"Elijah" – Positivität und Pop von Eko Fresh
Stand: 19.08.2024, 09:16 Uhr
Eko Fresh goes Pop! Neben Raps und Beats prägen mehr denn je Melodien und Gesang sein neues Album 'Elijah'. Zusammen mit Gästen liefert er unbeschwerte Songs über Liebe, Vaterfreuden und seine Jugend sowie über Rassismus und das multikulturelle Zusammenleben in Deutschland.
Von Adrian Nowak
Eko Fresh schlägt auf seinem Album "Elijah" ein neues Kapitel in seiner Laufbahn auf, passend dazu heißt der erste Song "Neues Blatt Papier" und ist ein Track übers Erwachsenwerden, Vatersein, über Veränderungen und Neuanfänge.
Auf einem Beat mit sanften Gitarrenklängen von seinem Produzenten Phat Crispy rappt er: "Hätt nie gedacht, dass ich erwachsen werden kann / Doch seit mein Sohn gebor'n ist, fühlt sich alles anders für mich an / Erstes Kind, zweite Chance, jetzt sind wir zu dritt". Der Track mit den fetten Drums ist der stärkste Verweis auf Ekos Hip-Hop-Wurzeln, ansonsten gibt es auf "Elijah" weniger Raps, Beats, Samples und Loops, sondern eher klassisches Songwriting.
Pop wie Snoop
Eine Affinität für Pop hatte Eko auch schon zu Beginn seiner Karriere, er coverte 2003 R. Kelly, später schrieb er für Yvonne Catterfeld und machte aus Dante Thomas' internationalem Hit "Miss California" eine Ode an "Miss Köllefornia". Mit fast 41 lebt er nicht mehr in Berlin oder der Kölner Hood Grembranx, sondern mit Frau und Sohn im Haus in Kerpen, weit entfernt von düsteren Straßenrap-Szenarios. Eko Fresh ist in Deutschland zu einer Art Snoop Dogg geworden, der neben seiner Rap-Karriere auch in Koch-Shows, seiner Comedy-Serie "Blockbustaz" oder der TV-Show "Sing meinen Song" auftaucht.
Eko singt
Dort hat er bewiesen, dass er nicht nur sehr gut rappen, sondern auch ganz passabel singen kann. Das zeigt er nun auch auf dem Album in Songs wie den Balladen "Elijah" und "Lieb mich auch" oder dem rockigen "Wildnis", in dem er sich an seine Jugendclique erinnert. Oft überlässt er den Gesang aber auch deutschen Popstars wie Tim Bendzko oder Eva Briegel, Sängerin der Band Juli, und platziert dazwischen nachdenkliche Raps. Nostalgisch wird es in "Alte Bänder", in dem er zwischen Kassetten und VHS-Videos über Vergänglichkeit sinniert.
Ernste Töne – aber positiv
Viele Songs auf "Elijah" strotzen vor Positivität, werfen einen hoffnungsvollen Blick auf den Wert von Freundschaft, Familie und Gemeinschaft. Doch Eko Fresh zeigt sich auch kritisch, macht sich Gedanken über Rassismus und unser Zusammenleben in Deutschland. "Lieb mich auch" klingt zunächst wie ein Song über eine toxische Beziehung, eigentlich geht es um Ekos Beziehung zu Deutschland. Als Deutscher mit türkischen Wurzeln fühlt er sich teilweise nicht ganz zugehörig und fragt Almanya: "Stehst du rechts oder links? / Weiß nicht, wie ich dich find' / Heute so, morgen so, soll ich weg? Sag, wohin". Um Rassismus geht es auch in "Nation", hier rappt er auf einem lockeren Reggae-Riddim über Fake-News und Panikmache. Eko plädiert nicht für Militanz, für ihn ist die Liebe die einzig wahre Lösung.
Glück und Familie
Zum Ende des Albums findet Eko sein Glück im Familienleben. Der Titeltrack ist seinem Sohn gewidmet und soll dem Mut machen: "Du musst einfach geradeaus gehen / Über'n Tellerrand hinaussehen". Im letzten Stück beschreibt er seine Frau als das "Puzzleteil", das ihm noch zum Glück gefehlt hat. Ekos Zuwendung zum Mainstream wird nicht allen alten Fans gefallen, trotzdem glänzt er auf "Elijah" immer noch als talentierter Texter und begeistert vor allem durch Zuversicht und gute Vibes.