
„African Women Arise“ - Awa Khiwe, die Rap Queen aus Simbabwe
Stand: 16.04.2025, 09:00 Uhr
Awa Khiwe ist eine der interessantesten und provokativsten Stimmen der afrikanischen HipHop-Szene. Die Rapperin aus Simbabwe thematisiert Kinderehen, Migration oder politischen Widerstand. Dabei verbindet sie ihre Ndebele-Tradition mit modernen Afrobeats, Trap oder Amapiano.
Von Adrian Nowak
Die Geschichte von Awa Khiwe ist eine Geschichte von Beharrlichkeit, Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung. 1992 erblickte Awakhiwe Naome Sibanda in Bulawayo in Simbabawe das Licht der Welt, aufgewachsen ist sie in dem kleinen Dorf Nkayi im Westen des Landes. Als Kind begann sie Gedichte zu schreiben, später überredete sie ein Freund diese Gedichte auf Beats aufzunehmen. Doch da ihre Eltern streng religiöse Siebenten-Tags-Adventisten sind, schoben sie ihrer Selbstverwirklichung als Musikerin zunächst einen Riegel vor. Mama und Papa wollten lieber, dass die gute Schülerin als Buchhalterin Karriere macht.
Das ging sogar so weit, dass, als die junge Rapperin 2016 eine Booking-Anfrage aus Deutschland erreicht, ihre Mutter zunächst Awas Reisepass versteckt. Zum Glück konnte sie den noch wiederfinden. Und so spittet sie kurz darauf in Köln auf dem Urban Africa Festival auf der gleichen Bühne wie Megaloh und Südafrikas Superstar Cassper Nyovest. Hier trifft sie auch den Produzenten Ghanaian Stallion, bekannt für seine Arbeiten mit Peter Fox, Joy Denalane und Burna Boy. Der Deutsch-Ghanaer pendelt zwischen Afrika und Berlin und hat einen guten Riecher für freshe Talente aus dem Motherland. Fast zehn Jahre nach dieser Begegnung ist nun das erste gemeinsame Werk „African Women Arise“ fertig gestellt.
Tradition und Moderne
Ghanaian Stallion liefert mit seinen Beats eine passende Grundlage für Awas Raps in ihrer Muttersprache Ndebele, einer der Sprachen in Simbabwe. Stallion verbindet traditionelle Highlife-Musik aus Westafrika mit modernen Drums zwischen Afrobeats, Trap und Amapiano. Auf dem entspannten Opener „Zizobuya" hören wir einen afrikanischen Chor, die Bläser liefert die Kwashibu Area Band, die auch schon mit ghanaischen Musik-Legenden wie Pat Thomas gespielt hat.
In "NgeMbombela“ hören wir einen treibenden Beat, inspiriert von Amapiano aus Südafrika, aber auch ausufernde Gitarren, die ein wenig an Wüstenblues erinnern. Als Gast schaut Matthias Mzuzu von der Band Mokoomba vorbei, welche seit 2002 zu den wichtigsten Musikbotschaftern aus Simbabwe gehört. Gemeinsam singen sie über Arbeitsmigranten und darüber, wie es ist, wenn Familien getrennt leben, weil ein Familienmitglied in Europa oder den USA den Lebensunterhalt für die Verwandtschaft verdienen muss.
Message Music
Auch in den anderen Stücken auf „African Women Arise“ zeigt Awa Khiwe, dass sie nicht nur einen superguten Flow, sondern auch was zu sagen hat. Auf „Uthando alulamgoqo” kritisiert sie das Konzept von Kinderehen und beschreibt den Konflikt zwischen materieller Sicherheit und wahrer Liebe. In „Qaphela“ warnt sie junge Frauen vor älteren Männern, die ihnen Luxus versprechen, doch ihnen am Ende das Herz brechen, oder sie sogar als Teenage-Mutter allein lassen.
Engagiert wird es dann in „Rise Again“ mit der kongolesischen Sängerin Baby SOL, in dem die beiden Frauen sich wortgewaltig gegen politische Unterdrückung aussprechen. Es ist schön zu hören, wie Awa Khiwe einerseits ihre Herkunft und ihre Tradition feiert, diese aber gleichzeitig auch hinterfragt und weiterentwickelt. „African Women Arise“ ist ein starkes Statement für Selbstbestimmung.