Leon Draisaitl bejubelt einen Treffer für die Edmonton Oilers.

Leon Draisaitl - Kölner Superstar unter dem Radar

Stand: 21.04.2025, 15:35 Uhr

Leon Draisaitl ist einer der besten Eishockeyspieler der Welt - und Kölner. In Deutschland bekommt das jedoch kaum jemand mit.

Von Lukas Thiele

Eishockey in Deutschland boomt. Die Kölner haben mit im Schnitt 17.829 Zuschauerinnen und Zuschauern pro Spiel zum zweiten Mal in Folge einen europäischen Rekord aufgestellt und schlagen damit sogar sechs NHL-Clubs. Und auch die gesamte DEL liegt mit 7781 Besucherinnen und Besuchern pro Spiel europaweit auf Rang eins. Großen Anteil daran hat auch die Nationalmannschaft, die 2018 Olympia-Silber holte und 2023 Vize-Weltmeister wurde.

Bei all der aktuellen Popularität des Eishockeys in Deutschland ist es fast ein wenig merkwürdig, dass Folgendes in der Öffentlichkeit nur wenig Beachtung findet: Einer der besten Eishockey-Spieler der Welt ist Kölner.

52 Tore in 71 Spielen

Mit 52 Toren in 71 Spielen hat Leon Draisaitl erst vor Kurzem einen neuen Meilenstein erreicht und als erster Deutscher die Maurice Richard Trophy als bester Torschütze der NHL, der besten Eishockey-Liga der Welt, gewonnen. "Ich bin schon sehr stolz darauf. Ich hätte niemals gedacht, dass dies jemals möglich wäre für mich in dieser Liga", sagte der Stürmer der Edmonton Oilers.

Dabei sind persönliche Auszeichnungen für Draisaitl nichts Neues. Schon 2020 schrieb er Geschichte, als er ebenfalls als erster Deutscher zum MVP - zum wertvollsten Spieler - der NHL-Saison gewählt wurde. Und das gleich doppelt. Draisaitl gewann nämlich sowohl die Wahl unter den Journalisten als auch die Wahl unter den Spielern.

In dem Jahr sicherte sich Draisaitl auch den Titel als Topscorer der Liga - also als der Spieler mit den meisten Toren und den meisten Vorlagen. Das sorgte dann auch in Deutschland für Aufsehen und Anerkennung. Draisaitl wurde zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt - als erster Eishockey-Profi und als zweiter Mannschaftssportler nach Dirk Nowitzki.

Karrierestart bei den Kölner Haien

Das Eishockey ist Draisaitl in die Wiege gelegt worden. Geboren wurde er am 27. Oktober 1995 in Köln. Zu dieser Zeit spielte sein Vater Peter für die Kölner Haie in der DEL. 2003 begann er bei den Bambinis des KEC mit dem Eishockey. Sechs Jahre lang lief Draisaitl für die Junghaie auf. 2009 wechselte er in die Jugend der Adler Mannheim.

Peter Draisaitl (l.), von 2017 bis 2019 Trainer der Kölner Haie, begrüßte 2018 seinen Sohn Leon als Trainingsgast.

Peter Draisaitl (l.), von 2017 bis 2019 Trainer der Kölner Haie, begrüßte 2018 seinen Sohn Leon als Trainingsgast.

Nur drei Jahre später folgte dann der Sprung über den Großen Teich, allerdings noch nicht in die NHL, sondern zu den Prince Albert Raiders in die Western Hockey League, eine der drei höchsten kanadischen Eishockeyligen. Gleich in seiner Premierensaison wurde Draisaitl mit 105 Scorerpunkten Topscorer seines Teams. Das blieb auch den Scouts aus der NHL nicht verborgen. 2014 zogen die Edmonton Oilers den Kölner an dritter Stelle des Drafts.

Immer mehr als 100 Scorerpunkte pro Saison

In Edmonton entwickelte sich Draisaitl zu einem der besten Spieler der Welt und sammelte in den vergangenen Jahren immer mehr als 100 Scorerpunkte pro Saison. Das hat sich mittlerweile auch finanziell ausgezahlt. Im vergangenen Oktober unterschrieb Draisaitl ein neues Arbeitspapier, das ihm in den kommenden acht Jahren insgesamt 112 Millionen US-Dollar garantiert. Damit ist er der aktuell bestbezahlte Eishockey-Spieler der Welt. "Ich glaube, dass ich mir das für ein Jahr verdient habe. Ich glaube, dass ich in den vergangenen fünf Jahren in vielen Statistiken ganz weit oben stehe", sagte er.

Lange wird er den Status als Topverdiener aber wohl nicht innehaben. Denn auch Connor McDavid, der beste Eishockey-Spieler seiner Generation, wird bald einen neuen Vertrag unterschreiben, der wohl noch einmal besser dotiert sein dürfte als Draisaitls. Stören wird ihn das aber nicht, schließlich ist McDavid sein Teamkollege.

Nur der Stanley Cup fehlt noch

Doch allen Rekordverträgen und persönlichen Auszeichnungen zum Trotz: Der große Wurf fehlt Draisaitl noch. Nämlich der Gewinn des Stanley Cups, der Meisterschaft in der NHL. In der vergangenen Saison standen die Oilers kurz vor dem Titelgewinn, mussten sich in der Finalserie aber knapp mit 3:4 den Florida Panthers geschlagen geben.

"Näher als wir letztes Jahr dran waren, kann man nicht dran sein", sagte Draisaitl. In diesem Jahr soll es nun endlich klappen. In der Nacht zum Dienstag (22.04.2025) starten für die Oilers die Playoffs. Erster Gegner sind die Los Angeles Kings. "Ich würde jede persönliche Trophäe abgeben, um wirklich mal den Stanley Cup zu gewinnen, den in der Hand zu haben", sagte er.

Ein Titelgewinn würde Draisaitl dann vielleicht auch endlich zu mehr Aufmerksamkeit in Deutschland verhelfen. Über mehr Anerkennung würde er sich freuen, sagte er. "Da weiß ich nicht, wie viel ich da noch tun könnte, um da mehr Aufmerksamkeit zu bekommen."

Draisaitl drückt Kölner Haien die Daumen

Eventuell könnte Draisaitl in diesem Jahr sogar doppelt jubeln. Er ist nämlich seinem Heimatverein noch eng verbunden und aktuell spielen die Kölner Haie gegen die Eisbären Berlin um die deutsche Meisterschaft. "Ich drücke dem KEC alle Daumen. Für die Fans, für den Verein wäre das etwas ganz Besonderes", sagte Draisaitl.

Unsere Quellen:

  • Sportschau.de
  • Deutsche Website der NHL
  • Nachrichtenagenturen dpa und sid