Hallo, hier spricht Eckart von Hirschhausen. Ich wurde gebeten mir über den Artikel 9 des Grundgesetzes Gedanken zu machen und der heißt: Alle Deutschen haben das Recht Vereine und Gesellschaften zu bilden. Puh, ist das denn so spannend? Aber hallo!
Bei Vereinen kann man an Vereinsmeierei denken, an lange Sitzungen in verrauchten Hinterzimmern und Kneipen, wo man um die Satzung streitet. Aber die Vereinsbildung - auch als Vereinigungsfreiheit bezeichnet - ist deswegen ein verbrieftes Grundrecht, weil es so tatsächlich möglich ist, diese Gesellschaft mitzugestalten. Es ist gleichzeitig unser aller Recht in Deutschland, einem Verein nicht beizutreten, also es kann keine Pflichtveranstaltung werden und auch das ist ein super Grundrecht.
"Es ist einfacher gegen Dinge zu sein als für Dinge"
Gesellschaft passiert überall. Nicht nur auf Bundesebene, auf kommunaler Ebene, nicht nur auf Landesebene, sondern in jedem Stadtteil haben wir die Möglichkeit, die Art und Weise, wie wir zusammenleben wollen, was uns selber wichtig ist, voranzubringen. Und es ist so viel einfacher gegen Dinge zu sein als für Dinge.
Wir hören in diesem Lande so viel von Menschen, die gegen etwas sind und die Medien stürzen sich da drauf. Es gibt vielleicht 20 Prozent Menschen, die in diesem Land mit unserer offenen Gesellschaft ein Problem haben und die abschaffen wollen und die in irgendeiner Form lieber in einer Diktatur mit einem Bestimmer und klarem Durchsetzungsvermögen vom Staat leben wollen. Aber ehrlich gesagt, 80 Prozent leben sehr gerne in dieser offenen Gesellschaft und von denen hören wir viel zu wenig. Und deswegen finde ich diese Sendereihe auch super, dass wir uns nochmal darüber unterhalten, wofür wir sind.
Ein Verein für Medizin und Humor
Die Vereinigungsfreiheit heißt für mich auch, dass ich das bereits genutzt habe. Ich habe mehrere Vereine schon gegründet in meinem Leben. Ich habe meinen Wunsch Humor und Medizin zu verbinden auch in eine Organisation gepackt, einmal in einen Verein, dann in eine Stiftung "Humor hilft heilen" und damit ziemlich viel schon bewegt und verändern können. Bis hin zu der Tatsache, dass heute in einigen Unis bereits Humor auch in Kommunikationskursen, den Medizinstudierenden, Ärzten der nächsten Generation, mitgegeben wird und sozusagen Programm wird. Das ist nur möglich gewesen, weil es über Jahre diese positive Lobby-Arbeit gab.
Hospizbewegung – durch Vereine etabliert
Ich bin Schirmherr von den Mehrgenerationenhäusern, weil ich es für wichtig finde, dass es Orte gibt, wo sich gesellschaftliches Engagement bündelt. Wo Ehrenamt und Hauptamt aufeinander treffen. Wo Menschen, die nicht zu Hause rumhocken wollen und meckern, sondern, die etwas Positives verändern wollen, sich treffen, angeleitet werden und merken, ich bin damit nicht allein.
Noch ein Beispiel aus dem Gesundheitsbereich, in dem ich mich ja am besten auskenne: Die Hospizbewegung begann auch mit einzelnen Leuten, die Vereine gegründet haben, die sagen, wir wollen eine andere Kultur des Lebensendes. Und heute, 20, 25 Jahre später, sind daraus Gesetze geworden, ist daraus ein Anspruch geworden, ist daraus eine Kassenleistung geworden. Das heißt also, unterschätzen Sie nicht, was Sie selber verändern können in Deutschland und ich wünsche Ihnen dabei, einen langen Atem, denn den braucht man auch.
Ich hoffe, während Sie zugehört haben, haben Sie bereits Ihre Idee für Ihren Verein, für Ihre Gesellschaft, für Ihr Engagement im Hinterkopf. Und jetzt höre ich auf zu reden, damit Sie aktiv werden können. Demokratie ist kein Zuschauersport. Seien Sie für diese Gesellschaft! Danke!