Es ist still geworden um "Wunderkind" Youssoufa Moukoko

Stand: 19.03.2025, 22:47 Uhr

Aufgrund der Altersfrage gab es zuletzt viel Wirbel um das einstige Fußball-"Wunderkind". Und doch ist es erstaunlich still geworden um Youssoufa Moukoko - aus sportlichen Gründen.

Von Markus Kramer

Als Youssoufa Moukoko am 21. November 2020 im Alter von 16 Jahren und einem Tag sein Bundesliga-Debüt für Borussia Dortmund gab, schien sein Weg in die allerhöchsten Fußball-Sphären vorgezeichnet. Sturm-Kollege Erling Haaland sah in Moukoko das "größte Talent der Welt", in den Medien war es das Wort "Wunderkind", das sich flächendeckend durchsetzte.

Unglaublich viele Tore in der Jugend

Klar, Moukoko hatte schließlich zuvor ordentlich abgeliefert, 90 Tore für Dortmunds U17 und schließlich 47 Tore für die U19 des BVB erzielt - Zahlen, die es so schnell wohl nicht mehr geben wird. Am liebsten hätten die BVB-Verantwortlichen den Linksfuß wohl schon früher zum ersten Bundesliga-Einsatz verholfen, doch die Regeln der DFL verhindern einen Einsatz eines unter 16-Jährigen.

Erster Bundesliga-Einsatz: Moukoko kommt für Haaland | Bildquelle: Sebastian El-Saqqa / firo Sportphoto

Kurzum: Der Hype um Moukoko war riesig. Doch jetzt, etwas mehr als vier Jahre danach, hat sich die Situation um Moukoko grundlegend verändert. Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Donnerstagabend (20.45 Uhr im Sportschau-Livestream) in Mailand gegen Italien antritt, fehlt Moukoko im Kader - tatsächlich ist er mittlerweile nicht einmal mehr im Gespräch, wenn es um die Besetzung der Offensivpositionen bei Bundestrainer Julian Nagelsmann geht.

DFB-Kadernominierungen: Moukoko fehlt

Auch wenn Moukoko im November 2022 tatsächlich zweimal für die DFB-Elf auflief, war das kaum mehr als ein Experiment. Gemessen an den Vorschuss-Loorberen, die Moukoko bekam, mögen magere zwei Einsätze für die A-Elf für den ein oder anderen enttäuschend wirken. Dass er am kommenden Freitag (18 Uhr) gegen die Slowakei aber auch nicht für Deutschlands U21 auflaufen wird, zeigt auf: Das "Wunderkind" steckt in einer Krise.

Wie bemerkenswert dieser Verzicht ist, legt Moukokos Bilanz in der U21 nahe. Die ähneln den Fabelwerten Moukokos aus Jugendzeiten: In 15 Spielen gelangen ihm 13 Tore, das reicht schon für Platz vier in der ewigen Torschützenliste der deutschen U21.

Moukoko kommt kaum zum Einsatz

"Leider ist es so, dass er sehr wenig zum Spielen kommt", sagte U21-Trainer Antonio Di Salvo zur brisanten Personalie im Sturmzentrum. Bei OGC Nizza, dem französischen Klub, zu dem Moukoko vom BVB ausgeliehen ist, sammelt der Stürmer in der Tat kaum Einsatzminuten. Zu Saisonbeginn brachte Trainer Franck Haise Moukoko noch regelmäßig, in der Europa-League-Gruppenphase durfte Moukoko sogar in sieben von acht Spielen von Beginn an ran.

Der altbekannte Bankplatz in Nizza | Bildquelle: Sebastian El-Saqqa / firo Sportphoto

Von Erfolg gekrönt ist seine Zeit in Frankreich aber nicht. Das Gruppenphasen-Aus (Moukoko blieb in allen Spielen torlos) in der Europa League bedeutete für Moukoko drastisch weniger Spielzeit - in der Liga vertraute ihm Haise nur zweimal von Beginn an. Im Jahr 2025 sind es ganze 20 Minuten auf dem Rasen, die Moukoko in der Ligue 1 erst ran durfte.

Gutes Training reicht nicht

Vier der letzten sechs Partien musste sich Moukoko über die volle Spielzeit von der Bank zu Gemüte führen, bei den verbleibenden zwei Spielen packte er es nicht einmal in den Kader. "Er trainiert gut, aber es ist nicht einfach", sagte Haise gegenüber dem Portal "Get French Football News" am vergangenen Wochenende. "Wir haben sechs, sieben, acht Spieler im Sturm. Wenn sie nicht in der Lage sind, sich zu präsentieren, Tore zu schießen und Vorlagen zu geben ...", so Haise vielsagend: "Ich muss Entscheidungen treffen und kann nicht ständig neue Spieler reinwerfen."

Für Di Salvo ist die Sache offenbar klar - kommt Moukoko in Nizza weiterhin nicht zum Einsatz, wird er nicht auf ihn setzen. "Entscheidend wird sein, in welcher Verfassung er ist: Wenn er spielen sollte, ist er logischerweise eine Option", sagt der Trainer mit Blick auf eine Nominierung Moukokos für die U21-EM im Juni in der Slowakei. Wenn sich die Situation nicht ändere, werde es "natürlich nicht einfacher, auf den EM-Zug aufzuspringen. Youssoufa möchte da auch nicht bevorzugt werden."

Wie alt ist Moukoko eigentlich?

Dass Moukoko für die U21 überhaupt noch ein Thema ist, liegt an seinem Alter. Moukoko wurde am 20. November 2004 geboren und ist damit 20 Jahre alt. Das ist zumindest die derzeit gültige Angabe. Eine TV-Dokumentation inklusive Recherche-Enthüllungen hatte Zweifel am Alter Moukokos in die Öffentlichkeit gebracht.

Moukoko äußert sich zur Frage nach seinem Alter nicht, konzentriert sich auf den Fußball. Doch wie es sportlich weitergeht, mehr oder weniger unabhängig von seinem Alter, steht angesichts seiner Formkrise in den Sternen. Angesprochen auf Moukokos Zukunft in Nizza positionierte sich Trainer Haise klar: "Wir kennen seine Situation. Er ist ein Leihspieler mit einer Kaufoption, die der Verein höchstwahrscheinlich nicht ziehen wird."

"Ausreichend Spielpraxis" war das Ziel

Als Moukoko vor der Saison nach Nizza verliehen wurde, äußerte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl die Hoffnung, dass dem strauchelnden Top-Talent "eine Veränderung und ein neues Umfeld jetzt guttun werden." Angesichts der Konkurrenzsituation in Dortmund wäre es für Moukoko "schwierig geworden, in den kommenden Monaten ausreichend Spielpraxis zu erhalten, um sich auf hohem Niveau weiterzuentwickeln."

Jetzt, ein knappes Dreivierteljahr später, erscheint klar: Moukoko und Nizza, das war nicht viel mit Weiterentwicklung. Die Leihe endet, Moukoko wird zumindest kurzfristig zum BVB zurückkehren, wo er im internen Ranking nach einem verlorenen Jahr in Frankreich kaum geklettert sein wird. Ein Abschied aus Dortmund erscheint möglich, um nicht zu sagen wahrscheinlich.

Quo vadis Youssoufa Moukoko?

Interessenten aus der Bundesliga und dem Ausland wird es trotz der schwierigen Phase geben. Zu groß ist die Strahlkraft des einstigen Juwels noch, zu präsent seine Torquoten aus der Vargangenheit, auch in der U21. Nur die allerhöchsten Fußball-Sphären werden Moukoko kaum noch zugetraut. Das "Wunderkind" von einst - es strauchelt.

Unsere Quellen:

  • Ergebnisübersicht auf Sportschau.de
  • Transfermarkt.de
  • Französisches Fußball-Portal "Get French Football News"
  • Pressekonferenz DFB (U21) mit Anotonio Di Salvo