Global Pop News 09.11.2023
KI-Song mit Bad Bunny, Daddy Yankee und Justin Bieber
Stand: 09.11.2023, 10:56 Uhr
Peggy Gou & Lenny Kravitz mit gemeinsamen Song | Ex-Grammy Chef wegen Vergewaltigung angeklagt | Songtexte von Young Thug als Beweismittel zugelassen | Unsere News aus der Welt des Global Pop
Von Bamdad Esmaili, Anna Kravcikova & Marc Mühlenbrock
Für die einen ist es eine Traum-Kollabo, für die anderen ist dieser Song ein Albtraum. "Demo 5: nostalgIA" von Bad Bunny und Daddy Yankee zusammen mit Justin Bieber. Wer hätte das gedacht? Niemand, denn dieser Song ist ein Fake, erstellt von künstlicher Intelligenz. Das hält die Fans der drei aber nicht davon ab, den Song anzuklicken, inzwischen hat er mehr als 700.000 Streams auf Spotify und 1 Million Views auf YouTube. Es ist angesichts dessen, dass der Song noch nicht so lange draußen ist, der bisher meistgestreamte KI-Song seit der gefakten Kollabo von Drake und The Weeknd aus dem Frühjahr. Es gibt auch ein Video dazu, in dem bewegen Bieber, Daddy und Bunny ihre Lippen zu dem Song – auch das ist von einer KI generiert worden. Der Song selbst wurde vom Programm FlowGPT erstellt. Einen kleinen Tipp, dass der Song ein Fake ist, gibt der Programmierer dennoch in der Schreibweise: Nur das IA von "nostalgIA" ist großgeschrieben, das steht für "Inteligencia Artificial".
Bad Bunny brauchte diesen Tipp natürlich nicht, er ist außer sich vor Wut über diesen Song. Auf seinem WhatsApp-Kanal hat er sich zu dem Song geäußert. "Ich verstehe diese Leute nicht. Wenn ihr diesen beschissenen Song mögt, dann verlasst diese Gruppe sofort. Ihr verdient es nicht, meine Freunde zu sein." Bad Bunny schreibt weiter, dass er sich auf seinem neuen Album weiterentwickelt habe, um falsche Fans auszusortieren. "Das ist genau der Grund, warum ich das neue Album gemacht habe, um solche Leute loszuwerden. Ich will auch nicht, dass ihr auf die Tour kommt!"
Peggy Gou & Lenny Kravitz mit gemeinsamen Song
Hätte wohl auch niemand gedacht, dass die beiden Musik zusammen machen: Peggy Gou und Lenny Kravitz. "I Believe in Love Again" heißt ihr gemeinsamer Song, der jetzt frisch raus ist. Die Koreanerin ist in der elektronischen Musikszene bekannt und eine der meist gefragten DJs der Welt, hat aber, sagt sie, auch ein großes Herz für R’n’B und eben auch für Lenny Kravitz. Der ist natürlich hauptberuflich Rock-Star, hat sich aber Ende der 90er mit seinem Album "5" dem R’n’B angenähert – das wurde sogar sein erfolgreichstes Album und ist auch ein ewiges Lieblingsalbum von Peggy Gou, sagt sie. Insofern war sie begeistert, dass Lenny bei ihrem Song mitgemacht hat. Peggy sagt, er sei ins Studio gekommen und habe die Gesangsparts in Magie verwandelt, hat neue Texte geschrieben und dieses unglaubliche Gitarrenriff geliefert. Das Ergebnis klingt stark nach den 90ern. Das liegt vor allem an diesem Synthie-Orgelsound, der ist klassisch für die europäische House-Musik Anfang der 90er Jahre und erlebt spätestens seit Beyoncés "Break My Soul" ein Revival. "I Believe in Love Again" ist die zweite Single von Peggy Gous Debütalbum, auf das alle Fans schon lange warten. Nächstes Jahr soll es endlich kommen. Auch von Lenny Kravitz gibt’s nächstes Jahr ein neues Album, "Blue Electric Light" kommt am 15. März.
Ex-Grammy Chef wegen Vergewaltigung angeklagt
Neil Portnow, der frühere Chef der Grammy-Akademie, soll im Jahr 2018 in einem New Yorker Hotelzimmer eine Musikerin unter Drogen gesetzt und vergewaltigt haben. Die "New York Times" berichtet, dass an einem Gericht in Manhattan Klage eingereicht wurde. Laut Anklageschrift soll Portnow ihr ein Glas Wein gegeben haben, nach dem sie sich benommen gefühlt haben soll. In der Nacht sei sie dann mehrfach wach geworden, als Portnow sich ihr angenähert habe. Auch die Grammy-Akademie selbst wird mitverklagt: Sie soll die Beschuldigung gänzlich ignoriert haben, als das Opfer ihr mitgeteilt hat, was Portnow getan habe. Die Musikerin hat sich dazu entschieden, anonym zu bleiben. Das Gerücht, dass Portnow eine Musikerin vergewaltigt haben soll, hält sich schon seit Jahren. Neil Portnow, inzwischen 75 Jahre alt, war 2019 als Chef der Grammy-Akademie entlassen worden – nach dem sexistischen Kommentar, Frauen müssen eben einiges aufholen, wenn sie in der Musikindustrie groß rauskommen wollen. Seine Nachfolgerin Deborah Dugan hatte auf viele Missstände in der Grammy-Akademie hingewiesen – unter anderem, dass ein Vergewaltigungsvorwurf gegen Portnow unter den Tisch gekehrt wurde. Kurz nach der Amtsübernahme war Dugan ihrerseits wieder entlassen worden.
Neil Portnow und die Grammy-Akademie haben auch schon reagiert. Damals wie heute streiten beide alles ab. Über einen Sprecher ließ der Angeklagte mitteilen, die Behauptungen seien "ein Produkt der Fantasie der Klägerin". Sie seien zweifellos eine Reaktion auf seine "Weigerung, ihren skandalösen Forderungen nach Geld und Hilfe bei der Beschaffung eines US-Aufenthaltsvisums nachzukommen". Es handelt sich demnach um eine ausländische Musikerin, also keine US-Staatsbürgerin, auch das hatte Deborah Dugan schon so behauptet. Die Grammy-Akademie hat unterdessen angekündigt, sich in diesem Rechtsstreit mit allen Mitteln verteidigen zu wollen. In einem Statement heißt es, sie sei nach wie vor der Auffassung, dass die Vorwürfe unbegründet seien.
Songtexte von Young Thug als Beweismittel zugelassen
Young Thug wurde Anfang letzten Jahres zusammen mit anderen Kollegen seines Labels YSL angeklagt. Ihnen wird vorgeworfen, kein Musikkollektiv, sondern eine kriminelle Vereinigung zu sein. Grund dafür sollten unter anderem seine Lyrics sein. Im Prozess geht es um Gang-Kriminalität und die Songtexte könnten eine Schlüsselrolle in dem Verfahren spielen. Die Staatsanwaltschaft behauptet, dass Young Thug und sein Label YSL in Wirklichkeit kein Musikkollektiv namens "Young Stoner Life" ist, sondern eine gewalttätige Atlanta-Gang namens "Young Slime Life". Diese Gang ist im Laufe der letzten zehn Jahre für viele Morde, Autodiebstähle, Drogenhandel und andere Verbrechen verantwortlich gewesen. Die Anklage sagt, dass Young Thug als Kopf des Plattenlabels YSL auch der Drahtzieher hinter diesen Straftaten sei. Der Fall ist außerdem ein Prozess, bei dem der RICO-Act angewendet wird, der es ermöglicht, Personen auch wegen ihrer Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung anzuklagen.
Ob im Verfahren Rap-Texte von Young Thug als Beweismittel genutzt werden können, das war lange Zeit umstritten. Ein Richter in Atlanta hat jetzt entschieden, dass das geht. Er wies damit die Argumente zurück, dass das gegen den ersten Verfassungszusatz verstoßen würde, nämlich die Meinungsfreiheit. Das wollte der Anwalt von Young Thug durchsetzen. Er warf den Staatsanwälten vor, dass sie versuchen, die kreative Ausdrucksweise zu nutzen, um ihn zu verurteilen. Nur weil er über Straftaten singen würde, sei er noch lange nicht "Teil eines Verbrechens".
Der Richter hat die Argumente jedoch zurückgewiesen. Young Thug sei nicht wegen seiner Songs festgenommen worden, sondern weil seiner Meinung nach in den Songs konkret Bezug auf bestimmte Straftaten genommen wird. Es wurde auch auf Songtexte von Young Thug Bezug genommen. Zum Beispiel auf den Song "Slime Shit" aus dem Jahr 2016. Der beziehe sich laut Staatsanwaltschaft auf einen Vorfall, als ein Polizeibeamter von einem Mitglied der YSL-Crew erschossen wurde. Außerdem sei die Line "Hundred Rounds in a Tahoe" eine Bezugnahme zum Mord an Donovan Thomas. Der Mann wurde 2015 bei einem Drive-By aus einem Auto erschossen. Die Staatsanwältin sagte jetzt: "Donovan Thomas fuhr nicht nur einen Tahoe, es lagen auch mehrere Patronenhülsen auf dem Boden, wo er getötet wurde." Verdächtigt wird auch hier die YSL-Gang. Die Staatsanwaltschaft hat dabei in der Anklageschrift auch andere Beweise neben den Texten aufgeführt. Eine Staatsanwältin sagte, dass es bei den Vorwürfen nicht nur um Fantasie-Texte geht, sondern um ermordete Menschen. "Während [der Text] oberflächlich betrachtet irrelevant erscheinen mag, wird dieser spezielle Vers sehr relevant, wenn man ihn mit den Fakten verbindet, die in diesem Fall herauskommen werden." Bei einer vollständigen Verurteilung droht Young Thug eine lebenslange Haftstrafe.