren elfjährigen Sohn, in dem sie auch ihre Mutterrolle reflektiert. Es geht darum, Zeit zu finden, wenn sie als Musikerin um die Welt reist, und auch um die schwierige Trennung von Hueys Vater.
Kreolische Roots und moderne Grooves
Aber auch gesellschaftspolitische Themen spielen eine Rolle auf "Fasadé2. Celia Wa interpretiert den Song "Rasanbleman" ("Versammlung") der haitianischen Schauspielerin und Sängerin Toto Bissainthe neu. Sie wurde mit ihren Volksliedern und Theaterstücken zu einer der wichtigsten Stimmen Haitis und der kreolischen Kultur. Celia Wa beschwört in ihrer Version die Kraft der Gemeinschaft. Den treibenden Rhythmus liefert der Perkussionist Roger Raspail, der früher Teil von Bissainthes Ensemble war. Auch auf "Louwanj" ("Lobpreis2) taucht Wa tief in die kreolische Kultur ein. Hier ist Frantz Brousillon von der Gwoka-Band Indestwas Ka zu Gast, die seit über 20 Jahren die Musikszene Guadeloupes prägt. Auf dem Lied singt nur Frantz, während Celia mit ihrer Flöte antwortet, ein ungewöhnliches Duett und ein sehr spiritueller Ahnengesang.
Die Verbindung nach Afrika zelebriert sie auf dem Stück "No Lies" mit dem Senegalesen Ousmane Kouyaté an der Kora sowie in "Sango", einer Ode an eine Yoruba-Gottheit. Ein Höhepunkt auf dem Album ist das Lied "Demounaj" was man mit "Entfremdung" oder "Entmenschlichung" übersetzen kann. In dem Lied geht es um die Geschichte der Sklaverei in den Antillen und darum, dass wir die Traumata nicht vergessen dürfen, um von da aus voranzuschreiten. Dazu erklingt ein tanzbarer Rhythmus mit klappernden Percussions, sanftem Gesang und zauberhaften Flötenmelodien. Und genau darin liegt die Stärke von Celia Was Liedern: Sie sind gleichzeitig tiefsinnig und doch voller Leichtigkeit. Obwohl sie auf "Fasadé" sehr ernste Themen behandelt, hat sie ein beschwingt groovendes Album voller Aufbruchsstimmung erschaffen.