In der nur wenige Sekunden langen Aufnahme, die seit einige Tagen verbreitet wird, stimmten die Feiernden zur Melodie eines Party-Hits nationalistische und rassistische Parolen an. Ein Mann scheint mit seinen Fingern auf der Oberlippe einen Hitlerbart anzudeuten und wedelt mit der Hand des ausgestreckten rechten Arms im Takt, als gebe er den Hitlergruß.
Mittlerweile ermittelt der Staatschutz wegen Volksverhetzung. Die Betreiber der betroffenen Bar haben Strafanzeige gegen einige Partygäste gestellt. In Politik und Gesellschaft ist die Empörung groß. Olaf Scholz verurteilte das rassistische Gegröle scharf: "Solche Parolen sind ekelig, sie sind nicht akzeptabel", so der Bundeskanzler.
Doch Sylt ist kein Einzelfall. An Pfingsten ist es etwa in Niedersachsen zu einem ähnlichen Fall gekommen. Auf einem Schützenfest in Löningen wurden ebenfalls rassistische Parolen zum gleichen Party-Hit gegrölt. Das zeige eine Normalisierung rechtsextremer Inhalte in der Gesellschaft, sagt die Rechtsextremismusexpertin Pia Lamberty: "Ohne dass es irgendeine Form von Widerspruch gibt, werden die sozialen Normen einfach gebrochen."
Sinkt die Hemmschwelle, ausländerfeindliche Parolen oder Sprüche zu äußern? Haben Sie so etwas schon mitbekommen? Woran könnte es liegen, dass Ausländerfeindlichkeit auf manchen Partys als Party-Hit gezeigt wird? Erschütterung und Empörung sind groß. Was sollte ganz konkret geschehen – strafrechtlich und bei der Aufklärung junger Menschen über die Folgen der Fremdenfeindlichkeit? Sehen wir durch solche Vorfälle etwas, das schon immer da war? Oder entsteht da gerade eine 'neue' Ausländerfeindlichkeit?
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Gast: Prof. Dr. Hans Vorländer, Politikwissenschaftler und Direktor des Zentrums für Verfassungs- und Demokratieforschung der Uni Leipzig
Redaktion: Willi Schlichting und Beate Wolff