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Albumcover "HEIS" von Rema.

Die Nummer 1

Rema – "HEIS"

Stand: 24.07.2024, 09:00 Uhr

Nach dem Mega-Erfolg von "Calm Down" schwankt bei Rema die Stimmung. Auf Album Nummer zwei gibt's keinen entspannten Afrobeats mehr, sondern wütenden Afro-Rave mit empowernder Botschaft.

Von Marc Mühlenbrock

Mit "Calm Down" hat Rema 2022 und 2023 erst allein Erfolge gefeiert und dann zusammen mit US-Sängerin Selena Gomez. Er war der erste afrikanische Artist, der bei Spotify-Streams die die 1-Milliarde-Marke geknackt hat. Der Song war vom Titel und Sound her die pure Aufforderung zur Entspannung. Diese Phase ist aber definitiv vorbei. Remas zweites Album "HEIS" entwickelt eine starke Dringlichkeit.

Live-Statement gegen Raubkunst

In welche Richtung es gehen würde, konnte man schon erahnen bei Remas viel beachteten aber auch kritisierten Show in London letzten November. Rema erschien auf einem schwarz-roten mechanischen Pferd und trug dabei eine okkultistische Maske. Einige Besucher sagten ihm deshalb Nähe zum Satanismus nach, dabei wollte Rema auf die Ausbeutung Afrikas durch den Kolonialismus hinweisen. Die Maske war die Replik einer der Benin-Bronzen gewesen, also die viel diskutierte Raubkunst aus Nigeria, die immer noch in Londons Museen liegt. Die neue Visualisierung war ein ungeahnter Stilwechsel für einen Artist, der sich vorher auf vielen Fotos noch mit riesigen Teddybären gezeigt hatte. Auch das Albumcover ist nicht mehr so kindlich verspielt wie das seines Debüts, Rema blickt auf "HEIS" auf eine Vulkanlandschaft mit Fledermäusen.

Von Afrobeats zu Afro-Rave

Die große Überraschung ist, dass es nur wenig Afrobeats auf dem Album gibt. Rema hatte schon früh Abstand genommen von diesem Begriff, weil er unzufrieden war mit dem internationalen Sell Out des Genres. Stattdessen nannte er seine Musik Afro-Rave – und diesmal klingt sie auch wirklich zum ersten Mal so. Nach Amapiano aus Südafrika und Kuduro aus Angola, es gibt Tribal Beats und traditionelle Percussion, gemischt mit modernen Elektrosounds, Synthies und Streichern. Beinah jeder Song baut eine spannende, dramatische Stimmung auf.

Hometown Glory & Lana del Rey

Rema singt jetzt tiefer als vorher, im Bariton. In seinen Texten auf Pidgin-Englisch, Yoruba und Suaheli feiert er seine Homies und die Edo-Kultur, der er angehört. Bestes Beispiel ist "Benin Boys", eine Hymne auf Benin City, seine Heimatstadt in Nigeria, genauso wie die von Kollege Shallipopi, der ihn auf diesem Song begleitet. In anderen Stücken verarbeitet Rema Traumata, er musste schon als Kind seine Familie finanziell mitversorgen, oder empowert sich selbst gegen alle Hater. Dann inszeniert sich Rema als Rächer oder als "Villain" im gleichnamigen Song, der Lana del Reys "A&W" sampelt, einen der wichtigsten Songs der letzten Jahre. Man merkt: Rema trägt viel Wut in sich und will es allen beweisen. Den Albumtitel hat er auch deswegen gewählt: "HEIS" ist altgriechisch und bedeutet "Nummer 1".