Wer am Mittwoch in Siegen durch die Straßen fährt und geht, dem dürften wohl so einige Menschen begegnen, die es Richtung Leimbachstadion zieht. Denn dort steigt das Halbfinale im Westfalenpokal gegen Drittligist Arminia Bielefeld - mit einer Kulisse, die es in einem Pflichtspiel eine halbe Ewigkeit bei den Sportfreunden Siegen nicht gegeben hat. Für die Arminia könnte sich bei einem Sieg dagegen eine kuriose Terminsituation ergeben - aufgrund des Erfolgs im ranghöheren DFB-Pokal.
Siegens Geschäftsführer Georg: "Absolutes Highlight"
Es wird wohl das Spiel des Jahres für die Sportfreunde Siegen: Erwartet werden rund 6.000 Zuschauer. "Das ist natürlich ein absolutes Highlight, aber auch ein immenser Aufwand. Gerade, weil viele Personen ehrenamtlich arbeiten und die verschiedenen Sicherheits- und Verkehrskonzepte nach ihrer Arbeit noch erstellen", erklärte Siegens Geschäftsführer Mattias Gerog im WDR-Interview.
Verkehrstechnisch müssen sich die Siegener Einwohner auf einige Einschränkungen einstellen. So wird die Leimbachstraße ab der Rosterstraße bis zum Industriegebiet "Obere Leimbach" gesperrt. Parkplätze stehen in begrenzter Anzahl im besagten Industriegebiet zur Verfügung. Vom ZOB in Siegen fahren vier Shuttlebusse zum Stadion. Auch ein Extra-Taxistand ist an der Wichernstraße eingerichtet.
Größte Pflichtspielkulisse seit 15 Jahren
So ganz ohne Erfahrung steht Siegen mit solch einer Kulisse aber nicht da: Im Sommer 2024 war der 1. FC Köln zu einem Testspiel zu Gast. 6.500 Fans pilgerten damals in die Siegener Arena, als die Sportfreunde ihr 125-jähriges Jubiläum feierten. Neu ist jetzt jedoch: Es geht tatsächlich um echten Wettbewerb. So viele Zuschauer bei einem Pflichtspiel durfte Siegen zuletzt vor fast 15 Jahren begrüßen - 6.800 Menschen waren im April 2011 beim Spiel der Regionalliga West gegen Rot-Weiss Essen zu Gast uns sahen eine 1:2-Niederlage.

Gegen Bielefeld wird es nun endlich wieder so richtig voll, inklusive rund 800 erwarteter Gästefans der Arminia. "Das ist auch schön für unsere Anhänger, dass sie endlich mal einen Gegenpart bekommen", sagte Georg. Allerdings sei das nicht nur im Umfeld, sondern auch im Stadion nicht leicht zu handhaben. Denn in der Arena befänden sich zurzeit im Toilettenbereich und bei neugeplanten VIP-Plätzen zwei Baustellen. Insgesamt fasst das Leimbachstadion aber über 18.000 Zuschauer - genug Platz ist also vorhanden.
Georg: "Würde lieber den Aufstieg wählen"
Sonst ist oder war im großen Stadion eigentlich noch viel mehr frei: Viele Jahren dümpelte Siegen mit maximal dreistelliger Zahl an Fans daher. Doch aktuell herrscht so etwas wie eine kleine Euphorie rund um den Oberligisten. Das liegt mitunter an der zuletzt guten sportlichen Entwicklung. Die Siegener haben nicht nur das Halbfinale des Westfalenpokals mit zwei Siegen über höherklassige Mannschaften erreicht - sie liegen auch in der Oberliga als Zweiter auf Aufstiegskurs.
Deshalb betonte Georg im WDR-Gespräch auch, dass die Liga Priorität habe: "Wenn ich entscheiden müsste zwischen Aufstieg und Pokalfinale, dann ganz klar ersteres. Das ist ein Bonusspiel gegen Bielefeld, natürlich sind die Rollen klar verteilt. Aber wir schenken das nicht ab. Je länger es 0:0 steht, desto besser. Wir wollen möglichst die Sensation bieten."
Bei DSC-Sieg: Bekommt Bielefeld Terminprobleme?
Mit solchen Sensationen kennt sich auch der Gegner aus - allerdings im DFB-Pokal. Der überraschende Einzug ins Halbfinale auf Bundesebene könnte den DSC sogar in Terminprobleme bringen. Qualifiziert sich die Arminia durch einen Sieg bei den Sportfreunden für das Landespokalfinale, welches traditionell am Finaltag der Amateure (live aufsportschau.de und im Ersten) ausgetragen wird und gleichzeitig mit einem Erfolg über Leverkusen für das Endspiel auf bundesdeutscher Ebene, würden die Partien kurioserweise auf den gleichen Tag fallen.
Bielefelds Tore auf dem Weg ins Viertelfinale
WDR. 24.02.2025. 01:51 Min.. Verfügbar bis 30.06.2025. WDR.
Abschenken aus Termingründen wird jedoch auch die Arminia das Spiel in Siegen nicht. Bielefeld will schließlich wieder so stimmungsvolle DFB-Pokalabende erleben wie in dieser Saison. In den bundesweiten Wettbewerb führt der Weg für den DSC in der 3. Liga nur über die ersten vier Plätze - wo Arminia derzeit gerade (keinesfalls sicher) noch rangiert - oder eben über den Sieg im Westfalenpokal. Es ist also auf beiden Seiten Träumen erlaubt: Von bundesweiter Aufmerksamkeit, finanzieller Zuwendung und ganz sicher auch wieder von großen Kulissen.
Unsere Quellen:
- WDR-Interview mit Siegens Geschäftsführer Matthias Georg
- Datenportal transfermarkt.de
- Ergebnisseiten von sportschau.de und wdr.de