Es war sowieso eher unwahrscheinlich, dass Bayer 04 Leverkusen eine Saison wie die vergangene noch einmal wiederholen kann. Eine Bundesliga-Saison ohne Niederlage, inklusive Meisterschale, der Gewinn des DFB-Pokal und die einzige Saison-Pleite im Finale der Europa League. Dass darauf aber eine gänzlich titellose Saison folgt, war nicht der Plan.
Im DFB-Pokal hat sich die Werkself im Halbfinale gegen Drittligist Arminia Bielefeld blamiert. In der Champions League kam das Aus im Achtelfinale ausgerechnet gegen den FC Bayern München. Und auch in der Bundesliga wird Bayer den Bayern aller Voraussicht nach den Vortritt lassen müssen.
Bayern kann schon am Wochenende Meister werden
Dafür war das 1:1 am Sonntagabend beim Kellerkind FC St. Pauli schlicht zu wenig. Acht Punkte beträgt der Rückstand auf den Tabellenführer aus München, bei noch vier ausstehenden Spielen. Schon am nächsten Wochenende könnten die Bayern ihre 34. Deutsche Meisterschaft klar machen. Vorausgesetzt der FCB gewinnt sein Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 und Leverkusen holt keine drei Punkte gegen den FC Augsburg.
Jonathan Tah wollte den Bayern aber noch nicht zur Meisterschaft gratulieren: "Wir versuchen, alles zu gewinnen. Wir versuchen, alle Punkte mitzunehmen, die wir mitnehmen können und am Ende werden wir sehen, was dabei herauskommt", sagte der Innenverteidiger nach dem Spiel auf St. Pauli der Sportschau.
Tah bestätigt Abschied aus Leverkusen
Die kommenden vier Spiele werden dabei die letzten Spiele von Tah im Trikot von Bayer 04 Leverkusen sein. Der Nationalspieler gab am Sonntag seinen nicht mehr überraschenden Abschied aus Leverkusen bekannt. "Es gab einen Zeitpunkt, an dem ich die Entscheidung getroffen habe, meinen Vertrag nicht zu verlängern und nicht hier zu bleiben. Dabei bleibt es jetzt auch", sagt er.
Tahs Teamkollege Patrik Schick ist dagegen nicht mehr so optimistisch, was die Chancen auf die Meisterschaft angeht: "Wir müssen ehrlich sein, es ist Ende für uns", sagte der Tscheche der Sportschau. "Leider ist diese Saison nicht leichter als die letzte."
Schick: "Haben die Chance früh verspielt"
Dabei weiß auch Schick, der Bayer gegen St. Pauli per Kopf in Führung brachte, dass die Werkself die Meisterschaft nicht auf St. Pauli verloren hat. "Wir haben die Chance früh verspielt", sagte er. Ergebnisse wie 2:2 zuhause gegen Kiel am sechsten Speiltag oder das 1:1 in Bochum am zehnten Spieltag kamen überraschend. Ärgerlich war auch das 0:2 gegen Werder Bremen an Spieltag 25, das zwischen den beiden Champions-League-Spielen gegen die Bayern lag.
Das ebenfalls enttäuschende 0:0 gegen Union Berlin in der Vorwoche und nun das 1:1 auf St. Pauli waren dann letztlich zu wenig, um noch entscheidend in den Meisterschaftskampf eingreifen zu können.
Alonso bemängelt zu viele Unentschieden
"Wir haben zu viele Unentschieden in dieser Saison - deswegen ist der Vorsprung so groß", bilanzierte Trainer Xabi Alonso und sagte mit Blick auf den Meisterschaftskampf: "Es ist mathematisch nicht vorbei, aber wir wissen, dass wir fast keine Chance mehr haben".
In der Vorsaison zeichnete die Werkself vor allem aus, Spiele auch noch später in der Nachspielzeit gewinnen zu können. Das gelang in dieser Spielzeit zu selten, was am Ende auch eine Kraftfrage war. "Wir haben in dieser Saison schon viele Spiele gespielt. Man hat gemerkt, dass uns auf dem Platz die Energie fehlt, um solche Spiele (wie auf St. Pauli Anm. d. Red) am Ende noch zu gewinnen", sagte Schick. "Wenn du die Bundesliga gewinnen willst, musst du solche Spiele gewinnen. Wir haben die letzten drei Spiele schon nicht gut gespielt."
Wäre die Vizemeisterschaft vor einigen Jahren noch ein Erfolg gewesen, sind die Ansprüche in Leverkusen nach der Vorsaison gestiegen. "Ich tue mich sehr schwer damit, zu sagen, dass ein zweiter Platz ansatzweise gut ist", wurde Tah deutlich. "Unser Anspruch war ein anderer und wir wollten zumindest näher dran sein. Das tut uns extrem weh."
Unsere Quellen:
- Spiel FC St. Pauli gegen Bayer Leverkusen vom 20.04.2025
- Sportschau-Interviews nach dem Spiel
- Sport-Informations-Dienst