"Wir waren nur Kinder" von Rachel Jedinak

In ihrem in Frankreich bereits 2018 erschienenen Buch erzählt die über 80 Jahre alte Rachel Jedinak aus der Sicht des kleinen Mädchens, das sie damals war, von ihrer Kindheit. Das Zuhause, die spärlich möblierte, aber Wärme und Glück schenkende Zweizimmerwohnung im Viertel Ménilmontant, die Mutter, die duftende Suppe kocht, der Vater, der jiddische Lieder singt, die Spiele der Kinder auf der Straße – all das öffnet sich in der Erinnerung "wie eine kleine Schachtel, die man ganz hinten im Schrank wiederfindet und deren Inhalt noch unberührt ist". Auf die unbeschwerte Zeit folgt das Grauen von Krieg, deutscher Besatzung und französischer Kollaboration. 1941 meldet sich der Vater freiwillig zu einer "Überprüfung" seines "Status" und wird interniert. Die Mutter näht ihren beiden Töchtern gelbe Sterne an die Kleider. Im Juli 1942 werden die drei ebenfalls verhaftet. Die Mutter kann ihren Kindern zur Flucht verhelfen, wird jedoch selbst deportiert, ebenso wie Tanten, Onkel, Cousinen, Cousins, Schulfreunde, Nachbarsfamilien.   

Jahrelang spricht Rachel Jedinak nicht über ihre traumatischen Erfahrungen. Erst, als sie Großmutter wird und bemerkt, dass die Deportation der Pariser Juden in Vergessenheit gerät, beginnt sie, von ihrer Kindheit zu erzählen. Als Zeitzeugin spricht sie seitdem in Schulen und Jugendclubs und kämpft unermüdlich dafür, dass Gedenktafeln an den Pariser Schulen angebracht werden, um an die  "verschwundenen Kinder" zu erinnern.  

Sprecherin: Manuela Alphons
Redaktion: Stefanie Laaser
Bearbeitung: Uta Reitz

Literaturangabe
Rachel Jedinak
Wir waren nur Kinder
Frankfurter Verlagsanstalt 2024
96 Seiten