Authentischer Afrobeat aus Berlin
Rah & The Ruffcats: "Orile to Berlin" - Authentischer Afrobeat aus Berlin
Stand: 22.07.2024, 00:00 Uhr
“Orile to Berlin” heißt das gemeinsame Debütalbum von Rapper und Sänger Rah aus Nigeria und The Ruffcats aus Berlin. Rah erinnert sich dabei an seinen Geburtsort Orile in Nigerias kultureller Hauptstadt Lagos. The Ruffcats spielen dazu Afrobeat-Rhythmen und Highlife-Bläser auf höchstem Niveau.
Von Vincent Lindig
Rah aka Rapturous Apollo Helios ist in Berlins Musikszene ein bekanntes Gesicht. Anfang der 2000er kam er aus Nigeria nach Berlin, wo er schnell einen Platz auf der Bühne fand. Seit über zehn Jahren hostet er die wöchentlich stattfindende Swag Jam in Berlin, bei der schon Stars wie Erykah Badu, Bilal oder auch Kool Savas auf der Bühne standen – oft als Überraschungsgäste, weil sie von der Veranstaltung gehört hatten. Bei dieser Eventreihe, die vor allem von Improvisation und jamming lebt, konnte Rah sein musikalisches Profil schärfen – als Rapper und Sänger, aber auch als Hypeman und Gastgeber. Dabei immer im Gepäck: die musikalischen Einflüsse aus seinem Heimatland in Westafrika, Afrobeat und Highlife.
The Ruffcats geben den Ton an
Dass "Orile to Berlin" ein sehr nach Ikonen der afrikanischen Musik wie Fela Kuti oder Pat Thomas klingendes Album geworden ist, verantworten allerdings vor allem The Ruffcats, wie Rah im Interview erzählt: "Für den Sound sind die Ruffcats verantwortlich. Das sind nicht irgendwelche europäischen Typen, die versuchen, zu klingen WIE", sagt er.
The Ruffcats gelten als eine der besten Livebands Deutschlands, die als Backingband schon mit Artists wie Samy Deluxe oder Nneka auf der Bühne standen. Mit dem Bremer Flo Mega verbindet sie eine enge musikalische Freundschaft, die mehrere gemeinsame Alben hervorgebracht hat. Jochen Ströh, Produzent der Ruffcats, hat in der Vergangenheit schon mit afrikanischen Musiklegenden wie Ebo Taylor und Pat Thomas zusammengearbeitet, er gilt auf seinem Gebiet als Koriphäe. "Als ich das Rohmaterial unserer ersten Aufnahmen hörte, war ich nicht komplett überzeugt", erzählt Rah über Jochen Ströh.
Und das kann man in jeder Sekunde hören: Auf "Orile to Berlin" gehen die vielfältigen musikalischen Erfahrungen von Rah und The Ruffcats in einem Sound auf, bei dem niemand die Füße stillhalten kann.
Liebesgeschichten aus Berlin, Straßenslang aus Lagos
Rah erzählt in Songs wie "Moonsun" Liebesgeschichten aus dem Nachtleben Berlins oder vertane Chancen in Beziehungen wie in "Sorry". Aber er berichtet auch von den rauen Straßen Nigerias, wo die Menschen um ihren Platz in der Gesellschaft kämpfen müssen, wie etwa im Opener "Yeah Yeah Yeah": "Es geht es um die Frage, was du bereit bist zu tun, um deine Lebensrealität zu ändern", erzählt er.
Die Texte des Albums sind auf nigerianischem Pidgin-Englisch, Yoruba und Igbo geschrieben, der Sprache der Ethnie von Rahs Familie. Und in die Texte sind viele Slangwörter von den Straßen Nigerias eingeflossen, denn Rah war es wichtig, dass die Texte auch back home in Lagos verständlich sein würden. “Orile to Berlin“ spannt so musikalisch wie textlich einen weiten Bogen.
Auf den Schultern von Giganten der westafrikanischen Musik
In Songs wie "Rodeo" zollt Rah Afrobeat-Ikone Fela Kuti mit stark gerolltem "R" und leicht verständlichem Pidgin-Englisch Respekt, während das quirlige Drumset, die akzentuierten Bläser und die eingängigen Keys ebenfalls eine klare Afrobeat-Sprache sprechen. Und auch inhaltlich folgt der Song der Tradition Fela Kutis: "'Rodeo' handelt vom Auf und Ab des Lebens", erzählt Rah.
Für den routinierten Rapper Rah ist der fast schon traditionell nach Afrobeat klingende Sound des Albums zwar neues Gebiet, aber trotzdem kein Wagnis, wie er erzählt:
Auf Tunes wie "Moonsun" wiederum klingen Rah & The Ruffcats inspiriert vom entspannt-vergnügten Highlife aus Ghana mit seinen perlenden Gitarren und den sanften Bläsern – zu jeder Sekunde on point gespielt von The Ruffcats, die ihrem Ruf als eine der besten Bands Deutschlands auf "Orile to Berlin" mehr als gerecht werden. Das gemeinsame Album hat das Potential, die Kombo in Europa wie Afrika berühmt zu machen – der erste Schritt ist bereits getan.