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Buchcover: "Die Sache mit Rachel" von Caroline O'Donoghue

Lesefrüchte

"Die Sache mit Rachel" von Caroline O'Donoghue

Stand: 02.08.2024, 12:23 Uhr

Das Porträt einer besonderen Freundschaft und quasi die ideale Sommerlektüre – erbaulich, freizügig und offenherzig. Caroline O'Donoghue zelebriert in ihrem neuen Buch kurzweilige, clevere Unterhaltung – "Die Sache mit Rachel" ist ein Pageturner erster Güte.

Rachel Murray studiert Ende der Nullerjahre Literatur in Cork. Bei ihrem Nebenjob in einem Buchladen lernt die 20-Jährige Ich-Erzählerin James Devlin kennen. Eine Wucht. Direkt, empathisch, fürsorglich. Die beiden gründen eine WG und gehen bald gemeinsam durch dick und dünn, als Freunde wohlgemerkt. Rachel kultiviert indes eine Schwärmerei für Professor Byrne und so kommt eins zum anderen. Eine Lesung für dessen neues, dröges Buch wird in die Wege geleitet, indem durch künstliche Vorbestellungen Bedarf simuliert wird. Die Lesung wird ein Erfolg, doch anders als erwartet.

Plötzlich sind nämlich James und Byrne ein heimliches, dafür umso leidenschaftlicheres Liebespaar. Es beginnt eine intensive Zeit. Byrnes Präsenz in der WG hilft auch Rachel, indem er ihr etwa ein Praktikum bei seiner Ehefrau im Verlagswesen verschafft.

Was dem Buch Tiefgang verleiht, ist die Art, wie hier auch gesellschaftlich relevante Themen behandelt werden. Neben dem Umgang mit Homosexualität im erzkatholischen Irland sind dies vor allem die dort wachsende Armut infolge der Wirtschaftskrise 2008 und das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen.

Rachel wird nämlich von ihrem neuen Freund, einem Hallodri, schwanger. Auch die Beziehung zwischen James und Byrne wird unterdessen zur Achterbahnfahrt. Und damit nicht genug, kommt es ausgerechnet zwischen Rachel und James schließlich zur Zerreißprobe. Der Klassenunterschied zwischen ihm aus der working und ihr aus der upper class tritt zutage, als der Plan, zusammen London zu erobern, begraben werden muss. James kann sich seine Optionen schlicht nicht aussuchen.

Doch Unterschiede sind in einer Freundschaft vielleicht genauso wichtig wie Gemeinsamkeiten. Und so gehen die Zwei zwar fortan getrennter Wege, schaffen es aber, ihre enge Verbindung zueinander zu bewahren. "Die Sache mit Rachel" ist eine hyggelige Hymne auf das Leben und seine Unwägbarkeiten. Voller Gefühl, Witz und Lebenslust.

Eine Rezension von Moritz Holler

Literaturangaben:
Caroline O'Donoghue: Die Sache mit Rachel
Aus dem irischen Englisch von Christian Lux
Kiepenheuer & Witsch, 2024
400 Seiten, 24 Euro