R.Wan, Screenshot aus dem Video Curling

Sprachgewaltiger Popbarde

R.Wan

Stand: 15.03.2021, 15:08 Uhr

Rap und Musette zu kreuzen, das war die Pioniertat seiner ehemaligen Gruppe Java. Auf Solopfaden treibt Erwan Séguillon alias R.wan die "Métissage" noch mehr voran - mit Spoken Word, psychedelischen Chören, Bolero, Surfrock und Balkanflair.

Der Sohn des TV-Journalisten Pierre-Luc Séguillon lernt als Jugendlicher über die Pariser Piratenradios Rock und Reggae kennen. Als die französische Musikszene sich des HipHops bemächtigt, ist er mit seinem ersten Soundsystem dabe. 2000 hebt er mit ein paar Kollegen, unter ihnen Akkordeonist Fixi, die Band Java aus der Taufe und vermählt Musette-Samples der 1940er mit Sprechgesang, macht HipHop auf diese Weise typisch französisch.

Sechs Jahre später biegt er auf Solopfade ab und schafft mit seinen beiden "Radio Cortex"-Alben eine Widmung an die Piratenradios seiner Jugend, ein stilistisches Switchen durch alle möglichen Stationen des Weltempfängers. Für sein drittes Werk "Peau Rouge" inszeniert er sich als "Rhinocer-homme", als mutierten Nashornmann, sein Sinnbild für die Verbindung unmöglicher Stilelemente. Und so geht es auf seinem Meisterwerk von 2012 auch wild hin und her zwischen Jazz und Balkan, einer psychedelischen Widmung an drei Feen und einer Adaption eines Léo Ferré-Chansons – stets sprachgewaltig mit einem sehr rhythmisierten Französisch.

Mit Thomas Feterman erfindet er 2014 für das durchgeknallte Balkan-Punk-Projekt Soviet Suprem die Figur des Sylvester Staline. Sein 2017er-Album "Curling" setzt die Solokarriere fort: Ein romantisches Ohrenkino mit Stationen bei den Berbern und in Bahia, mit einer Prise Funk und viel Pariser Untergrund-Flair.

Diskographie:

  • Radio Cortex (2006, Black Eye)
  • Radio Cortex 2 (2008, Pias)
  • Peau Rouge (2012, Chapter Two)
  • Curling (2017, Chapter Two)
  • La Gouache (2020, Poupa Prod)