Es ist ein absehbarer Konflikt: Frankreich will den Aufstieg Preußens nicht länger hinnehmen. In zwei Kriegen gegen Dänemark 1864 und gegen Österreich 1866 hat sich der Hohenzollernstaat die Vorherrschaft östlich des Rheins gesichert.
Nun gilt Hohenzollernprinz Leopold als Anwärter für den vakanten spanischen Königsthron. Das will Paris nicht zulassen. Im Juli 1870 erklärt der französische Kaiser Napoleon III. der Hohenzollernmonarchie den Krieg.
Ungleicher Kampf
Die erste große Schlacht um die Hegemonie in Europa beginnt am 4. August 1870 in der Nähe des elsässischen Grenzortes Weißenburg (Wissembourg). 700 deutsche und über 1.000 französische Soldaten fallen oder werden schwer verletzt - die ersten Opfer eines ungleichen Kampfes.
Napoleon III. hat die politische Lage falsch eingeschätzt. Er glaubte, die süddeutschen Staaten würden sich an seine Seite stellen. Doch Bayern, Württemberg und Baden stehen trotz Zweifeln schließlich zu Preußen.
Spirale der Gewalt
Frankreichs Armee steht deshalb auf verlorenem Posten. Statt in Berlin einzumarschieren - wie 64 Jahre zuvor sein berühmter Onkel, Napoleon Bonaparte -, sitzt Napoleon III. nur vier Wochen nach Kriegsbeginn eingekesselt in Sedan und kapituliert.
Doch das Sterben geht weiter. Französische Republikaner stürzen die Monarchie und fordern die Bevölkerung zum Krieg gegen die Deutschen auf. Freischärler, sogenannte Franc-Tireurs, verüben Anschläge aus dem Hinterhalt. Die deutschen Soldaten reagieren unerbittlich und brennen Dörfer und Städte nieder.
Nachbar noch mächtiger
Die republikanischen Resttruppen und die Freischärler können die Deutschen nicht aufhalten. Diese belagern im Herbst Paris, im Januar 1871 stimmt die französische Regierung einem Waffenstillstand zu.
Statt die Expansion Preußens einzugrenzen, hat Frankreich mit dem Krieg einen noch mächtigeren Nachbarn bekommen: einen deutschen Einheitsstaat. Aus dem Preußischen König Wilhelm I. wird der Deutsche Kaiser. Die Proklamation inszeniert Otto von Bismarck in Versailles.
Frankreich gedemütigt
Frankreich muss hohe Reparationen zahlen sowie Lothringen und das Elsass an das Deutsche Reich abtreten. Um Frankreich in Europa zu isolieren entwickelt Bismarck ein Bündnissystem, das allerdings Anfang der 1890er Jahre zerfällt.
In der Folge erhalten die Nationalisten auf beiden Seiten Auftrieb. Bis sich Frankreich und Deutschland annähern, dauert es noch Jahrzehnte. Letztlich macht erst die europäische Neuordnung in den 1950er Jahren aus den sogenannten Erbfeinden Partner.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. August 2020 ebenfalls an die erste Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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