Viele erkennen die Bücher mit dem blauen "L" auf gelbem Grund sofort: Das ist ein Langenscheidt. Hinter dem Namen steckt der Berliner Kaufmann Gustav Langenscheidt, der am 21. Oktober 1832 in Berlin auf die Welt kommt.
Die Firmengeschichte und die Berufung von Langenscheidt beginnt mit einer 5.500 Kilometer langen Reise quer durch Europa, die er als 17-Jähriger unternimmt. Zu Fuß und mit der Kutsche bereist er unter anderem Italien, England, Österreich und Frankreich.
Langenscheidt will im Ausland mit den Menschen ins Gespräch kommen, scheitert aber ein ums andere Mal an der Sprachbarriere. "Es ist ein wahrhaft peinliches Gefühl unter Menschen nicht Mensch sein und seine Gedanken austauschen zu können", schreibt Langenscheidt in seinem Reisetagebuch.
Sprachen lernen durch Sprachen sprechen
Zurück in Berlin tut er sich mit dem französischen Sprachlehrer Charles Toussaint zusammen, und entwickelt mit ihm eine Methode, mit der Fremdsprachen im Selbststudium erlernt werden können. Seine Devise: Sprachen lernen durch Sprachen sprechen.
Doch wer sich eine Sprache ganz alleine zu Hause beibringen will, der muss wissen, wie er die Wörter korrekt ausspricht. Aus diesem Grund entwickelt der sehr musikalische Langenscheidt eine phonetische Lautschrift. Diese ist für seine Zeit revolutionär und behält bis Mitte des 20. Jahrhunderts ihre Gültigkeit.
Seine Abonnenten bekommen die Unterrichtsmaterialien als Studienbriefe per Post zugeschickt. Da Langenscheidt keinen Verleger findet, der sich für dieses Projekt interessiert, gründet der ehrgeizige Berliner 1856 kurzerhand selbst einen Verlag. Mit großem Erfolg. Seine Sprachlernbriefe für Französisch finden auf Anhieb reißenden Absatz.
Geschäftstüchtig und ideenreich
Langenscheidt arbeitet unermüdlich an neuen Ideen, und so dauert es nur wenige Jahre, bis die Unterrichtsbriefe in 14 Sprachen erhältlich sind. Der weitsichtige Wandergeselle will sich außerdem unabhängig von Druckereien machen und schafft eine Schnellpresse an, die bis ins 20. Jahrhundert ihren Dienst tut. So kann er in gleichbleibend guter Qualität drucken.
Als von 1870 bis 1871 Frankreich mit Preußen Krieg führt, reagiert der geschäftstüchtige Verleger sofort. Er lässt seine Redaktion Tag und Nacht arbeiten und gibt in Rekordzeit ein handliches "Deutsch-französisches Tornister Wörterbuch für Deutschlands Krieger" heraus. Ein regelrechter Werbe-Coup, denn nun wissen ganze Armeen, wer Langenscheidt ist und die Wörterbücher schaffen es bis in die Schützengräben.
Für sein Werk erhält Langenscheidt 1874 den Professorentitel, seit 1883 erscheinen unter seiner registrierten Handelsmarke "L" die Vorgänger der heutigen Taschenwörterbücher. Den ersten Sprachkurs auf Grammofonplatte, der 1905 erscheint, erlebt der "Vater des Fernunterrichts" nicht mehr. Gustav Langenscheidt stirbt im November 1895 mit nur 63 Jahren. Unter seinen Nachfolgern, die bis 2010 aus der Familie stammen, wird aus dem Verlag ein Imperium, das Mediengeschichte schreibt.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Andrea Klasen
Redaktion: Gesa Rünker
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