Im Vordergrund dreht sich das Logo des FC Schalke auf der Geschäftsstelle, im Hintergrund steht die Veltins Arena.

Schalke 04: Turbulente Mitgliederversammlung steht bevor

Stand: 15.11.2024, 10:58 Uhr

Sportliche Talfahrt, finanzielle Not: Auf der Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 dürfte es hoch hergehen.

Von Jörg Strohschein

Die Anspannung ist bei den Verantwortlichen ist seit Tagen deutlich zu spüren. Schließlich müssen sie sich für ein Szenario verantworten, dass den FC Schalke 04 bis nah an die Existenzgrenze gebracht hat.

Am Samstag (16.11.2024, ab 11.04 Uhr) müssen sich Aufsichtsratchef Axel Hefer und auch der seit Anfang des Jahres im der Funktion als Vorstandsvorsitzender tätige Matthias Tillmann vor mehreren tausend Mitgliedern in der Arena Auf Schalke verantworten. Und die Bilanz des Ruhrgebietsklubs ist sportlich wie wirtschaftlich äußerst bedenklich.

Die Nerven liegen bei vielen Mitgliedern ob der prekären Situation blank. Es wird eine emotionale, womöglich sogar äußerst unruhige Versammlung erwartet. Auch weil sich eine noch nicht näher benannte Opposition, die sich bislang dezent im Hintergrund gehalten hat, gebildet haben soll, um die Führungsriege abzulösen. Aber der Reihe nach.

Die finanzielle Lage

Trotz einer leichten Konsolidierung drücken den Verein noch immer Schulden in Höhe von rund 162 Millionen Euro. Zudem muss der Klub jährlich Zins und Tilgungen von 16 Millionen Euro aufbringen. Und: Das negative Eigenkapital hat sich auf 104 Millionen Euro erhöht - es müsste sich aber bis zum Jahresende um mindestens fünf Prozent verringern, sonst droht in der nächsten Saison sogar ein Punktabzug.

Ein Corona-Darlehen, ursprünglich über 35 Millionen Euro, muss noch zurückgezahlt werden. Außerdem werden in den nächsten drei Jahren zwei Fan-Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 50 Millionen Euro fällig.

Frisches Geld soll eine Fördergenossenschaft bringen, die auf der Mitgliederversammlung vorgestellt werden soll. Die Mitglieder sollen Anteile an der Arena kaufen. Mit den Einnahmen sollen vor allem "Altlasten abgebaut" werden.

Eine insgesamt gefährliche, wenn nicht sogar eine dramatische Situation für die Schalker, die aufgrund ihrer sportlichen Ausgangsposition - am Ende der 2. Bundesliga - kaum Hoffnung auf finanzielle Verbesserung haben dürfen und vielmehr das Überleben sichern müssen.

Die sportliche Situation

Nicht nur das vor der Saison neu gestaltete Profiteam bleibt - trotz eines deutlich marktgerechten Etats von rund 20 Millionen Euro - weit hinter den Erwartungen zurück. Die Schalker befinden sich nach zwölf Spieltagen in der 2. Liga auf Platz 14, gerade einmal zwei Punkte vor einem Abstiegsplatz.

Und auch die U23 des S04 - also der Unterbau für die Profis - steht in der Regionalliga West nach 14 Spieltagen mit mickrigen acht Zählern sogar auf dem vorletzten Platz.

Es stellt sich also die Frage, wo ist die sportliche Kompetenz im Klub?

Tillmann hat dem neuen Kaderplaner Ben Manga und dessen Team umfangreiche Machtbefugnisse gegeben. Bislang hat sich dieses Prozedere nicht ausgezahlt, die große Mehrzahl der Neuzugänge haben bislang nicht überzeugt. Man sei "vielleicht etwas zu mutig" gewesen und habe "zu sehr auf Potenzial und Zukunft gesetzt", gab Tillmann mit Blick auf die vielen Spieler im Sportschau-Interview zu.

Ebenso kritikwürdig war Tillmanns Verpflichtung vom bereits wieder geschassten Ex-Profi und Sportdirektor Marc Wilmots sowie die Vertragsververlängerung mit dem ebenfalls inzwischen gefeuerten Coach Karel Geraerts.

Hefer schwant offenbar, dass sein Vorstandschef mit der sportlichen Verantwortung überfordert sein könnte. Der Aufsichtsratsboss, der nicht zur Wahl steht, dachte schon laut darüber nach, den abgeschafften und angesichts der hohen Schulden wohl auch eingesparten Posten des Sportvorstands wieder zu besetzen.

Die Zeichen auf der S04-Mitgliederversammlung stehen auf Konfrontation.