070 Shake – Elephant

Fünf Songs, die die Welt jetzt braucht

Stand: 15.11.2024, 10:00 Uhr

070 Shake setzt auf düstere Sounds und Ballett, maïa dreht das "Muse und Dichter"-Klischee um und Chocolate Remix rechnet mit den Reichen ab – das sind unsere fünf Songs der Woche!

070 Shake – Elephant

Mit einer Black-Tie-Listening Party plus Ballett-Show hatte 070 Shake in der letzten Woche ihr neues Album "Petrichor" in Los Angeles eingeleitet. Ein düsteres Klangexperiment, das auf Produktionen zwischen melancholisch, exzentrisch und mächtig setzt. Musik, die in der Kirche gespielt werden sollte, könnte man sagen. Dazu zählt auch das gerade erschienene Video zu "Elephant", das ganz Shake gemäß in Schwarz-weiß-Optik gehalten ist und den eher düsteren Part der Liebe beleuchtet. In einer Welle aus Synths und 80s-New-Wave-Anleihen bekommt der Song was Destruktives und Abgründiges, zieht einen fast schon mit runter, in die Abwärtsspirale aus Selbstaufgabe, damit die Love Interest am Ende doch bleibt. Wie schon bei der Listening-Session fügt 070 Shake dem Ganzen mit Ballett- und Voguing-Einlagen von Tänzer:innen noch eine weitere Kunst-Komponente hinzu.

maïa - Muse und Dichter

In ihrem neuen Song dreht maïa das in der Kunst vorherrschende Klischee von "Muse und Dichter" um. Denn darin ist nicht der Mann der Dichter und die Frau die Muse, sondern sie. Damit hat sich die Sängerin aus Duisburg schon früh identifiziert. Mit zwölf Jahren hat sie angefangen Gedichte zu schreiben – kleine Momentaufnahmen, die irgendwann zu richtigen Songs geworden sind. Schon damals hatte maïa einen Hang zur Melancholie, das hat sie sich auch heute noch beibehalten. Dementsprechend braucht es auch nicht mehr viel, um "Muse und Dichter" zu einem herzschmerzenden Liebessong zu machen. Ein paar Synths, ein Piano – und maïas Stimme."Ich hab nie geträumt von Liebe, weil ich dachte, dass ich das nie kriege", singt sie, während sie im Clip einzig mit ihrem Notizbuch bewaffnet in einer nahezu leeren Altbau-Wohnung performt.

Chocolate Remix – Pizza con Champagne

Zwischen Oldschool-Reggaeton, Guaracha und House bringt Chocolate Remix in Sachen Klang alles zusammen, was die Clubkultur Argentiniens derzeit zu bieten hat. Der Artist, der gerade sein neues Album "Minga" veröffentlicht hat, repräsentiert sein Land aber nicht nur soundtechnisch, sondern auch in Sachen Aktivismus. "Minga" heißt im Slang aus Buenos Aires so viel wie "Auf keinen Fall!" und richtet sich eindeutig gegen den immer größer werdenden Rechtsruck von Präsident Milei. Als Galionsfigur der argentinischen LGBTQ-Szene geht es aber vor allem auch um die Rechte der queeren Community oder sozialen Klassenkampf, wie das Beispiel "Pizza con Champagne" zeigt. Das Video ist ein eindeutiger Fuck-Finger in Richtung Reiche und macht sich mit Pelzmänteln und Champagner- und Pizza-Koma über die oberen Zehntausend lustig.

Awa Khiwe & Ghanaian Stallion – Rap GandaGanda

Mittlerweile hat Ghanaian Stallion mit seinen Produktionen auch abseits des Deutschrap den afrikanischen Musikkosmos erobert. Megaloh, Burna Boy und Black Sheriff sind nur einige Namen, mit denen der Berliner mit Wurzeln in Ghana zusammengearbeitet hat. Als nächstes taucht er beim neuen Track von Awa Khiwe auf – genauer gesagt, hat er ihr gesamtes Debütalbum "African Women Arise" produziert. Die Rapperin aus Zimbabwe hat sich mit ihren empowernden Hymnen mittlerweile den Namen "Zimbabwes Rap-Queen" gesichert. Nicht nur wegen ihres starken Storytellings, sondern auch, weil sie moderne Elemente des HipHop wie 808s und pointierte Flows mit traditionellen Aspekten zusammenbringt. Dazu zählt auch ihre "mother tongue", die Muttersprache, die auch Ndebele Klick-Laute beinhaltet. Awa liefert damit nicht nur musikalische und lyrische Kunst ab, sondern auch kleine, linguistische Meisterwerke. Mit den bassgeladenen Produktionen von Ghanaian Stallion ergibt das eine ziemlich scharfschießende Angelegenheit.

Weeha – Dimama

Vor einigen Jahren ist Weeha auf Youtube noch mit Cover-Songs von Drake oder Justin Bieber aufgefallen. Mittlerweile ist die Sängerin aus Äthiopien selbst im Superstar-Modus, sammelt ordentlich Klicks und tingelt von Media-Auftritt zu Media-Auftritt. Immer dabei ist ihr Bruder Key Bek, der in den Credits der Sängerin ziemlich oft als Featuregast auftaucht. So auch bei der neuen Single "Dimama", die Weeha vor wenigen Tagen mit einer weiteren Single "Maaliif Dhufte?" als kleines Comeback in Aussicht gestellt hatte. Musikalisch knüpft sie damit eindeutig an R&B-Einflüsse an, weiß diese aber mit Elementen aus ihrer Heimat zu kombinieren. Zum Beispiel kommt bei "Dimama" die Washint zum Einsatz, eine Holzflöte aus Äthiopien, die traditionell von amharischen Musikern gespielt wurde, um ihre mündlichen Überlieferungen zu untermalen. Bei Weeha und Key Bek bekommt die Flöte einen ganz neuen Kontext, während die beiden im Clip dazu catchy Performances abliefern.