Der Traum von einem Frauen-Bundesligisten in Gütersloh lebt schon lange. 2024 schien man dieser Sache einen Schritt näher gekommen zu sein. Der FSV Gütersloh und der FC Gütersloh hatten im Frühjahr des Jahres beschlossen, ihre Vereine verschmelzen zu lassen, um als künftiger Großverein bessere Chancen im Frauen-Spitzenfußball zu bekommen.
Daraus wird nun nichts. Wie der FSV - aktuell Tabellenelfter in der 2. Bundesliga - mitteilte, habe sich der Vorstand des FC entschlossen, den erforderlichen Antrag nicht bei seiner Mitgliederversammlung zu stellen. "Man hatte die Befürchtung, die Mitglieder könnten aufgrund des Negativ-Kapitals, das der FSV in eine solche Fusion derzeit mitbringen würde, gegen eine solche Fusion stimmen", erklärt Chris Punnakkattu, Pressesprecher des FSV im Gespräch mit wdr.de.
"Tür steht noch offen"
So beschreibt das auch die andere Seite, der FCG: Eine juristische Prüfung seitens des FCG habe ergeben, dass eine Übernahme dieses Negativkapitals rechtlich sehr schwierig ist. "Wir bedauern das sehr, aber unsere Tür steht für den FSV und den Frauenfußball weiterhin offen", unterstrichen die Vorstandsmitglieder Hans-Hermann Kirschner, Heiner Kollmeyer und Helmut Delker. Der FCG lobt die Bemühungen des FSV, das Negativkapital abzubauen. Dabei habe der Verein auch schon einiges erreicht, aber leider sei noch ein Betrag übrig geblieben.
2009 abgespalten, jetzt der Weg zurück
Die beiden Vereine hatten im April 2024 nach intensiven Gesprächen und der umfassenden Unterstützung ihrer Hauptsponsoren die Absicht bekannt gegeben, eine Verschmelzung anzustreben. Ziel war es, den Frauen- und Mädchenfußball in Gütersloh langfristig und nachhaltig zu stärken und zu sichern.
Es war sozusagen eine Rolle rückwärts, denn erst 2009 hatte sich die Frauenfußballabteilung des FC Gütersloh vom Gesamtverein abgespalten und sich als FSV Gütersloh selbständig gemacht. Man dachte damals, auf diese Art im Frauenfußball konkurrenzfähiger zu sein.
Negativkapital gesenkt - aber nicht genügend
Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Verschmelzungsvorhabens im Frühjahr 2024 lag das bilanzielle Negativkapital des FSV noch bei 110.000 Euro. Dank intensiver Bemühungen konnte diese Summe auf 40.000 Euro reduziert werden. Die Reduzierung reichte den FC-Verantwortlichen aber nicht. "Wir verstehen das", sagt Punnakkattu, "denn es war damals als Bedingung festgelegt worden, dass das Negativ-Kapital bei Null liegen müsste."
Die Fusion ist also geplatzt - zumindest vorerst. "Die Sache ist nicht gänzlich vom Tisch", glaubt der FSV-Sprecher. "Die Gespräche waren immer fair und offen. Die Tür ist noch nicht ganz zu."
"Profifußball als reiner Frauenverein nicht mehr möglich"
Allerdings: Es könnte durchaus sein, dass Zweitligist FSV Gütersloh schon bald nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen wird. "Wir haben den kleinsten Etat aller Erst- und Zweitligisten im Frauenfußball. Wir haben bereits festgestellt, dass es uns nicht möglich sein wird, künftig Zweitligafußball unter diesen Voraussetzungen als reiner Frauenfußballverein anbieten zu können", erklärt Punnakkattu.
Man wolle beim FSV die neue Entwicklung nun in Ruhe besprechen und anschließend das weitere Vorgehen beschließen. Dabei gehe man mit offenem Ergebnis in die interne Runde. "Ich möchte nichts vorwegnehmen. Wir werden die Sache jetzt in Ruhe analysieren und die Öffentlichkeit informieren, wenn es Fakten gibt", so der FSV-Sprecher.
Quelle: oja