Enttäuschte Spieler des 1. FC Köln

Fan-Unmut und verspielte Führungen - der 1. FC Köln sucht den Krisen-Ausweg

Stand: 26.10.2024, 11:36 Uhr

Beim 1. FC Köln schwindet die Geduld der Fans mit Team, Trainer und Sportchef. Vor allem die Abwehrpatzer sorgen für Unzufriedenheit und Punktverluste.

Von Michael Buchartz

Es war laut, gellend laut am Freitag in Köln: Doch anders als man das beim 1. FC Köln sonst gewohnt ist, nicht aufgrund der guten Stimmung. Die Rede ist vom einem gellenden Pfeifkonzert - gemeinhin bekannt als ein deutliches Zeichen der Unzufriedenheit - nach der Niederlage gegen den SC Paderborn. Der FC befindet sich in einer Formkrise und der Druck auf die Verantwortlichen wächst.

Fans fordern: "Keller raus"

Es wirkte wie ein Spiegelbild der aktuell tristen Stimmung rund um das Geißbockheim, als die Spieler mit hängenden Schultern zur Fankurve marschierten, um sich trotzdem bei den Fans zu bedanken. Und dort das erste Mal seit langer Zeit mit höchst frustierten Worten wieder weggeschickt wurden.

Doch nicht nur die Mannschaft bekam den Frust zu spüren. Laute "Keller raus"-Rufe hallten kurz vor Spielende durch das Stadion. Gemeint ist damit Sport-Geschäftsführer Christian Keller. Seit April 2022 ist dieser beim 1. FC Köln im Amt und bereits seit geraumer Zeit wächst die Kritik der Fans am letztlich verantwortlichen Mann für die Kaderplanung. Ihm wird vor allem eine verfehlte Transferpolitik vorgeworfen.

Sportchef Keller stellt sich vor Trainer und Team

Der Sportchef nahm bei "Sky" die Kritik hin und stellte sich vor das Team und den Trainer: "Die Menschen haben die Erwartung, dass wir besser abschneiden. Klar, dass sich da Wut und Verärgerung entladen müssen. Mir ist es aber lieber, dass es sich auf mich projiziert und nicht auf die Spieler, denn die müssen am Dienstag wieder ran. Der Trainer ist gesetzt. Er macht einen guten Job."

Besser abschneiden als zuletzt dürfte nun für das Pokalspiel gegen Kiel noch wichtiger geworden sein. Dass das Team von Trainer Gerhard Struber mehr Potenzial besitzt, ist unbestritten. Noch immer stellt Köln die zweitbeste Offensive der Liga. Bei den Siegen gegen Braunschweig, Schalke oder Ulm waren die spielerischen Möglichkeiten durchaus zu erkennen.

Köln verspielt oft Führungen

Auch die anderen Partien waren oftmals nicht so schlecht, wie sie erscheinen. Gegen Magdeburg führte man als klar dominierende Mannschaft bereits 1:0 - doch der FC verlor die Partie durch eigene Patzer noch. Gegen Elversberg war Köln sogar mit zwei Toren in Front, gegen Karlsruhe bereits mit drei Toren. Einen Sieg gab es trotzdem nicht.

Zwölf Zähler verspielten die Geißböcke bereits in dieser Saison nach einer Führung. Statt der laut Keller "unzureichenden Ausbeute" von zwölf Punkten könnten es damit eigentlich derer 24 sein. Kaum vorzustellen: Damit stände der FC an der Tabellenspitze. Trainer Struber legte nach dem Paderborn-Spiel den Finger in die Wunde: "Es braucht Erfolgserlebnisse und heute nach dem 1:0 hätten wir die Führung weg verteidigen müssen, aber das fällt uns im Moment sehr schwer."

Abwehrprobleme bereits seit Saisonbeginn

Dabei ist es gar nicht so sehr die eher etwas dürftigere Leistung wie gegen Paderborn, die den FC regelmäßig um Punkte bringt. Es sind vor allem individuelle Aussetzer. "Wir kriegen zwei dumme Tore aus einer eigentlich kompakten Position, wo nicht viel anbrennen darf", erklärte FC-Kapitän Timo Hübers.

Paderborn schlägt Köln - die Audio-Highlights

Sport 26.10.2024 02:46 Min. Verfügbar bis 26.10.2025 WDR


Gegen Paderborn war es erst Innenverteidiger-Kollege Julian Pauli, der vor dem Ausgleich einen Fehlpass in die Füße des Gegners spielte. Dann sprang Hübers höchstselbst an der Flanke vorbei. Auch vor dem zweiten Gegentreffer sah der eigentlich als Führungsspieler agierende Kapitän nicht gut aus. Es sind immer wieder ähnliche Fehler beim FC - 20 Gegentore sprechen eine deutliche Sprache zur bisherigen Abwehrleistung.

Trainer Struber appelliert an Fans: "Habt Geduld"

"Du darfst dir solche indivuellen Fehler nicht leisten, egal, ob du hoch oder tief stehst", erklärte Struber seine Sicht der Dinge. Der Österreicher steht wie sein Vorgesetzter Keller zunehmend unter Druck. Als Trainer ist es seine Aufgabe, Lösungen für diese erstaunlich großen Defensiv-Probleme zu finden.

Von den Fans fordert der Trainer noch etwas Geduld: "Die Mannschaft hat in den letzten Monaten einiges gemeinsam erlebt und da ist es sehr schwer, mental aus dieser Kluft zu kommen. Es gilt für alle Beteiligten dranzubleiben und die Mannschaft zu unterstützen. Dafür brauchen wir auch die Unterstützung der Fans." Am besten schon gegen Kiel - ohne Pfeifkonzert.