Global Pop News 16.09.2024

Stars reagieren auf zwei Jahre Frau Leben Freiheit

Stand: 16.09.2024, 13:23 Uhr

Der Tod von Jina Mahsa Amini war der Auslöser für die größten Proteste im Iran | UK plant Schutz von Konzertbesuchern | Tito Jackson gestorben | LGoony fordert Männer auf, sich mehr gegen Sexismus einzusetzen.

Von Bamdad Esmaili & Anna Kravcikova

Viele Stars aus Iran erinnern heute an Amini. Dariush ist einer der größten iranischen Musiker, 73 Jahre alt und lebt seit der Revolution im Exil. Er hat ein Video bei Instagram geteilt mit Videos der Opfer des Regimes. Er erinnert nicht nur an Mahsa Amini sondern auch an Kian Pirfalak oder Navid Afkari, die ebenfalls vom Regime getötet wurden. Er zitiert ein Gedicht. Da heißt es: "Kann sein, dass ihr glaubt, dass wir uns ergeben haben und unsere Wurzeln durch eure Axtschläge verletzt wurden… Kann sein, dass ihr uns schlagt und tötet? Aber was macht ihr gegen das unvermeidliche Wachstum der Knospen? "

Popsängerin Googoosh hat in der Story auch an Mahsa Amini erinnert und Bilder gepostet, wie gewaltsam die so genannte Hijab-Polizei gegen Frauen vorgeht und sie ins Auto zerrt. Auch im Iran trauen sich einige Stars was zu sagen. Zum Beispiel Mehdi Yarahi. Der Sänger wurde selbst wegen eines Songs gegen die Zwangsverhüllung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Diese wurde in Hausarrest umgewandelt. Er schreibt auf X:

"Liebe Jina, du bist nicht gestorben, dein Name wurde unser Symbol." Mehdi Yarahi

Und er postet ein Video, wo inhaftierte Frauen, alles politische Gefangene im Evin Gefängnis, für Mahsa Amini singen. Auch der berühmte Rapper Toomaj Salehi hat auf seiner Instagram-Seite ein Video geteilt. Er selber allerdings nicht, sondern sein Admin, der bei uns in Dortmund sitzt. Toomaj ist im Gefängnis wegen seiner Protestsongs. Das Todesurteil gegen ihn wurde zwar aufgehoben, aber in einem neuen Verfahren drohen viele Jahre Gefängnis. Auf seiner Seite sieht man seine mutmachenden Worte. Zum Beispiel: "Lang lebe der glorreichste Protest unserer Zeit, der Protest der Kultur gegen Inhaftierung, Rebellion der Würde gegen Demütigung, die Revolution der Frau Leben Freiheit“. Noch mehr zur Stimmung in Iran hört Ihr in dem Cosmo Podcast "Iran im Herzen." In der aktuellen Folge geht es genau um diese Bewegung "Frau Leben Freiheit."

UK plant Schutz von Konzertbesuchern

In Großbritannien gibt es Pläne, um per Gesetz Konzertbesucher im Fall eines Terroranschlags möglichst gut zu schützen. Das Gesetz wurde jetzt im Parlament vorgestellt und heißt "Martyn’s Law". Es ist nach dem Martyn Hett genannt. Er war eines der 22 Opfer des Bombenanschlags in der Manchester Arena beim Konzert von Ariana Grande im Jahr 2017. Das war einer der tödlichsten Terroranschläge auf britischem Boden. Hetts Mutter hat fünf Jahre für dieses Gesetz gekämpft. Sie ist sogar Anfang des Jahres über 300 Kilometer zur Downing Street, Sitz des Premierministers, marschiert.

Dieses Sicherheitsgesetz in UK soll Clubs und Kneipen mit einer Kapazität von 200 Personen oder mehr dazu verpflichten, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass sie einen Plan für den Fall eines Terroranschlags in ihren Räumlichkeiten haben. Veranstaltungsorte mit einer Kapazität zwischen 200 und 799 Personen müssen zum Beispiel das Personal schulen, wie man bei einem Anschlag die Türen verschließt oder Rollläden verschließt und sie müssen sichere Fluchtwege kennzeichnen. Veranstaltungsorte mit mehr als 800 Personen müssen mehr Sicherheitsvorkehrungen treffen, wie Videoüberwachung und eigenes Sicherheitspersonal. Machen sie es nicht, drohen ihnen Bußgelder in Höhe von umgerechnet mehr als 20 Millionen Euro. Hetts Mutter will, dass "Martyn´s Gesetz" noch vor seinem nächsten Todestag im Gesetzbuch steht. Das wäre nächstes Jahr Mai. 

Schwarz-Weiß-Aufnahme von Tito Jackson mit Gitarre auf der Bühne am 18. August 2024. | Bildquelle: xMartinxHarris/CapitalxPicturesx

Tito Jackson gestorben

Traurige News für die Musikwelt. Tito Jackson von den Jackson Five ist von uns gegangen. Noch letzte Woche sind einige Mitglieder der Jackson Familie in München aufgetreten. Tito Jackson sei als Beifahrer auf der Fahrt von New Mexico nach Oklahoma gestorben, schreibt ein Freund und Manager der Familie. Vermutet wird, dass er einen Herzinfarkt erlitten hat. Tito Jackson war der zweitälteste der Jackson Brüder. Er wurde 70 Jahre alt. Der Erfolg der Familie Jackson ging natürlich durch Michael Jackson durch die Decke. Aber der hat mit seinen Brüdern schon in den 60ern angefangen, Musik zu machen, als The Jackson Five. Tito Jackson hat Bekanntheit erlangt als der Gitarrist der Band. Die Eltern haben in den 60ern Tito überzeugt, mit seinen Brüdern Jermaine und Jackie eine Musikgruppe zu gründen – eine Soulband. Dann kamen auch die beiden jüngsten Michael und Marlon dazu. Die fünf Brüder aus der vielleicht begabtesten Musikfamilie der amerikanischen Geschichte haben ab 1969 die Welt erobert. Das legendäre Plattenlabel Motown hat die Brüder unter Vertrag genommen und es kamen Hits wie „I Want you Back“ oder „ABC“. Das jüngste Mitglied Michael Jackson hat am meisten Talent gehabt und hat dementsprechend auch solo am meisten Erfolg gehabt. Er wurde als King of Pop gekrönt. Der Tod von seinem Bruder Michael 2009 hat Tito tieftraurig gemacht. Tito Jackson hat mal im Interview gesagt: "Sein Gesicht ist bei uns, wenn wir auftreten."

Solokarriere von Tito Jackson

Er ist als Bluesgitarrist aufgetreten, nachdem er jahrelang hinter den Kulissen gearbeitet hat. Er hat 2016 sein erstes Solo-Album veröffentlicht, auf dem auch seine Söhne mitwirkten. Die Söhne haben in den 90ern die Band 3T gegründet und waren damit auch in den deutschen Charts. Am Sonntag haben sie etwas zum Tod gepostet. Sie schreiben bei Instagram:

„Schweren Herzens geben wir bekannt, dass unser geliebter Vater Tito Jackson, Mitglied der Rock ‚n‘ Roll Hall of Fame, nicht mehr unter uns ist.“ Tito Jackson Familie

LGoony fordert Männer auf, sich mehr gegen Sexismus einzusetzen

Seit den Schlagzeilen über Femizide in den vergangenen Wochen setzen sich viele Menschen in sozialen Netzwerken und auf der Straße gegen Sexismus und Gewalt gegen Frauen ein. Die wenigsten davon sind Männer. Der Kölner Rapper LGoony möchte, dass sich das ändert, und fordert Männer in einem Instagram-Post dazu auf, sich stärker zu engagieren, wenn es um Gewalt an Frauen geht.

Laut LGoony – und auch laut vielen Studien – hören Männer in Debatten hauptsächlich auf andere Männer. Er möchte daher, dass besonders Männer sich von seinem Post angesprochen fühlen: "Damit es diesmal kein Missverständnis gibt, dass Männer denken: 'Okay, das geht mich nichts an!'" Denn im Gegensatz zu Männern können sich Frauen nicht aussuchen, das Thema Sexismus und sexualisierte Gewalt einfach zu ignorieren, schreibt der Rapper. Ein erster Schritt wäre schon getan, wenn Männer untereinander über das Thema Sexismus sprechen:

"Ich würde mir wünschen, dass sich mehr Männer am Diskurs beteiligen, dass sie laut sind, dass sie Frauen das Signal geben: 'Hey, wir sind da!'Weil es anstrengend ist, immer ins Nichts zu reden. Das ist einfach frustrierend. Der Diskurs geht uns alle was an, und vor allem Männer. Weil die Täter sind fast immer männlich." LGoony

Frauen sollten nicht das Gefühl haben, „dass sie diesen Kampf alleine führen müssen“, schreibt LGoony.

In seinem Post spricht LGoony auch von eigenen Fehlern, die er in der Vergangenheit gemacht hat. Er sagt, dass er Themen wie Feminismus früher als „störend“ empfunden hat. Auch in seiner Sprache habe er sich sexistisch verhalten. Als Künstlerinnen die Frauenquote auf Festivals gefordert haben, habe er erstmal reflexartig dagegen argumentiert. Später hat er gemerkt, dass es Situationen waren, in denen er sich selbst angegriffen gefühlt hat. Und das sollte kein Grund dafür sein, ein strukturelles Problem wie Sexismus zu ignorieren. Seitdem habe er sich reflektiert und er lernt immer noch dazu, denn es ist ein laufender Prozess. Ein erster Schritt ist es, in seinem Umfeld darauf zu achten, wenn sich Menschen abfällig über Frauen äußern: „Es gibt viele Situationen, in denen man kein Arschloch ist, hinhört, Freunde anspricht. Und wenn jeder in seinem Kreis guckt, wo die kleinen Sexismen versteckt sind und die outcalled, dann wird es kollektiv immer ein bisschen besser.“ Künstlerinnen wie Eli Preiss, Verifiziert oder Keke geben ihm Recht in den Kommentaren. Doch es sind auch hunderte von Followern entfolgt, seitdem er den Post abgesetzt hat. Das stört ihn aber nicht, im Gegenteil.