Cover "immer frei - so geht Rente"

WDR 4-Podcast "immer frei - so geht Rente"

Überblick: Zahlen, Fakten & Gefühle

Stand: 16.01.2024, 23:59 Uhr

Transkription 

[00:00:01.680] Jingle 

„immer frei - so geht Rente“. Ein Podcast vom WDR. Mit Matthias Bongard. 

[00:00:11.300] Zusammenschnitt 

Es wird der Tag kommen, dann kriegt man einen Brief oder eine E-Mail und da steht drin, was man alles so für Ansprüche hat. Was möchte ich denn eigentlich? Was sind meine Träume? Gibt es da noch was, was gelebt werden will? Da war ich im Schnelldurchlauf echt klug. Und das soll was heißen! Paare in. Ruhestand. Das kann Himmel oder Hölle sein. 

[00:00:32.510] - Matthias Bongard 

Ganz herzlich willkommen zu einem ganz neuen Podcast heute mit der allerersten Folge „immer frei „und der Untertitel „so geht Rente“. Und wenn Sie jetzt berechtigt fragen: Was meinen die denn mit „so geht Rente“ kann ich Ihnen gleich frank und frei antworten, was wir uns vorgenommen haben, nämlich jedes Thema zu diesem Komplex zu behandeln. Denn die sind, je länger man denkt so viele: Kann was mit Partnerschaftsbeziehungen zu tun haben, mit dem Geld, was man zur Verfügung hat, mit den Träumen, die man hegt, mit der freien Zeit, die man noch füllen möchte und und und. Und Jede Woche ein neues Thema. Heute die erste Folge, wie gesagt und da haben wir uns überlegt es ist doch so, wenn man diese fünf Buchstaben in den Raum wirft: „Rente“ - welche Assoziation haben die meisten Menschen dann sofort? Und ich behaupte einfach mal, die erste Assoziation ist eine finanzielle, nämlich wie viel Geld habe ich für die Rente? Und die zweite vielleicht: Was mache ich denn dann mit dieser Zeit? Und genau diesen beiden Themen widmen wir uns und ich begrüße ganz herzlich Gudrun Behm-Steidel. 

[00:01:37.670] - Matthias Bongard 

Hallo, Sie sind Coaching für Menschen, die in Rente gehen. Kann ich das so einfach sagen? 

[00:01:39.560] - Gudrun Behm-Steidel

Ja, passt.  

[00:01:41.123] - Matthias Bongard  

Und das lehrt Sie in den letzten fünf Jahren, die Sie das machen, unheimlich viel. Wo sie vorher vielleicht auch gedacht haben: Boah, ist das ein Feld Rente, das ist ja riesig. 

[00:01:56.030] - Gudrun Behm-Steidel 

Es ist riesig und es ist bunt und ganz, ganz individuell. 

[00:02:00.230] - Matthias Bongard 

Der andere Individuelle ist mein Kollege Frank Christian Starke aus der Wirtschaftsredaktion, der sich mit allem zu diesen fünf Buchstaben, wie soll ich es nennen, wissenschaftlich oder finanziell auskennt. Wie nennst du es? 

[00:02:12.320] - Frank Christian Starke 

Ich bin Reporter und Journalist. Das reicht mir schon wirklich an den Früchten. Da habe ich schon genug mit zu tun. Hallo. 
[00:02:17.780] - Matthias Bongard 

Wir fangen mal an und ich bemühe mal einem Filmklassiker und sage: Stellen wir uns mal ganz dumm, Was ist Rente? Frank Christian, anders formuliert Wer hat sie erfunden? 

[00:02:28.490] - Frank Christian Starke 

Die Rente wird immer mit dem Reichskanzler Bismarck in Verbindung gebracht. Da ist auch was dran vor rund 140 Jahren. Da ging das los mit dem, was wir heute Sozialstaat nennen und auf den wir auch, wie ich finde, zu Recht mächtig stolz sind. Gesetzliche Krankenversicherung ist da ins Leben gerufen worden, die Unfallversicherung - und dann eine Zahl: Jetzt, 1889, gab es das Gesetz betreffend die Invaliditäts- und Alterssicherung. Das war der Startschuss der Rentenversicherung. Und das hat Reichskanzler Bismarck übrigens nicht gemacht, weil er so ein guter sozialer Mensch war, sondern auch, weil er die sich formierenden Arbeiterbewegung unter Kontrolle halten wollte. 

[00:03:02.750] - Matthias Bongard 

Wahrscheinlich aber auch, weil mit industrieller Arbeit auch viel mehr Unfälle passierten und Ähnliches. 

[00:03:12.170] - Frank Christian Starke 

Genau, die Arbeiter, die muckten auf und deswegen waren dann alle versichert, alle Arbeiter und Angestellte. Beitragssatz 2 % wagt man heute kaum zu sagen. Und wer das 70. Lebensjahr erreichte, der bekam als Arbeiter mit einem Jahresgehalt von so 567 Mark damals eine Rente von 162 Mark im Jahr. Und die ganze Sache hatte noch einen Haken. Ich sagte, man musste 70 werden. Das schafften natürlich nicht so besonders viele. Und die Rentenversicherung? Die hat dann zwei Weltkriege überlebt, die deutsche Teilung. Und 1957 gab es eine ganz grundlegende Reform. Das sage ich deshalb, weil seitdem eigentlich die Dinge so sind, wie sie heute sind. Das, was wir Generationenvertrag nennen, also eine Finanzierung nach dem Umlageverfahren. Diejenigen, die Arbeit haben, zahlen ein und davon werden dann die Renten der Älteren finanziert. Zwei Meilensteine in der Rentengeschichte waren das natürlich. Und so funktioniert es im Grundsatz noch bis heute. Stabil, das ist sie, die Rente und immer wieder modernisiert - Rente mit 67 passt nicht jedem. Dann die diversen Reformen zur Mütterrente - die schon eher. 

[00:04:15.410] - Frank Christian Starke 


Und die Grundrente. Das war eine letzte wichtige Reform. Und so soll es dann weitergehen nach dem Willen der Deutschen Rentenversicherung. 

[00:04:21.620] - Matthias Bongard 

Bevor wir in Verästelungen gehen, wenn man das Wort Rente ausspricht. Das sagt sich so leicht. Daher kann man Punkt um sagen, wer eigentlich Mitglied in dieser gesetzlichen Rentenversicherung ist und wie viele das sind? 

[00:04:33.860] - Frank Christian Starke 


Die allermeisten. Ich habe die Zahlen noch mal nachgeguckt 57 Millionen round about. Es werden mehr, weil die Beschäftigung ja gut ist. Und von diesen 57 Millionen Menschen in Deutschland sind gut knapp 33 Millionen aktiv versichert. Das heißt also Arbeiter, Angestellte, Azubis, aber auch Minijobber, die einen Eigenbeitrag leisten, bestimmte Selbstständige und auch Bürgergeld-Empfänger. Und wer nicht aktiv versichert ist, der ist logischerweise passiv versichert. Das sind diejenigen, die mal Rentenanwartschaften erworben haben, also die zum Beispiel eine Lehre gemacht haben und danach eine andere Rolle hatten. Die Mutterrolle zum Beispiel. Also nicht mehr arbeiten. Die haben natürlich Ansprüche, die werden dann mitgezählt, also insgesamt 57 Millionen Versicherte. Das ist schon wirklich eine Hausnummer. 

[00:05:20.110] - Matthias Bongard 

Bei knapp über 80 Millionen in diesem Land die absolute Mehrheit, ohne Frage. Du hast auch gerade schon die angesprochen, die so eine Mischform darstellen. Mal eingezahlt, dann aber freischaffend geworden oder noch was Anderes gemacht. Was ist denn grundsätzlich mit denen, die nicht in so einer gesetzlichen Rentenversicherung sind? Wer ist das? Und haben die ein Ersatzsystem? 

[00:05:40.450] - Frank Christian Starke 

Ich denke, andere Länder träumen von so einer Situation, wie wir sie hier in Deutschland haben. Wer nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung ist, die allermeisten sind in irgendeiner Art und Weise versichert. Beamtinnen und Beamte natürlich zuallererst, die kriegen eine Pension, dann die sogenannten verkammerten Berufe, also das sind Rechtsanwälte, zum Beispiel Notare, Ärzte. Die haben ihre eigenen Versorgungssysteme, auch die Landwirte übrigens. Und dann viele Selbstständige, die schlau sind. Die machen das mit Versicherungen, mit der Rürup Rente - und was auch immer der Bankberater des Vertrauens einem empfiehlt. 
[00:06:11.020] - Matthias Bongard 

Ja, wobei viele bei Rürup schon aufmucken und sagen: Ich lese immer wieder, das lohnt sich gar nicht. 

[00:06:15.730] - Frank Christian Starke 

Das werden wir sicherlich auch mal in einer Folge hier behandeln. Kann ich eine Menge zu erzählen. 

[00:06:19.540] - Matthias Bongard 

Frau Behm-Steidel, Sie sind auch so eine Mischform. Sie waren Uniprofessorin. Ich darf verraten es gab den Burnout und die Entscheidung: Das mache ich nicht mehr. 

[00:06:28.990] - Gudrun Behm-Steidel 


Ja. 

[00:06:29.710] - Matthias Bongard 

Und dann frei, selbstständig geworden? 

[00:06:33.250] - Gudrun Behm-Steidel 

Ja, ich bin in Vorruhestand gegangen. Das ganze System ist so komplex. Sie hatten es ja auch schon angesprochen. Ich habe mal einen Kurs gebucht, ein Tagesseminar: Wie berechne ich meine Pension? Das hat auch wirklich diesen einen Tag gebraucht, um das System zu verstehen. Und als ich das dann ausgerechnet hatte und im Land Niedersachsen die Möglichkeit bestand, ab 60 auf Antrag in Ruhestand zu gehen, da habe ich gedacht, dass das eine gute Ausstiegsmöglichkeit ist. 

[00:07:06.670] - Matthias Bongard 

Das, Frank Christian, ist ja auch die Frage an dich. Es gibt oft diese Mischform, weil man noch mal den Job wechselt, weil man noch mal was Anderes macht. Wie blickt man überhaupt durch diesen Dschungel, durch? Was steht mir zu? Oder würdest du sagen, das lass die Behörden mal rechnen? Du wirst es schon sehen ... 

[00:07:24.640] - Frank Christian Starke 

Das ist schwierig. Da muss ich jetzt ein bisschen Luft holen. Ich kann vielleicht mit einer Anekdote antworten Es gibt ja viele Menschen, die haben das Glück, dass sie sich noch was Geld zurücklegen konnten oder dass sie mal noch eine betriebliche Altersversorgung hatten. Und ich habe mal erzählt, vor ein paar Jahren, es wird der Tag kommen, da kriegt man einen Brief oder eine E-Mail und da steht drin, was man alles so für Ansprüche hat. Und so weit sind wir jetzt schon fast. Das funktioniert noch nicht ganz, aber wir kennen das alle, die gesetzlich versichert sind. Die bekommen einmal im Jahr die Renten Auskunft. Da kann man dann nachgucken, wie viel Rente man denn wohl bekommen wird. Und dann gibt es so was natürlich noch von der privaten Versicherung, von der betrieblichen und das wird jetzt zusammengefasst. Wir werden das sicherlich auch mal als Service hier machen. So weit sind wir noch nicht ganz, aber dann ist die Nachricht für jetzt: Nimm dir bei schlechtem Wetter deinen Aktenordner, wo du das hoffentlich alles drin hast. 

[00:08:14.380] - Frank Christian Starke 

Man muss es sich selber zusammenstellen, aber der Hauptpunkt für diejenigen, von denen ich eben sprach, ist natürlich die gesetzliche Rente. Und da kann man auch anrufen. Man kann neuerdings auch online das abfragen, was man auf dem Rentenkonto hat. Da kriegt man also verlässliche Auskünfte. 

[00:08:29.530] - Matthias Bongard 


Früher hieß es BfA, jetzt heißt es Deutsche Rentenversicherung, von denen man den Schrieb kriegt. Ich habe das selber mal gemacht, dass ich vor einem knappen Jahr angerufen habe bei der Rentenversicherung und gesagt habe: „Wie sieht es denn aus?“ Und dann haben sie gesagt: Was meinen Sie damit? Dann habe ich gesagt: meine Lücken. Und dann haben die in ihren Rechner geguckt und haben mir dann tatsächlich auf den Tag genau über mein ganzes Leben sagen können, welche Formulare noch fehlen oder welche Bescheinigungen oder was ich in der Zeit gemacht habe und und und. Lohnt sich das? Diese ganze Mühe, das zusammenzutragen? Macht das wirklich was aus? 

[00:09:05.080] - Frank Christian Starke 


Ja, unbedingt lohnt sich das. Und du hättest das auch ein bisschen früher machen sollen - würde ich das mal besserwisserisch sagen. Also es ist ein guter Zeitpunkt, wenn man so die 50 erreicht, würde ich mal sagen - round about. 

[00:09:21.850] - Matthias Bongard 


Habe ich ja bald… (lacht) 

[00:09:22.810] - Frank Christian Starke 

Mal eine sogenannte Kontenklärung - so heißt das. Klingt nach Gerichtsvollzieher, ist es aber nicht. Das heißt nichts Anderes, als dass man genau das macht. Man geht da vorbei oder man ruft an und sagt: Was haben Sie denn für Angaben von mir? Und dann stellt man fest. Moment mal, ich habe doch da ein Dreivierteljahr noch auf einer Fachschule was gemacht - nach meinem Realschulabschluss, oder? Ich habe eine Lehre angefangen, aber abgebrochen. Das weiß natürlich deine Sachbearbeiterin, dein Sachbearbeiter nicht, wenn das denen nicht mitgeteilt worden ist. Das geht bis hin zu Kindererziehungszeiten. Also man muss natürlich schon die Deutsche Rentenversicherung so auf Trab halten - so informiert halten, dass die das auch alles wissen können. Sonst ist das auch kein Wunder, wenn dir hinterher Zeiten fehlen. Und darüber ärgert sich nicht die Rentenversicherung, sondern du, weil du das Geld nicht bekommst. 

[00:10:10.590] - Matthias Bongard 

Gudrun Behm-Steidel sitzt hier und nickt mit dem Kopf. Und das deutlich… Meine Güte, ja, die wollen viel wissen. Aber ich gebe es ihnen gerne. Ist das so? 

[00:10:22.140] - Gudrun Behm-Steidel 

Ja, man muss wirklich jede Ausbildung, jedes Studium wirklich angeben. Und je nach den Regeln - und die ändern sich und verschieben sich auch - wird es anerkannt oder nicht anerkannt. Und danach rechnet sich dann nachher auch aus, wie viel Zeiten anerkannt werden und wie hoch die Rente tatsächlich ist. Das da ist extrem wichtig. Ich würde auch sagen möglichst früh anfangen. 

[00:10:48.390] - Matthias Bongard 

Ich möchte noch mal kurz auf die Finanzen kommen. Frank Christian, wenn man rumfragen würde, wer legt denn eigentlich die Rente fest, glaube ich, das viele sofort sagen: Ja, das sind die Politiker, die gucken wie viel in der Kasse ist und dann streiten sie sich und dann legen sie das fest. Ist das ein großer Mythos? Und du sagst nicht nur nicht Mythos, das ist eher eine Lüge?

[00:11:10.230] - Frank Christian Starke 

Ja, es tut mir leid für alle, die immer gerne auf Politiker schimpfen. So ist es eben nicht. Formal macht das das Ministerium, was dafür zuständig ist, also das Arbeits- und Sozialministerium. Aber das ist eben nur formal: Die Rentenhöhe, die wird nicht nach Kassenlage festgelegt. Das ist eine gute Nachricht. Die Rente wird festgelegt nach einer wirklich komplizierten, aber nachvollziehbaren Rechnung, wenn man genug Taschenrechner hat. Und sie folgt in erster Linie der Lohnentwicklung der aktiven Arbeitnehmer mit einer gewissen Verzögerung. Will heißen: Wenn es die Gewerkschaften geschafft haben, in einem Jahr ordentliche Lohnzuwächse durchzusetzen, dann kommt das mit einiger Verzögerung. Und mit dem einen oder anderen Faktor, der noch da berücksichtigt wird, kommt das auch bei den Rentnerinnen und Rentnern an. Umgekehrt, wenn die aktiven Arbeitnehmer nichts dazubekommen haben, dann wird es auch für die Rentnerinnen und Rentner eher düster. Also die Politiker legen es nicht nach Gutdünken fest, sondern das folgt einer wirklich komplizierten, aber gerechten Regel. 

[00:12:09.450] - Matthias Bongard 

Prima. Zweites Mythos: Die andauernd falschen Renten und Auskünfte, die man kriegt - hört man immer wieder. Stimmt das oder stimmt das jetzt nicht? 

[00:12:18.660] - Frank Christian Starke 

Das stimmt. Viele sind falsch. Den Grund haben wir eben schon genannt, weil der Bongard leider nicht angegeben hat, dass er eine Rente einzahlt oder weil sein Chef es versäumt hat anzugeben. Das ist so, es sind viele Rentenauskünfte falsch und in den Zeitungen mit den großen Buchstaben steht das einmal im Jahr. Dann ist große Empörung und alle hauen auf die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter der Deutschen Rentenversicherung ein. Aber die trifft es wirklich in aller, aller Regel völlig zu Unrecht, Denn man kann natürlich nur das berechnen, was man auch weiß. Und deswegen sind viele Rentenauskünfte falsch. Aber es liegt an den Versicherten, das zu ändern. 

[00:12:52.650] - Matthias Bongard 


Frau Behm-Steidel, wie alt waren Sie, als Sie aus der Hochschule ausstiegen? 

[00:12:56.370] - Gudrun Behm-Steidel 

60 einhalb. 

[00:12:57.930] - Matthias Bongard 

Dann frage ich Sie jetzt als Ratespiel. Ich weiß die Antwort auch nicht. Was glauben Sie, in welchem Alter Menschen durchschnittlich in Deutschland in den Ruhestand eintreten? Ich habe auch keine Ahnung. Ich müsste auch nur raten. 

[00:13:09.420] - Gudrun Behm-Steidel 


Es gibt neue Studien, dass sich das Alter wieder nach unten verschoben hat. Ich glaube, es liegt so bei 62/63. 

[00:13:19.320] - Matthias Bongard 

Ich gebe keinen Tipp ab. Dafür ist ja Frank Christian da. 

[00:13:22.860] - Frank Christian Starke 

Ja, das ist eine tolle Rolle jetzt, dass ich jetzt den Schiedsrichter spiele. Die aktuellste Zahl, die ich in der Statistik der Deutschen Rentenversicherung gefunden habe, ist 64,4, und zwar bei Männlein wie bei Weiblein. Da hat sich der Trend komplett angeglichen. Das war mal unterschiedlich. Es ist immer so ein bisschen volatil. Also es verändert sich immer so ein bisschen, weil gesetzliche Regeln sich ändern. Die Älteren unter uns werden sich daran erinnern, dass Frauen früher, früher als Männer in Rente gehen konnten - mit 60 schon. Das hat sich dann geändert. Dann haben wir jetzt verschiedene Programme für die besonders langjährig Versicherten, die sogenannte Rente mit 63. Die nehmen natürlich auch viele in Anspruch, aber die letzte Zahl ist bei 64,4 Jahren. Das hat damit zu tun, dass bei den letzten Rentenreformen das Renteneintrittsalter ja erhöht worden ist. Für alle die, die 1964 geboren sind und jünger, die müssen ja bis 67 arbeiten. Und jeder, der dann früher geht, der muss natürlich Abschläge in Kauf nehmen, wenn er die gesetzlichen Regelungen erfüllt.  

Und das überlegt sich natürlich der eine oder die andere dringend, wie das ist. Und deswegen ist das Renteneintrittsalter, auch wenn es leichte Schwankungen gibt - da hat unser Studiogast natürlich recht - in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, in letzter Zeit aber nicht mehr ganz so stark. 

[00:14:41.730] - Matthias Bongard 


Gudrun Behm-Steidel. Ich darf das, glaube ich, behaupten. Sie sind eigentlich als ehemalige Hochschulprofessorin so ein bisschen auf der Sonnenseite - beim Finanziellen nach Landesgesetzen besoldet. Es war nicht so schwer zu sagen, Ich mache noch mal was Neues, weil Sie nicht verhungern konnten. 

[00:14:58.200] - Gudrun Behm-Steidel 

Nein, ich habe mir das halt ausgerechnet. Und klar, es wurde schon im Umfeld gefragt: Warum? Weißt du, was für Abschläge das sind? Haste mal ausgerechnet, wie viel Prozente da verloren gehen? Ich sage: Ja gut, aber dann kaufe ich mir das eben frei. Es geht um mein Leben und meine Lebensqualität. Und das war das Abwägen. Auch wenn wir bei dem Wort Rente meistens ans Finanzielle denken, habe ich mich eher für die Lebensqualität entschieden. 

[00:15:30.950] - Matthias Bongard 

Ich sprach neulich einen Freund und sagte ihm, dass wir diesen Podcast jetzt angehen, „immer frei“. Und er sagte: Das wurde auch mal Zeit. Das finde ich eine ganz tolle Idee, das Thema mal von seinem Tabu zu befreien. Und da habe ich ihn erstaunt angeguckt und gefragt: Wieso Tabu? Und hat er gesagt, Du glaubst gar nicht, wie viele bei uns aus der Firma ausscheiden und vorher nicht drüber reden. Denen es dann schlecht geht. Die lange in Zweifel waren. Wann gehe ich denn? Brauche ich das Geld? Kann ich eher gehen? Ich möchte gar nicht mehr, ich habe keine Lust mehr. Auf gut Deutsch: Ich finde sogar die Firma scheiße - mittlerweile. Merken Sie das in Ihren Coaching- Gesprächen auch, dass Menschen richtig zweifeln? Und schwanken: Wann ist eigentlich der richtige Punkt zwischen Finanzen und ich habe eigentlich gar keinen Bock mehr. 

[00:16:14.600] - Gudrun Behm-Steidel 

Der Zweifel, wann ist der richtige Zeitpunkt für den Ruhestand auch mal unabhängig zu betrachten von: Wann werde ich in Rente geschickt? Ja, das wächst, das entwickelt sich eigentlich. Die meisten gucken wirklich auf das gesetzliche Alter. Und wenn das so ist, dann gehe ich halt. Aber die Situation ist sehr unterschiedlich. Einige hängen sehr an ihrem Job und identifizieren sich darüber. Die möchten lieber länger bleiben. Wenn ich das aber sage, dann ernte ich im Umfeld auch von den Kollegen: Was denn, du hast da ja nichts auszustehen. Die Punkte kann man doch noch mitnehmen. Und auf der anderen Seite diejenigen, die sich nicht mehr mit dem Job identifizieren oder sich vielleicht auch aufs Abstellgleis geführt werden - oder mit einem Angebot, was sie nicht ausschlagen können, dann ratzfatz in Rente geschickt werden. Gibt es alles! Jede Situation ist da unterschiedlich, aber alles sehr individuell und emotional belastend. Also es ist sehr viel Gefühl dabei. 

[00:17:17.060] - Matthias Bongard 


Können Sie das unterstreichen, dass dieses Wort Tabu, das mein Freund benutzt hat, das mir noch nicht in den Kopf gekommen ist - ist es für viele ein Tabu darüber zu reden oder zu entscheiden?

[00:17:26.960] - Gudrun Behm-Steidel 

Ja, finde ich. Es lockert sich gerade ein bisschen - auch dafür, Coaching in Anspruch zu nehmen – das war eher ein Tabu. Rente, jeder geht in Rente, ist kein Problem, muss man doch irgendwie hinkriegen. Aber dieser Anspruch, „muss man auch irgendwie hinkriegen“, der ist die Messlatte. Und wenn ich dann sage, ja, ich weiß nicht so ganz, dann erfülle ich die ja gerade nicht.

Entweder muss man sich freuen auf die Rente, muss den tollen Plan haben und vorweisen können, was man alles in Zukunft machen will. Und diese Vergleiche sind schon ja quasi wieder eine neue Erwartungshaltung. 

[00:18:08.990] - Matthias Bongard 

Aber wir können glaube ich festhalten: Rente ist der Lebensabschnitt, auf den man im Leben kein bisschen vorbereitet wird – automatisch. Auf alles wird man vorbereitet, aber die Rente die kommt von Montag auf Dienstag. 

[00:18:21.470] - Gudrun Behm-Steidel 

Ja, wir sind eine Arbeitsgesellschaft und das spiegelt sich in allem wider. Also vom Kindergarten, Schule, Studium - alles bereitet vor auf die Arbeit, den Beruf, das Leben mit Hauptinhalt Arbeit. Und das taktet sich total durch und prägt natürlich auch unsere Identität, unser Rollenverständnis. Wenn wir beide uns irgendwo begegnen und vorgestellt werden, was antworten Sie? Ich bin der und der und Beruf. 

[00:18:54.830] - Matthias Bongard 

Ich versuche, es mir gerade abzugewöhnen. Aber ja. 

[00:18:57.680] - Gudrun Behm-Steidel 

Dann sind Sie schon gut auf dem Weg. Ja, aber alles ist ausgerichtet auf Arbeitswelt, Beruf. Und wenn jetzt diese Phase zu Ende ist, dann sind wir - ich sage mal platt - im Sinne der Arbeitsgesellschaft wertlos. 

[00:19:16.430] - Matthias Bongard 


Ist es die Kunst zu erkennen, dass man nutzlos wird, und dass das auch was Schönes sein kann?  

[00:19:24.410] - Gudrun Behm-Steidel 

Ja, aber das ist schon das fortgeschrittene Level. Nein, es ist das Loslassen-Lernen vom Beruf. Es ist tatsächlich auch manchmal der Aufhänger, wenn sich jemand meldet: „Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen“. 

[00:19:38.810] - Matthias Bongard 

Gerade haben Sie gesagt, es gibt immer wieder Menschen, die sagen: Komm, rechne doch noch mal aus, wie viel Prozentpunkte du verlierst, wenn du noch ein Jahr eher ausscheidest. Frank Christian, frag ich doch den Wirtschaftsredakteur. Dieser Satz: Die letzten Jahre vor der Rente sind besonders wichtig beim Einzahlen. Auch ein Mythos? 

[00:19:59.120] - Frank Christian Starke 

Ja, das ist einer von den Sätzen, die immer falsch sind, wenn du ihn hörst. Was am Ende rauskommt, ist das Ergebnis einer langen Addition, Das fängt an beim Lehrlingsgehalt, dann beim Gesellenlohn, dann die hoffentlich gut bezahlten Jahre, wenn man voll im Saft steht, und am Ende dann auch. Und wenn man in Rente geht, dann wird unter alles ein Strich gemacht. Die allerletzten Jahre zählen genauso wie die allerersten, Die bringen ein bisschen mehr, wenn man dann mehr verdient als hoffentlich beim Lehrlingsgehalt. Aber unterm Strich zählen alle Jahre und alle Verdienste gleich - wird einfach zusammengerechnet. Die These ist also ein Irrtum. 

[00:20:35.270] - Matthias Bongard 

Ich wundere mich ja selbst als Freischaffender, der auch eine Lehre gemacht hat und Zivildienst und und und, dass ich jedes Jahr so einen Rentenbescheid kriege mit „so viel wird’s mal. Weil mir auch viele gesagt haben: Du musst mindestens 15 Jahre im Beruf sein, vorher wird das nicht angerechnet. Das ist damit auch völliger Quatsch, ja? 

[00:20:53.390] - Frank Christian Starke 

Nein, das ist auch falsch, aber nicht ganz so schlimm falsch. Es gibt in der Tat in Deutschland eine Mindestversicherungszeit, die beträgt fünf Jahre und nicht 15. Wer fünf Jahre lang einbezahlt hat - und das ist deutlich besser als in anderen Ländern, die immer auch herangezogen werden wie Österreich - wer fünf Jahre lang einbezahlt hat, der hat schon Anspruch auf eine gesetzliche Rente. Und auf diese fünf Jahre werden natürlich auch noch verschiedene Beitragszeiten angerechnet. Kindererziehungszeiten zum Beispiel. Und auch durch einen Minijob kann man sich Rentenansprüche sichern. Das werden wir sicherlich auch mal in einer Folge - hoffe ich jedenfalls -l hier besprechen. Weil: Da meinen manche, sie könnten 3,50 € irgendwo sparen, aber hinterher kann man sich da mit Rentenansprüche abschießen. Das würde ich mir sehr genau überlegen. Also dieser Satz ist falsch, wenn auch nicht ganz falsch. 

[00:21:43.490] - Matthias Bongard 

Das heißt aber, um in die Klischeekiste zu greifen, die Krankenschwester, die den Job fünf Jahre gemacht hat und dann den noch anstrengenderen Beruf Mutter und Hausfrau machte, die hat schon Anspruch. 

[00:21:54.800] - Frank Christian Starke 

Ja, und es sind natürlich auch - das Vergessen viele, die auf die Rente schimpfen - wer jemals das (durchaus von der Entstehung sicherlich zweifelhafte) Vergnügen hatte, in einer Reha Einrichtung zu sein, der weiß, was das für ein - ich möchte wirklich sagen - Geschenk ist, weil man dafür ja nichts bezahlt. Sondern: Es gibt ja den Grundsatz Reha vor Rente. Also die Deutsche Rentenversicherung versucht einen erst wieder fit zu machen, wenn man zum Beispiel einen Arbeitsunfall hatte oder wenn - du sagtest Krankenschwester -, wenn die gesundheitliche Probleme hat oder jemand, der als Verkäuferin arbeitet und Rücken hat und und und. Oder ganz zu schweigen von denen, die auf dem Bau arbeiten und stark körperlich belastet sind. Die werden dann in eine Reha Einrichtung geschickt oder dürfen dorthin. Und werden dann drei, vier Wochen lang trainiert, fit gemacht wieder für den Job und da zahlt man nur Kleinigkeiten dazu. Das ist etwas, was in der Rentenversicherung inkludiert ist Und auch darauf hat man Ansprüche, wenn man nur wenige Jahre einbezahlt hat. 

[00:22:54.050] - Matthias Bongard 

Wir haben jetzt in dieser Folge noch gar keine Summe genannt in Euro. Frau Behm-Steidel, ich missbrauche Sie mal wieder als Rätsel-Tier, wie ich auch. Was glauben Sie, wie hoch die durchschnittliche Rente in Deutschland sein dürfte? Ich muss mir da auch was ausdenken. Ich fange mal an, ich sage mal 1.200. 

[00:23:14.660] - Gudrun Behm-Steidel 

Ich glaube, es liegt ein bisschen höher, aber nicht sehr viel. Also 1.400 - ist unter 1.500, glaube ich. 

[00:23:20.660] - Matthias Bongard 

Frank Christian, du löst. Kannst du lösen oder ist es so komplex? 

[00:23:24.320] - Frank Christian Starke 

Man kann lösen und der Preis geht an Frau Behm-Steidel. Von der Tendenz her jedenfalls. Die Frage ist wirklich fies, weil man kann sie nicht einfach beantworten. Und man sollte auch nicht jedem auf den Leim gehen, der dazu was sagt. Denn die Zahlen, die man lesen oder hören kann, die führen oft in die Irre. Dazu muss ich ein klein bisschen ausholen. Altersrente erst mal insgesamt: Da sind natürlich, wenn man einen Durchschnittsbetrag nimmt, den kann man nehmen, der liegt in der Größenordnung, die ihr genannt habt. Dann sind natürlich da auch ganz niedrige drin. Und unser Redakteur, der hat mich vorher gebeten, mal nachzugucken, wie viel denn ganz Kleine sind. Es gibt zum Beispiel 11 % der Renten, die sind kleiner als 300 €. Das ist die von dir angesprochene Hausfrau, die eine Lehre gemacht hat und ein bisschen gearbeitet hat und dann nicht mehr gearbeitet hat. Es ist aber auch der Notar zum Beispiel, der gearbeitet hat, vielleicht neben dem Studium und sich jetzt keine finanziellen Sorgen mehr machen muss. 

Das sind also Menschen mit 300 € und weniger und nur 3 % der Rentnerinnen und Rentner bekommt 2.400 € und mehr. Und wenn wir jetzt daraus Durchschnittsbeiträge nehmen, da kann sich jeder den Beitrag nehmen, den er will. Ich habe mal einen realistischen ausgerechnet für Arbeitnehmer, die lange und normal gearbeitet haben, also Menschen, die mindestens 35 Versicherungsjahre auf ihrem Rentenkonto haben. Da ist die durchschnittliche Bruttorente bundesweit bei Männern bei 1.728 €. Frauen sind rund 400 € darunter: 1316. 

[00:24:59.050] - Matthias Bongard 

Alle, die uns zuhören, werden jetzt sagen: Haha, ich bin drüber oder ich bin drunter. Das ist der Mittelwert. Das ist jetzt von dir eine statistische Zahl sozusagen, wo wir liegen. Es sind selten Reichtümern. 

[00:25:12.430] - Frank Christian Starke 

Ja, und ich habe jetzt wirklich einen realistischen Fall genommen von Leuten, die den größten Teil ihres ihres Lebens gearbeitet haben, die also nicht lange, besonders lange arbeitslos waren oder die sich schon gar nicht auf die faule Haut gelegt haben. Das sind keine Reichtümer, die da sind, wenn man sich das anguckt. Und sehr viele Männer und Frauen müssen natürlich auch damit auskommen. Das ist das, was die gesetzliche Rentenversicherung bereithält. Bevor man jetzt aber ganz viele gesellschaftliche Sorgen bekommt: Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass viele Menschen noch Zusatzeinkünfte haben oder eine Zusatzversicherung haben. Dann sieht das Bild schon wieder anders aus. 

[00:25:54.430] - Matthias Bongard 

Frau Behm-Steidel, ich versetze mich in die Situation. Ich melde mich bei Ihnen an zum Coaching. Ja, ich ahne, dass Sie mir keine fertigen Antworten in liefern werden, sondern wahrscheinlich mich auf den richtigen Pfad der Erkenntnis bringen wollen - um es ein ganz wenig spirituell auszudrücken. 

[00:26:15.730] - Gudrun Behm-Steidel 

Okay, ja, ich glaube, es wird gerade deutlich: Eine „Rentenberatung“ – da kommt heraus: Wie viele Euro sind es? Und da kann ich beraten, wann man in Ruhestand geht. Aber meine Sicht auf die Dinge ist eben mehr, dass Weiche, Emotionale. Das „wie bereite ich mich inhaltlich auf die auf die Rente vor“? Und da gibt es nicht die Checkliste, die abgearbeitet werden muss oder das Patentrezept. Dazu sind wir einfach zu individuell. 

[00:26:46.990] - Matthias Bongard 


Bei den Klassiker-Antworten heißt es dann immer: „Mehr Zeit für die Familie und für den Garten. Das ist so ein bisschen Floskel-Frisbee. Das mag zwar stimmen, aber wenn man vorher zwei Stunden Spaß an Gartenarbeit hat, hat man nicht automatisch Spaß an zehn Stunden pro Tag. 

[00:27:04.450] - Gudrun Behm-Steidel 


Erstens das und das sind halt die Standardantworten. Sie sagten Tabu - ich muss ja dann auf irgendwas antworten, wenn ich gefragt werde, was machst du denn dann in der Rente? Und bei „Haus renovieren“, „Garten neu einrichten“, vielleicht noch eine Reise, Kreuzfahrt - da sagt jeder: Ach ja! Das sind so die Erwartungen, die inzwischen aufgebaut werden. Aber das wirklich individuell herauszufinden: Was möchte ich denn eigentlich? Was sind meine Träume? Gibt es da noch was, was gelebt werden will? Oder hatte ich, zumal am Anfang meines Berufsweges, auch noch eine Alternative vielleicht mal vor, die fast genauso stark war wie der Wunsch, Buchhändler zu werden oder so etwas? Welche Hobbies hatte man, die man aufgegeben hat, weil der Job zu sehr Zeit frisst? Um dann herauszubekommen, was steckt vielleicht dahinter? Und so komme ich eher zu diesen individuellen Ansätzen und Sie finden Ihre Antworten. Aber: den Druck rausnehmen! Ich muss jetzt nichts mehr leisten, es ist ja kein Job, es ist ja kein Hamsterrad-Rennen mehr. Es ist meine eigene Welt. 

Wenn man sich selbst übertrifft und zufrieden stellt, ist es genug. Aber auch Experimente sich zutrauen und herausfinden, was am besten passt. Aber vielleicht noch mal einen Schritt zurück - mit dem Zeitpunkt: Wenn jetzt, wie in unserem Alter, das langsam auf Sicht kommt, dass ich weiß, in ein, zwei Jahren gehe ich, dann ist wirklich dieser Punkt, „wie sehr identifiziere ich mich mit dem Job?“, der ausschlaggebende Punkt. Viele, die spüren: Meine Berufsrolle ist so mächtig in meinem Leben, das ist der wichtigste Lebensbereich. Die merken das auch und sagen: Okay, jetzt muss ich aber ein, zwei Jahre vorher anfangen. Sowohl auf der Ebene, wie organisiere ich den Abschied im Job, Wer übernimmt meine Sachen, welche Projekte mache ich noch? Übergebe ich etwas? 

[00:29:10.360] - Matthias Bongard 


Mache ich eine Abschlussfeier oder gehe ich klammheimlich? 

[00:29:12.700] - Gudrun Behm-Steidel 


Auch das ist immens wichtig - da an Rituale zu denken, für einen selbst! 

[00:29:17.230] - Matthias Bongard 

Also machen wir da auch einen Schwerpunkt mal in einer Folge ... 

[00:29:20.950] - Gudrun Behm-Steidel  

Kann ich aus eigener Erfahrung gut berichten. Ja, es ist für einen selbst wichtig, nicht so sehr für die anderen. Aber dann ist es wirklich eher dieser inhaltliche Aufhänger: Wie verabschiede ich mich hier jetzt - nicht diese Feier, sondern: Wie mache ich diesen Rückzug und wie lasse ich auch nach und nach los? Und da brauche ich tatsächlich schon meistens ein Jahr. 

[00:29:41.830] - Matthias Bongard 

Wir haben in diesem Podcast immer nur eine halbe Stunde, nicht mal ein Jahr. Deswegen freue ich mich jetzt schon auf nächste Woche, möchte aber nicht schließen, ohne zu sagen, dass wir auch eine eigene Emailadresse haben, nämlich immerfrei@wdr.de, um auch von Ihnen Ihre Bedürfnisse, Ihre Wünsche zu den Themen zu formulieren, die wir gern mal beackern sollten. Gleich kommt noch die Kollegin Ute Schneider mit ein paar wichtigen Tipps zu dem, was wir heute besprochen haben. Kurz zusammengefasst und darüber hinaus aber an Sie beide jetzt die Frage abschließend: Was können wir in diesem Podcast heute nach der ersten Folge noch unbedingt machen? Oder müssen wir machen? Wir haben schon gesagt, das Thema Bedeutungsverlust im Job. Abschlussfeier oder nicht Abschlussfeier? Frank Christian, was fällt dir noch ein? 

[00:30:30.160] - Frank Christian Starke 

Was ich immer erlebe ist, dass die Leute sich dafür interessieren: Wie kann ich unter welchen Bedingungen früher raus? Und damit meine ich das Finanzielle, aber auch das Organisatorische. Das würde mich noch mal interessieren. Da gibt es viel zu sagen. 

[00:30:42.670] - Matthias Bongard

Notiert. Was ist mit dem Thema Altersarmut? 

[00:30:45.490] - Frank Christian Starke 


Auch das ist ein wichtiges Thema, und ich glaube, es wird immer wichtiger werden. Noch haben wir das Problem nicht ganz so drängend, aber es wird immer dringender werden. Und auch die Wahlkämpfe, die, die vor uns liegen, werden das thematisieren. Unbedingt. Sollte man das machen, Ja. 

[00:31:01.690] - Matthias Bongard 

Frau Behm-Steidel, was kommt noch dazu? 

[00:31:04.300] - Gudrun Behm-Steidel 

Paare im Ruhestand. Das kann Himmel oder Hölle sein. 

[00:31:08.020] - Frank Christian Starke 

Spannend. 

[00:31:08.770] - Gudrun Behm-Steidel 


Wie bereitet man sich gemeinsam und auch individuell darauf vor? Das ist im Coaching ein Riesenthema. 

[00:31:15.640] - Matthias Bongard 


Gudrun Behm-Steidel. Ganz lieben Dank für Einblicke in die Gedankenwelt vor dem Ruhestand und dem Kollegen Frank Christian Starke aus der Wirtschaftsredaktion für die Einordnung dieses auch riesigen finanziellen Themas Rente. Und jetzt noch die Kollegin Ute Schneider. 

[00:31:32.110] - Jingle 

Die U-Tipps. Für alle, die noch mehr zu diesem Thema wissen wollen. Von und mit Ute Schneider. 

[00:31:41.200] - Matthias Bongard 

Ute, du gibst noch ein paar grundsätzliche Tipps und der erste ist bei mir schon ein wunder Punkt: Ich habe mal bei der Rentenversicherung nachgefragt. Ich habe einige Lücken. 

[00:31:49.060] - Ute Schneider 


Oh, das geht natürlich gar nicht. Frank Christian Starke hat es ja schon gesagt: Alle, die in der Deutschen Rentenversicherung sind, das heißt alle, die mindestens fünf Jahre eingezahlt haben, sollten frühzeitig einen Termin vereinbaren. Online oder persönlich, gerne schon so um die 50, und klären: Sind wirklich alle Zeiten da und auch alles erfasst, was zählt? Auf der Homepage ist alles ganz übersichtlich und gut erklärt und für Fragen gibt es auch noch so eine kostenlose 0800er Servicenummer. Da kannst du einfach mal anrufen und fragen. Matthias, kannst du auch mal machen. 

[00:32:18.760] - Matthias Bongard 

Ja, kann ich. Ich befürchte ja: „Papierkram“, wie die meisten auch. Aber der lohnt sich wahrscheinlich? 

[00:32:24.340] - Ute Schneider 

Absolut, auf jeden Fall. Außerdem könntest du auch noch einen Termin machen bei einem Rentenberater zum Beispiel - wenn du noch andere Sachen abgeschlossen hast, die unterstützen fürs Alter. Die Arbeiten so ähnlich wie ein Steuerberater. Das sind allerdings keine Mitarbeiter der Deutschen Rentenversicherung oder so einem Versicherungsunternehmen, sondern wirklich Rentenexperten. Und die geben unabhängig nützliche, individuelle Tipps. Allerdings kostet es natürlich ein bisschen was. Du kannst einen Rentenberater finden: Schnell im Netz, in deiner Nähe und dann wird geklärt, was das kostet. Weil: Das hängt natürlich davon ab, um was geht es? Geht es um die Riester Rente. Die haben da zum Teil auch Spezialgebiete. 

[00:33:00.280] - Matthias Bongard 

Unabhängig, das hört sich gut an, weil man dann vielleicht nicht befürchten muss, dass die einem noch eine Versicherung gegen Magen-Darm-Grippe beim Wellensittich oder so verkaufen. 

[00:33:09.880] – Ute Schneider 

Ganz genau, weil das fand ich auch noch mal wichtig. Und dann habe ich noch was Nützliches gefunden. Und zwar eine spannende Seite im Netz. Rentenberatung des SOVD. 

[00:33:21.040] - Matthias Bongard  

Also ich tippe auf Nicht-Sportverein. 

[00:33:24.520] - Ute Schneider 

Nein, das ist der Sozialverband und da finde ich besonders spannend den Landesverband Schleswig-Holstein. Diese Seite ist so klasse, weil es da mal Videos gibt zum Gucken. Und da habe ich auch endlich mal begriffen, dass man mit 45 Jahren arbeiten nicht automatisch abschlagsfrei in Rente gehen kann, sondern dass es auf den Jahrgang ankommt. Und da hast du bessere Karten als ich. 

[00:33:44.260] - Matthias Bongard 

Ja, denn du bist ja noch gar nicht 45. Da ist schon so ein Landesverband in Schleswig-Holstein, der berät auch Hessen oder Nordrhein-Westfalen. 

[00:33:52.660] Ute Schneider 

Ich meine, Erklär-Videos kannst du immer gucken, da kannst du einfach auf die Seite gehen, ob du jetzt in Nordrhein-Westfalen sitzt oder Schleswig-Holstein, ist doch wurscht. 

[00:33:59.650] - Matthias Bongard 


Jetzt gibt es die Klientel, die sagt: Och, im Internet suchen, tausend Sachen zusammensuchen, dann noch das Richtige und Wichtige da rausfischen, das ist mir zu kompliziert. Gibt es nicht das eine Buch, das ich mir auf den Tisch lege, reinblätter und sage: Jetzt bin ich schlau.

[00:34:12.280] - Ute Schneider  

Es
gibt nicht das eine Buch, es gibt ganz viele Bücher zur. Mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. Die einen, die sind eher serviceorientiert und praktisch, so mit vielen Tipps. Und die anderen? Die sind eher so ein bisschen unterhaltsam, gefühlig, gerne mit einer Anekdote, haben häufig auch Journalist:innen geschrieben. Das heißt unsere Kolleginnen und Kollegen und oh Wunder, die sind gerade dann in Rente gegangen. 

[00:34:33.980] - Matthias Bongard 


In einer der nächsten Folgen rede ich mit einer Journalistin, die hat auch ein Buch geschrieben bei der Stiftung Warentest bzw. Finanztest. Da schmeißen viele durcheinander. Also Warentest ist die große Mutter und Finanztest ist dann eine Tochter. Finanzplaner 60 plus heißt es. Da war ich im Schnelldurchlauf echt klug. 

[00:34:53.060] - Ute Schneider 

Und das soll was heißen. Es gibt noch andere Varianten… 

[00:34:55.910] - Matthias Bongard 

Aber nicht für lange. Also das Kurzzeitgedächtnis. 

[00:35:01.790] - Ute Schneider 

Also es gibt noch „Meine Rente“ oder auch „Früher in Rente“. Also gerne bei Finanztest mal gucken. Ich glaube, da ist man auf jeden Fall immer klüger hinterher als vorher. 

[00:35:08.450] - Matthias Bongard 

Der berühmte Satz: Such dir doch mal Hilfe! Den münzen viele auf das Psychologische. Es gibt aber auch tatsächlich so was wie Renten-Coaches. Was bringt mir eine Rentencoachin, ein Rentencoach? 

[00:35:21.680] - Ute Schneider  


Na ja. Gudrun Behm-Steidel hat es ja schon gesagt Auf alles werden wir vorbereitet, auf die Rente nicht. Es gibt im Netz mittlerweile viele, die dazu was anbieten. Sehr individuell und persönlich. Aber meistens ist das nicht ganz günstig. Ansonsten finde ich ja: Fernsehgucken hilft manchmal auch und ist gar nicht so schlecht. Es gibt zum Beispiel eine SWR Doku „Aufbruch in die Rente - über Leben im Ruhestand“. Da kann man sehr gut mal gucken, wie Menschen den Übergang in die Rente geschafft haben oder noch einen anderen Podcast hören. Ich habe zwei Tipps: Den von Maren Kroymann, der heißt „War‘s das“. Da gibt es zum Beispiel eine Folge mit der ehemaligen Grünenpolitikerin Christa Nickels und da reden die beiden darüber, wie es ist, in Rente zu sein und trotzdem Erfahrung weiterzugeben und Mut zu machen. Oder. Tipp zwei: Der Podcast „Carpe what“ der Sinn-Podcast vom WDR. Da wird's dann eher etwas grundsätzlich und philosophisch. Hier gern mal reinhören in die Folge „Wie beginne ich neu? Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“. Alle Tipps, klar, wie immer auch zum Nachlesen bei „immerfrei.wdr.de“ oder in die Shownotes gucken, unserem Beipackzettel zum Podcast.

[00:36:26.300] - Matthias Bongard 


„immer frei“ sagt immer Danke - nicht nur an Ute Schneider, sondern auch an unsere Gäste und all die, die uns zugehört haben, wenn sie uns weiterempfehlen. Wir sind nicht sauer, Danke. 

[00:36:35.570] - Jingle 

Das war „immer frei - so geht Rente“ mit Matthias Bongard. Ein Podcast vom WDR. Mehr Infos gibt es bei „immerfrei.wdr.de“.